Olympia 2016:Pleite für Obama: Chicago scheitert in Runde eins

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Der Einsatz des US-Präsidenten war vergebens: Bei der Wahl des Olympia-Austragungsortes für 2016 ist Chicago überraschend früh ausgeschieden. Nun kommt es zum Finale zwischen Rio de Janeiro und Madrid.

Chicago ist bei der Wahl der Olympia-Stadt 2016 durch die Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Kopenhagen überraschend im ersten Durchgang ausgeschieden. In der zweiten Runde scheiterte Tokio. Damit sind noch Madrid und Rio de Janeiro im Rennen.

In Chicago reagierten Tausende Menschen, die sich schon am Morgen auf dem Daley-Square in der Bewerber-Stadt eingefunden hatten, um dort auf die Nachricht aus Kopenhagen zu warten und zu feiern, zunächst mit ungläubigem Schweigen, dann mit einem lauten Seufzen. "Das ist unfassbar. Chicago wäre ideal gewesen", sagte A.D. Frazier, einer der leitenden Organisatoren der Olympischen Spiele in Atlanta 1996, dem Sender CNN.

Zuvor hatte Rio de Janeiro mit einer leidenschaftlichen Schluss-Präsentation gepunktet und selbst den gelungenen Auftritt von US-Präsident Barack Obama überzeugend gekontert. Nach Obamas "dringender Bitte" an die IOC-Mitglieder, die Spiele 2016 "an Chicago, an die USA zu vergeben", hat Brasiliens Präsident Luis Inácio Lula da Silva am Freitag in Kopenhagen das Internationale Olympische Komitee (IOC) aufgefordert, den weißen Fleck auf der olympischen Landkarte zu tilgen und das weltweit größte Sport-Spektakel erstmals nach Südamerika zu vergeben.

Es sei Brasiliens Zeit, appellierte Lula. "Unter den zehn stärksten Wirtschaftsmächten der Welt ist Brasilien das einzige Land der Welt, das noch nie Olympia-Gastgeber war", erklärte der charismatische Staatschef in der einstündigen Vorstellung Rios, das zum fünftem Mal versucht, Olympia-Gastgeber zu werden. Am Abend wird IOC-Präsident Jacques Rogge gegen 19 Uhr (Eurosport live) die Siegerstadt verkünden.

Chicago durfte als erste der vier Metropolen seine Vorzüge in einer einstündigen Präsentation darstellen. Dabei warb Obama in seiner neunminütigen Rede für seine Heimatstadt. Olympische Spiele in Chicago würden "das beste Amerika zeigen. Ein weltoffenes Land, in dem sich die Besucher aus aller Welt willkommen fühlen würden", sagte der mächtigste Mann der Welt im Rahmen seiner Fünf-Stunden-Blitzvisite in der dänischen Hauptstadt. Es gehe darum, das "Bild von Amerika wiederherzustellen. Die fundamentale Wahrheit ist in den letzten Jahren etwas verloren gegangen."

First Lady Michelle Obama setzte mit einer sehr persönlichen Rede einen weiteren Höhepunkt. Als Tochter eines behinderten Vaters habe sie ein Vorbild gehabt, das seinen Kindern die Werte des Sports vermittelt habe. "Ich möchte Sie bitten, Chicago zu wählen, unser Land zu wählen. Ich sage das nicht nur als First Lady, sondern auch als Mutter und als Tochter meines Vaters, meinem Helden." Doch all der Einsatz war umsonst.

Rios Bewerbungschef Carlos Nuzman, selbst IOC-Mitglied, bat unterdessen seine Kollegen, "die Tür zu einem neuen Kontinent zu öffnen und die olympische Bewegung durch neue Energie nach vorne zu bringen." In der modernen Olympia-Geschichte seien 30 Spiele nach Europa vergeben worden, sagte Nuzman, fünf nach Asien, zwei nach Ozeanien und zwölf nach Nordamerika, davon acht in den USA - aber noch keine nach Südamerika.

Rios Bewerbungskomitee versuchte, die Kritik der IOC-Prüfer zu kontern. Das Sicherheitsproblem werde mit einem neuen Polizeisystem angegangen, die notwendige Großinvestition von 14 Milliarden Dollar für die fehlenden Infrastrukturen würden die fünftstärkste Wirtschaftsmacht der Welt noch stärker machen. Brasiliens Rolle als Gastgeber der Fußball-WM 2014 diene "als Sprungbrett für die bemerkenswertesten Spiele der Geschichte", meinte Bürgermeister Eduardo Paes. Lula versprach: "Rio ist bereit. Gebt uns die Chance, und ihr werdet es nicht bereuen."

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