Die Dressur-Olympiasiegerin von 2012 und 2016, die Britin Charlotte Dujardin, wird nicht in Paris starten. Das gab sie am Dienstagnachmittag in den sozialen Medien bekannt. Der Grund sei ein vier Jahre altes Video, in dem sie als Trainerin bei einer „Fehleinschätzung“ einer Situation zu sehen ist. Ein für sie vollkommen untypisches Verhalten, wie Dujardin betonte.
Wie zuerst die britische Tageszeitung The Telegraph berichtete, sieht man in dem Video, wie Dujardin beim Training ein Pferd, auf dem ein anderer Reiter sitzt, durch zahlreiche Peitschenschläge auf die Hinterbeine zum besseren Piaffieren zu animieren versucht – die Piaffe ist eine trabartige Bewegung auf der Stelle, eine Kernlektion der Olympia-Dressur. Nach Informationen des Telegraph habe ein Whistleblower das Video einem niederländischen Rechtsanwalt übergeben, damit dieser eine Veröffentlichung ermögliche. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung soll bewusst gewählt sein, um den größtmöglichen Effekt zu erzielen, berichtet der Telegraph. Also kurz vor dem Olympiastart. Die Internationale Reiterliche Vereinigung (FEI), die den Vorfall untersucht, und der britische Reiterverband haben sich bisher nicht näher zu den Details geäußert, die FEI suspendierte Dujardin aber bereits vorläufig für sechs Monate – auf ihren eigenen Wunsch, wie der Verband klarstellte.
Dujardin zeigte sich reumütig: „Was passiert ist, war völlig untypisch und spiegelt nicht die Art und Weise wider, wie ich meine Pferde ausbilde oder meine Schüler trainiere, aber es gibt keine Entschuldigung. Ich schäme mich zutiefst und hätte in diesem Moment ein besseres Beispiel geben müssen. Ich entschuldige mich aufrichtig für mein Verhalten und bin am Boden zerstört, dass ich alle im Stich gelassen habe, einschließlich des Teams GB, der Fans und der Sponsoren“, schrieb Dujardin, die sich bis zum Abschluss des Verfahrens nicht weiter äußern will.
Charlotte Dujardin galt als eine der größten Konkurrentinnen des deutschen Dressurteams um Jessica von Bredow-Werndl, und sie ist eine der populärsten britischen Sportlerinnen. Mit sechs olympischen Medaillen ist sie gemeinsam mit der Radrennfahrerin Laura Kenny die erfolgreichste Olympiasportlerin ihres Landes. Mit einer weiteren Medaille hätte sie Kenny überholt. Für die goldfavorisierte britische Dressurmannschaft ist der Rückzug Dujardins ein herber Schlag, für sie rückt die bisherige Nummer vier, Becky Moody, nach.