Das Wichtigste zuerst: Nyara Sabally stand wieder auf dem Feld für Deutschland am Mittwochabend in der Arena von Bercy. Im ersten Gruppenspiel des olympischen Basketballturniers war die 24-Jährige unglücklich mit ihrer Teamkollegin Leonie Fiebich zusammengeprallt, die Diagnose: leichte Gehirnerschütterung. Sie konnte in den weiteren Vorrundenpartien gegen Japan und die USA nicht spielen. Nun, im Viertelfinale gegen Frankreich, kehrte sie wieder aufs Parkett zurück. Doch das erste Spiel der K.-o.-Runde wird Sabally nicht als schönste Erinnerung aus Paris mitnehmen zurück in die USA, wo sie kommende Woche schon wieder in der US-amerikanischen Profiliga WNBA gefordert ist.
Denn die deutschen Frauen sind gegen die klar besseren Französinnen verdient aus dem Turnier ausgeschieden. Eine 71:84 (33:45)-Niederlage stand nach der Schlusssirene aus Sicht der Deutschen auf der Anzeigetafel – Dirk Nowitzki, der in der ersten Reihe direkt am Spielfeldrand saß, neben den deutschen 3x3-Basketball-Goldgewinnerinnen, hatte dieses Mal kein Glück gebracht. Tags zuvor hatte der Würzburger vom selben Platz aus dabei zugesehen, wie die Basketballer um Dennis Schröder gegen Griechenland ins Halbfinale einzogen.
Basketballerin Leonie Fiebich im Gespräch:"Wer ist jetzt diese 1,90 Meter große Blonde da?"
Leonie Fiebich ist Deutschlands wohl vielseitigste Nationalspielerin. Zum EM-Start prangert sie unprofessionelle Strukturen im Frauen-Basketball an - und erklärt, wie Wiesnhits und Pantomime den Team-Zusammenhalt stärken.
Das erste Viertel begann eigentlich vielversprechend aus Sicht der DBB-Frauen, sie führten mit 15:13, Frankreich fand dagegen nicht so recht ins Spiel. Doch das Problem war, dass die Auswahl von Bundestrainerin Lisa Thomaidis danach eine zu schlechte Trefferquote hatte und viel mehr Ballverluste als ihre Gegnerinnen. So waren es zur Pause zwölf Punkte Rückstand, auch im dritten Viertel gelang den Deutschen zu wenig. Erst danach wurden sie stärker, das letzte Viertel entschieden sie mit 22:18 für sich – da war es aber längst zu spät.
Nyara Sabally, die zusammen mit Leonie Fiebich in New York spielt, erzielt insgesamt 20 Punkte, sie war die beste Deutsche auf dem Feld und Topscorerin. An ihrer Schwester Satou Sabally vom WNBA-Konkurrenten Dallas Wings lief das Spiel dagegen in den ersten beiden Vierteln völlig vorbei. Sie kam auf zehn Zähler, zu wenig, um die Französinnen noch einmal zittern zu lassen.
Um die Nominierung der Schwestern hatte es einige Debatten gegeben. Bei der EM hatten die DBB-Frauen ohne sie das Ticket für die Olympia-Qualifikation gebucht. Dort spielten die Saballys dann nach einer längeren, selbst gewählten Auszeit mit. Ihre Nationalteam-Kollegin Fiebich nannte ihre Integration daraufhin „eine Herausforderung“. Mit den beiden bestand die DBB-Auswahl dann aber die Olympia-Qualifikation. Und auch in Paris zeigten sie, welch starke Stützen sie für die deutschen Frauen sein können.
Vor dem Turnier gab es eine Diskussion um die Teilnahme der 3x3-Basketballerinnen
Eine weitere Debatte hatte sich noch kurzfristiger vor dem Turnier entsponnen. Svenja Brunckhorst und Sonja Greinacher, zwei der vier 3x3-Siegerinnen von Paris, hätten gerne auch in der Halle für Deutschland gespielt. Der Deutsche Basketball Bund lehnte dies aber ab. Letztlich wäre es organisatorisch auch kaum möglich gewesen, da die Vorrundenspiele in Lille ausgetragen wurden, die 3x3-Variante aber auf der Place de la Concorde in Paris. Und letztlich – das dürften auch Brunckhorst und Greinacher im Nachhinein gedacht haben – haben sie alles richtig gemacht.
Sie zeigten am Montag bei ihrem Olympiasieg auch jene Aggressivität im Spiel, die den DBB-Frauen zwei Tage später in der Halle fehlte. „Wir hätten physischer sein müssen. So wie wir am Ende gespielt haben, hätten wir immer spielen müssen“, sagte Satou Sabally später mit Tränen in den Augen. Aber die 26-Jährige blickte auch versöhnlich auf dieses Ende: „Ich bin stolz auf das Team und wie sich unser Basketball in Deutschland entwickelt hat.“