Biathlon bei Olympia:"Da oben fühlt man sich wie der größte Anfänger"

Biathlon bei Olympia: "Stehend ist nicht meine Spezialdisziplin": Biathlet Benedikt Doll hätte in China aber beinahe eine Überraschung geschafft.

"Stehend ist nicht meine Spezialdisziplin": Biathlet Benedikt Doll hätte in China aber beinahe eine Überraschung geschafft.

(Foto: Cameron Spencer/Getty Images)

Benedikt Doll verpasst über 20 Kilometer eine Medaille - und erklärt anschließend, wie schwer die chinesische Biathlon-Strecke auf 1700 Metern Höhe wirklich ist.

Von Saskia Aleythe, Zhangjiakou

Die Kette hüpft an seinem Hals auf und ab. Quentin Fillon Maillet rammt die Stöcke in den Schnee, katapultiert sich nach vorne, springt dabei fast ins Ziel. Begleitet wird der Franzose von den Rufen der paar Dutzend chinesischen Zuschauer, sie sind jetzt auch verhalten zu hören im Stadion von Zhangjiakou. Das geladene Publikum wedelt auf Anweisung der Ordner mit Fähnchen und stößt einen Schlachtruf aus, es soll Stimmung herrschen in der verlassenen Arena. Es ist das Letzte, was Fillon Maillet hört, bevor er erschöpft im Schnee liegt.

Der Franzose hat sich in dieser Saison zum Seriensieger entwickelt, er führt die Gesamtwertung an - und kann sich jetzt auch Olympiasieger nennen. Im Einzel über 20 Kilometer siegte er trotz zweier Strafminuten, mit beeindruckender Laufleistung. "Es war ein wunderbarer Tag für mich", sagte der 29-Jährige, "ich hätte nicht gedacht, mit zwei Fehlern noch gewinnen zu können." Silber sicherte sich Anton Smolski aus Belarus (0 Fehler/+14,8 Sekunden) vor Norwegens Johannes Thingnes Bö (2/+31,1 Sekunden).

Biathlon bei Olympia: Der Sieger: Quentin Fillon Maillet aus Frankreich ist in dieser Saison schwer zu schlagen.

Der Sieger: Quentin Fillon Maillet aus Frankreich ist in dieser Saison schwer zu schlagen.

(Foto: Lars Baron/Getty Images)

Auch die Deutschen konnten lange noch auf eine Medaille hoffen, bis Benedikt Doll beim letzten Schießen seinen zweiten Fehler des Tages fabrizierte, als Sechster kam er ins Ziel. Vom Publikum hatte er da nur wenig Notiz genommen, auch auf der Strecke herrschte "eine ganz spezielle Atmosphäre", merkte Doll an: "Man musste sich immer so ein bisschen wachschütteln: Hey Junge, du bist jetzt grad im Wettkampf."

Auf fast 1700 Meter kämpfen die Biathleten in China um ihre Medaillen - da bleibt manchem die Luft weg

Schläfrig wirkte Doll trotzdem nicht, er meisterte seine Aufgaben gut, aber mit dem einen Fehler zu viel. Wobei er im Anschluss nicht mit seinem letzten Stehendschießen haderte, sondern mit dem ersten Fehler des Tages. "Stehend ist nicht meine Spezialdisziplin. Eigentlich hätte ich Liegend fehlerfrei bleiben müssen", sagte Doll. Mit der viertbesten Laufzeit konnte er an seine Form von vor Olympia anknüpfen, auch wenn die Strecke in China ihre Tücken hat. "Sie sieht einfach vom Profil aus. Aber da oben fühlt man sich, als wäre man der größte Anfänger und kommt nicht mehr vom Fleck", sagte Doll, "weil man so am Schnaufen ist." Auf fast 1700 Meter kämpfen die Biathleten in China um ihre Medaillen, das ist sogar höher als beim Rennen in Antholz in Südtirol, der höchstgelegenen Weltcup-Station.

Roman Rees, der 2018 als Ersatzmann in Pyeongchang ohne Einsatz geblieben war, empfahl sich als zweitbester Deutscher mit Rang sieben für weitere Einsätze. "Das war für mich ein super Rennen", sagte Rees, er habe eigentlich kein "übertrieben gutes Körpergefühl" gehabt, da ist Platz sieben bei Olympia schon mehr als ordentlich: "Das zeigt, dass wir gut in Form sind, gute Ski haben. Das gibt ein gutes Gefühl für das, was noch ansteht." Bei Erik Lesser und Johannes Kühn war das Rennen aufgrund zu weniger Treffer schon zur Halbzeit gelaufen. Kühn wurde mit sechs Fehlern 51., Lesser landete mit einer Strafminute weniger auf Platz 67.

Für Olympiasieger Fillon Maillet ist es schon die zweite Medaille in China, in der Mixed-Staffel hatte er nach drei Strafrunden mit einem fast perfekten Schießen noch Silber erobert. Am Dienstagabend bekam er im Ziel Glückwünsche von Martin Fourcade, dem letzten großen Franzosen im Biathlon. "Das bedeutet mir sehr viel", sagte Maillet, "er hat gesagt, er ist sehr stolz auf mich."

Zur SZ-Startseite

Biathlon-Gold für Denise Herrmann
:Ein sehr seltener Triumph

Denise Herrmann wird Biathlon-Olympiasiegerin - acht Jahre nach ihrer Medaille im Langlauf. Und das in einem Winter, in dem es lange Zeit überhaupt nicht klappen wollte.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: