Handball bei Olympia:Immerhin kurz das Stadion zum Schweigen gebracht

Lesezeit: 2 Min.

Es hat nicht gereicht für Xenia Smits und die deutschen Handballerinnen. (Foto: Bernadett Szabo/Reuters)

Vor der Riesenkulisse von 27 000 Zuschauern zeigen die deutschen Handballerinnen ihr bestes Spiel bei Olympia – scheitern aber knapp an Gastgeber Frankreich.

Von Carsten Scheele

Am Ende flossen die Tränen bei Julia Behnke, die Traurigkeit musste raus nach dem Olympia-Aus für die deutschen Handballerinnen. Aber es dauerte nicht lange, bis ein kleines Lächeln über das Gesicht der Spielerin des TuS Metzingen huschte. Behnke und die deutschen Handballerinnen hatten ihr Viertelfinale zwar 23:26 (10:13) gegen Gastgeber Frankreich verloren, aber ihre beste Partie bei diesen Sommerspielen gezeigt. Und nach unruhigen Tagen bewiesen, dass doch etwas in diesem Team steckt.

Aus dem inneren Kreise war Kritik laut geworden nach den Leistungen in der Vorrunde, als sich die Deutschen mit nur einem Sieg in fünf Spielen und unter Mithilfe der Konkurrenz glücklich fürs Viertelfinale qualifiziert hatten. Sie habe „nicht gearbeitet, um hier hinzukommen und dann abgeschlachtet zu werden“, sagte Rückraumspielerin Xenia Smits nach der 18:30-Klatsche gegen Norwegen. Das wirkte nach.

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Doch der Umzug nach Lille, raus aus der 6000-Zuschauer-Halle in Paris, rein ins Stade Pierre-Mauroy, hatte eine Reset-Funktion. Am Dienstag kamen 27 000 Fans in die umgebaute Fußballarena. Im Angriff klappte längst nicht alles, immer wieder scheiterten die Spielerinnen an der famosen französischen Torfrau Laura Glauser; doch die deutschen Spielerinnen bereiteten den favorisierten Gastgeberinnen in der zweiten Halbzeit einen kaum für möglich gehaltenen Kampf. Sie sei „bombenstolz auf diesen Auftritt“, sagte Emily Bölk, mit sieben Treffern beste Schützin ihres Teams: „Wir können uns erhobenen Hauptes verabschieden.“

Die Männer sollen es am Mittwoch besser machen – ebenfalls gegen Gastgeber Frankreich

Dabei geriet der Beginn ausgesprochen konfus, es gab Abspielfehler, Fangfehler und verworfene Bälle zu bestaunen, bei beiden Teams. In den ersten acht Minuten gelang den Französinnen nur ein Tor, den deutschen Frauen tatsächlich gar keines. Es war nicht das erste Mal, dass sie in einem so wichtigen Spiel eine kleine Ewigkeit aufs erste Tor warten mussten. Dann endlich, der erste Treffer, ein Schlagwurf von Smits (9. Minute), nach zuvor fünf Fehlversuchen. Die Französinnen – die meisten von ihnen spielen beim Dauermeister Metz – erarbeiteten sich anschließend einen Sechs-Tore-Vorsprung, den die Spielerinnen von Bundestrainer Markus Gaugisch in einer guten Phase reduzieren konnten. „Wir sind im Rennen“, rief Gaugisch in einer Auszeitansprache. Zur Pause lag das deutsche Team mit drei Treffern zurück (10:13), in Schlagdistanz also.

Das alles klang versöhnlicher als nach dem erzitterten Viertelfinaleinzug, der mittelschwere Zweifel an der Fortentwicklung dieser Mannschaft unter Gaugisch hervorgebracht hatte. Er habe gedacht, „wir wären sportlich schon einen Schritt weiter“, sagte der scheidende DHB-Sportvorstand Axel Kromer noch in Paris.

Doch in Lille zeigten die Spielerinnen ein anderes Gesicht, vor allem in der zweiten Halbzeit. 40 Minuten waren absolviert, da glichen die Deutschen nach zwei Treffern von Julia Maidhof aus (15:15). Die große Arena mit den zuvor lärmenden Fans in Blau, Weiß und Rot wurde plötzlich ganz still. Es war die beste Phase der deutschen Handballerinnen; nur hatten die Französinnen nicht vor, das Heimturnier schon im Viertelfinale zu verlassen. Und die Deutschen machten mit: Vorn verwarf Bölk aus freier Position, hinten verursachte Maidhof einen Siebenmeter samt Zweiminutenstrafe. Deutschland lag wieder mit drei Toren zurück (16:19), der Rückstand hielt bis zum Schluss. Und die 27 000 verabschiedeten die Französinnen mit viel Lärm.

Die Frauen sind also raus, die Männer sollen es besser machen in ihrem Viertelfinale am Mittwoch. Ebenfalls in Lille. Ebenfalls gegen Frankreich.

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