Süddeutsche Zeitung

Olympia 2016 in Rio:Gouverneur gibt Bestechung vor der Olympia-Vergabe zu

Sergio Cabral belastet bei seiner Anhörung auch die IOC-Funktionäre Sergej Bubka und Alexander Popow. Die US-Fußballerinnen positionieren sich erneut gegen Trump.

Meldungen im Überblick

Sportpolitik: Der frühere Gouverneur des Bundeslandes Rio de Janeiro, Sergio Cabral, hat im Rahmen einer Gerichtsanhörung am Donnerstag Stimmenkauf bei der Wahl der brasilianischen Ausrichterstadt für die Olympischen Spiele 2016 bestätigt und die Angelegenheit in Details beschrieben. Laut Cabral seien bei der Abstimmung am 2. Oktober 2009 in Kopenhagen neun der 95 Wahlberechtigten des Internationalen Olympischen Komitee (IOC) mit insgesamt zwei Millionen US-Dollar bestochen worden.

Cabral beschuldigte konkret die ukrainische Stabhochsprung-Legende Sergej Bubka, IOC-Mitglied seit 2008 und heutiger Vizepräsident des Leichtathletik-Weltverbandes, sowie den früheren russischen Schwimmer Alexander Popow. Der 47-Jährige gehörte dem IOC zwischen 2000 und 2016 an und ist seither Ehrenmitglied. Beide wiesen die Anschuldigungen zurück. "Ich werde meine Anwälte anweisen, alle ihnen zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel einzusetzen", teilte Bubka via Twitter mit und verwies darauf, dass Cabral derzeit bereits "eine lange Haftstrafe wegen Korruption verbüßt".

Verantwortlich für den Stimmenkauf bei den IOC-Mitgliedern sowie die Verteilung der Summe sei der Senegalese Lamine Diack gewesen, damals noch Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, sagte Cabral. Der Kontakt sei über Brasiliens damaligen NOK-Präsidenten Carlos Arthur Nuzman zustande gekommen, das Geld habe der mittlerweile untergetauchte Multi-Unternehmer Arthur Soares auf Diacks Konten eingezahlt. Ursprünglich sei nur der Kauf von sechs Stimmen für 1,5 Mio US-Dollar geplant gewesen, weil Rio das IOC im Kampf gegen Chicago, Madrid und Tokio "sehr europäisiert" einschätzt habe. Dann sei aber Diacks Sohn Papa Massata gekommen und habe für zusätzliche 500.000 Dollar weitere manipulierte Stimmen angeboten. Das IOC teilte auf mit, dass die Ethikkommission den Vorwürfen von Cabral "unverzüglich nachgegangen" sei und die von ihm genannten IOC-Mitglieder "kontaktiert" worden seien.

Fußball, US-Team: Zwei Tage vor dem Finale der Fußball-Weltmeisterschaft hat Wortführerin Megan Rapinoe im US-Duell mit Präsident Donald Trump erneut Unterstützung aus den eigenen Reihen erhalten. Sie werde im Falle des Titelgewinns am Sonntag gegen Europameister Niederlande (17 Uhr) "absolut nicht" ins Weiße Haus reisen, sagte Defensivspielerin Ali Krieger bei CNN. "Ich lehne es ab, einen Mann zu respektieren, der anderen keinen Respekt zollt", ergänzte die 34-Jährige, die Trump auch schon auf Twitter kritisiert hatte.

Krieger, die fünf Jahre lang beim 1. FFC Frankfurt gespielt hat, betonte, dass ihre gute Freundin Rapinoe Unterstützung verdiene. Rapinoe ist eine bekannte Aktivistin gegen Rassismus, Homophobie und Geschlechterdiskriminierung und hatte sich im Laufe des Turniers in Frankreich eine vielbeachtete Auseinandersetzung mit Trump geliefert. Sollten die USA ihren Titel verteidigen, werde sie "garantiert nicht in das f***ing Weiße Haus" kommen, hatte Rapinoe gesagt.

Fußball, England: Der frühere niederländische Fußball-Nationalspieler Phillip Cocu ist neuer Trainer bei Derby County. Das gab der englische Zweitligist am Freitag bekannt. Der 48-jährige Cocu unterschrieb einen Vertrag über vier Jahre. Er folgt auf Frank Lampard, der Derby County am Donnerstag nach nur einer Saison verlassen hatte, um in der Premier League Trainer beim FC Chelsea zu werden. Der frühere Mittelfeldspieler Cocu spielte zu seiner aktiven Zeit unter anderem für den PSV Eindhoven und den FC Barcelona. Später führte er PSV als Coach zu drei Meistertiteln. Zuletzt stand Cocu in der Türkei bei Fenerbahce Istanbul unter Vertrag, nach nur vier Monaten trennte sich der Club allerdings von ihm.

Fußball, Nationalmannschaft: Lena Goeßling hat als erste Spielerin nach dem WM-Aus ihre Karriere in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft beendet. "Ich stehe der Nationalmannschaft in Zukunft nicht mehr zur Verfügung", sagte die 33 Jahre alte Fußballerin vom VfL Wolfsburg der "Bild" (Donnerstag). Sie "habe während des Turniers gemerkt, dass nicht mehr auf mich gebaut wird", erklärte eine der bekanntesten deutschen Fußallerinnen.

Die Mittelfeldspielerin war beim WM-Turnier in Frankreich nur ein einziges Mal zum Einsatz gekommen. Beim 1:0-Sieg im Gruppenspiel gegen Spanien stand sie in der Startelf. Das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg war am Samstag im Viertelfinale gegen Schweden ausgeschieden. Durch die 1:2-Niederlage verpasste das DFB-Team auch die Olympia-Qualifikation. "Der Mannschaft habe ich es am Abend nach dem verlorenen Spiel gegen Schweden mitgeteilt, der Bundestrainerin am Dienstag", sagte Goeßling.

Sportpolitik: Der frühere Fifa-Präsident Joseph S. Blatter hat vom Fußball-Weltverband noch einmal nachdrücklich die Herausgabe von rund 60 wertvollen Uhren verlangt, die ihm seiner Meinung nach zustehen. "Ich bin ein ehrlicher Mann. Ich will meine Uhren zurück und erwarte eine positive Antwort. Ansonsten geht die Angelegenheit vor Gericht", sagte der 83-jährige Schweizer in einem Interview mit der BBC. Blatter hatte bereits im Mai angekündigt, seinen Nachfolger Gianni Infantino verklagen zu wollen. Ihm gehe es um seine Integrität, zudem auch um die Rückgabe persönlicher Gegenstände. "Dass ist eine Frage des Respekts", wiederholte er bei der BBC.

Der Walliser betonte, dass er grundsätzlich mit sich und der Welt im Reinen sei, auf die Rückgabe der umfangreichen Uhrensammlung bestehe er aber. Die FIFA hatte jüngst den Anschuldigungen ihres früheren Chefs widersprochen und auf eine angebliche Übergabe der Zeitmesser im vergangenen Jahr verwiesen. Blatter behauptet aber nach wie vor, dass er nur die billigeren Chronographen erhalten habe. Er betonte, dass er nur die Uhren zurückbekommen wolle, die ihm als Privatperson gehören. Uhren, die er in seiner Funktion als Fifa-Boss geschenkt bekommen habe, könnten im Besitz des Verbandes bleiben. Blatter hatte die Fifa von 1998 bis 2016 geführt.

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