DFB-Frauen bei Olympia:Viertelfinale erreicht - aber Hrubesch grummelt

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Der erste von drei Treffern: Lea Schüller erzielt beim 3:1 gegen Sambia die Führung. (Foto: Silvia Izquierdo/AP)

Die deutschen Fußballerinnen besiegen Sambia 4:1 und erreichen ihr erstes Zwischenziel in Paris. Doch wieder gibt es Phasen, die beim Bundestrainer deutlich vernehmbaren Unmut erzeugen.

Von Anna Dreher

Horst Hrubesch, das war nicht zu überhören, war sauer. 69 Minuten waren gespielt, Laura Freigang und Sydney Lohmann hatten sich am Seitenrand bereitgemacht, Lea Schüller und Alexandra Popp liefen ihnen entgegen. Aber das war doch völlig falsch! „Ich hab’ doch eindeutig 75. Minute gesagt“, polterte der Interims-Bundestrainer. Nur waren die Wechsel quasi schon vollzogen, auch wenn Hrubesch seinen Unmut darüber weiter kundtat.

Schon das ganze Spiel über hatte er von draußen energisch Anweisungen reingerufen, dem 73-Jährigen hatte so manches nicht gepasst in diesem dritten Gruppenspiel gegen Sambia beim olympischen Fußballturnier. Am Ende aber konnte er lächeln. In der Nachspielzeit trug sich auch noch die eingewechselte Elisa Senß in die Liste der Torschützinnen ein, das deutsche Nationalteam hatte damit 4:1 gewonnen. Nun stehen sie auf Platz zwei in der Gruppe B. Viertelfinale erreicht, Anspruch erfüllt. Und das, obwohl dieser Abend mit ungewollten Veränderungen begonnen hatte.

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„Jetzt haben wir einen auf den Deckel gekriegt“: Die deutschen Fußballerinnen stoßen beim 1:4 im Gruppenspiel gegen die USA an Grenzen – immerhin entkräften sich Sorgen um eine erneute Verletzung.

Von Anna Dreher

Zur Ersten kam es kurz vor dem Anpfiff im Stade Geoffroy-Guichard von Saint-Étienne. Marina Hegering fiel nach dem Aufwärmen mit „leichten muskulären Beschwerden“ aus. Für sie kam Bibiane Schulze Solano. Die Abwehrchefin also fehlte in der Innenverteidigung, was gegen Sambia mit seinen schnellen Stürmerinnen Barbra Banda und Racheal Kundananji nun wirklich ungelegen kam. Bei der vorherigen Begegnung mit den Afrikanerinnen vor etwa einem Jahr hatten sich die Deutschen allzu leicht bei Kontern überrumpeln lassen.

Die Sambierinnen erhöhen den Druck in den Zweikämpfen und stören früh

Dass es noch eine weitere ungewollte Veränderung geben würde, deutete sich schon in den ersten Minuten an, als Kathrin Hendrich nach einem Duell mit Banda länger behandelt werden musste. Immer wieder griff sich die Innenverteidigerin an den Kopf. Aber erst mal ging es weiter für sie – und dann vor allem gut los für die Deutschen. Sie begannen offensiv nicht so auffällig mutig und forsch wie gegen die USA im zweiten Gruppenspiel (1:4), sondern eher abwartend überlegt wie gegen Australien beim Auftakt (3:0). Lea Schüller leitete die erste entscheidende Kombination selbst ein und bekam den Ball am Ende über die linke Seite von Klara Bühl wieder an ihren Fuß zurück, um ihn an der Strafraumgrenze direkt auf die Reise zu schicken, vorbei an Sambias Torhüterin Ngambo Musole zum 1:0 in der zehnten Minute.

Da war sie, die frühe Führung. Aber statt eine ihrer diversen folgenden Chancen für einen größeren Puffer zu nutzen, waren Schüller und ihre Mitspielerinnen wieder zu nachlässig, zu fahrig. Mal war niemand mit aufgerückt, mal fehlte Präzision und mal verhalfen die Deutschen mit Fehlpässen Sambia ins Spiel.

Ungwöhnlicher Patzer. Dutschlands Torhüterin Ann-Katrin Berger spielt den Ball bei der Spieleröffnung geradewegs zu Barbra Banda - die das 1:2 für Sambia erzielt. (Foto: Silvia Izquierdo/AP)

In der 22. Minute dann musste Hendrich nach erneuter Behandlung ausgewechselt werden, für sie kam Sara Doorsoun. Damit war auch die zweite Stammspielerin in der Innenverteidigung raus – und in Doorsoun und Schulze Solano ein überhaupt nicht eingespieltes Duo in der Verantwortung. Banda ließ Doorsoun bald darauf deutlich spüren, dass sie ihr in Bezug auf Athletik und Schnelligkeit überlegen war – doch es passierte nichts, weil Sambia aus den Möglichkeiten nichts machte. Die Abschlüsse gerieten zu harmlos, das Umschaltspiel glückte nicht. Aber die robusten Sambierinnen erhöhten den Druck in den Zweikämpfen und störten früh, was die Unsauberkeiten bei den Deutschen häufte.

Vor dem Gegentor unterläuft Torhüterin Ann-Katrin Berger ein Missgeschick

Es brauchte eine Pause, bis sich etwas änderte – dann aber änderte sich gleich viel. Kaum ging es weiter, hätte die eingewechselte Vivien Endemann aus kurzer Distanz beinahe erhöht, das übernahm kurz danach dann Bühl aus der Ferne: Die 23-Jährige traf aus etwa 23 Metern, unhaltbar für Musole (48. Minute). Und dieser gut herausgespielte Treffer hätte sicher Aufwind gegeben – wäre ausgerechnet der zuverlässigen deutschen Torhüterin Ann-Katrin Berger nicht ein Missgeschick unterlaufen aus der Kategorie verheerender Aussetzer. Berger wollte den nächsten Spielzug schnell eröffnen, und als hätte sich Banda unsichtbar gemacht und Berger so die Illusion einer freien Bahn geliefert, spielte Berger den Ball direkt zu ihr. Aus drei Metern Entfernung. Banda erzielte mühelos das 1:2 (50.), ihr zehnter Treffer bei Olympischen Spielen.

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Dass Kapitänin Alexandra Popp, nach Kniebeproblemen gegen Australien rechtzeitig wieder fit, schon in der ersten Hälfte von der Doppelsechs in den Angriff gewechselt war und Sjoeke Nüsken dafür zu Janina Minge ins Mittelfeld rückte, half. Popp zeigte ihre Präsenz in der Offensive, Nüsken spielte immer wieder gute spieleröffnende Pässe – wie in der 61. Minute. Nüsken sah Bühl auf der linken Seite, die rannte zum Strafraum, legte quer zu Schüller und dann war der Ball zum 3:1 drin.

Kurz danach hätte Bühl beinahe erhöht, traf jedoch die Latte. Nach einem Abseitstor von Endemann verpasste Schüller einen Hattrick, ihr Kopfball nach einer Ecke landete am rechten Pfosten (68.). Zehn Minuten später hatte Freigang das 4:1 wie auf dem Tablett von Endemann serviert bekommen – schoss aus rund elf Metern aber übers Ziel. Janina Minge versuchte es mit viel Wucht auch noch (90.+1) und traf ebenfalls Aluminium. Die Maschine, sie schnurrte jetzt. Da konnte Hrubesch das Wechselmissverständnis schon bald vergessen.

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