Olympia 2010: Biathlon:Magdalena Neuner - zweimal Gold reicht

Biathletin Magdalena Neuner lässt nach ihrer zweiten Goldmedaille das Staffelrennen aus: "Zweimal Gold und einmal Silber ist mehr, als ich mir erträumt habe."

Als Magdalena Neuner ihr zweites Olympiagold in der Tasche hatte, riss sie mit einem breiten Lächeln die Arme in die Höhe. Mit einer fulminanten Lauf-und Schussleistung erkämpfte sich die Deutsche im Massenstart-Rennen der Frauen ihren zweiten Olympiasieg und schwang sich damit endgültig zum Star dieser Winterspiele auf. Simone Hauswald mit Bronze komplettierte den großen deutschen Erfolg. Silber sicherte sich Olga Saizewa (Russland).

Olympia 2010: Biathlon: Magdalena Neuner

Magdalena Neuner

(Foto: Foto: AFP)

Trotz des Erfolges will Neuner auf einen Start in der Staffel verzichten. "Für mich sind die Olympischen Spiele heute beendet", sagte Neuner bei der Pressekonferenz im Deutschen Haus in Whistler. Ungläubiges Staunen bei allen Beobachtern - mit diesem Verzicht hatte niemand gerechnet. "Es war meine Entscheidung, Bundestrainer Uwe Müssiggang hat es mir überlassen. Ich habe gemerkt, dass ich vom Kopf her doch ziemlich fertig bin. Jetzt hoffe ich, dass die anderen Vier ein gutes Rennen machen und ihre Medaille holen", erklärte die 23-Jährige.

Zuvor hatte sich Neuner im Massenstart-Rennen bei herrlichem Wetter in den Bergen von Whistler gut erholt gezeigt. Die sechsfache Weltmeisterin wirkte frisch und gelöst. Schon auf der ersten Runde übernahm die 23-Jährige die Spitze des 30 Athletinnen umfassenden Feldes. Auch die von einer leichten Erkältung geplagte Kati Wilhelm war bei ihrem letzten Olympia-Auftritt im Einzel von Anfang an vorne dabei. Der Traum vom krönenden Abschluss ihrer großen Karriere ließ sie von Beginn an die Flucht nach vorne antreten.

Neuner und Wilhelm leisteten sich jedoch beim ersten Liegend-Schießen ebenso wie Andreas Henkel einen Patzer. Nur Simone Hauswald kam aus dem deutschen Quartett beim ersten Auftritt am Schießstand ohne Fehler durch und lag auf Rang drei. Neuner kehrte nach einer Strafrunde mit einem Rückstand von 20,9 Sekunden auf die Strecke zurück. Beim zweiten Liegend-Anschlag blieb die Wallgauerin dann ohne Fahrkarte und war damit wieder mitten drin im Medaillen-Rennen, aus dem sich Wilhlem hingegen frühzeitig verabschiedete. Die dreimalige Olympiasiegerin hatte große Schwierigkeiten mit der Einstellung ihres Gewehres und schoss dreimal daneben - vorbei der Traum vom Edelmetall bei ihren letzten Winterspielen. Auch Wilhelms Einsatz in der Staffel am Dienstag scheint nach den Problemen nicht mehr gesichert.

Fehlerfrei zum Schluss

Neben Neuner blieb Hauswald hingegen mit ihren zweiten fehlerfreien Schießen ebenfalls vorne dabei, auch Henkel kämpfte sich mit einem glatten Fünfer zurück in die Spitzengruppe, die beim ersten Stehend-Anschlag noch breit gefächert war. Hauswald leistete sich dann aber zwei Patzer, auch Neuner musste ein weiteres Mal in die Strafrunde. Nur Henkel blieb fehlerfrei. Als Sechste, Siebte und Achte gingen Henkel, Hauswald und Neuner auf die vorletzte Runde - die dritte Einzelmedaille für die deutschen Frauen in Whistler war weiter möglich. Die Entscheidung über die Medaillen im letzten Einzelrennen dieser Winterspiele fiel beim letzten Stehend-Schießen. Neuner und Hauswald blieben ebenso ohne Fehler wie Zaitschewa und gingen mit nur sieben Sekunden Rückstand auf die Schlussrunde.

Die deutschen Herren blieben dagegen am Sonntag auch im letzten Einzelrennen ohne Medaille. Olympia 2010 war ja für sie bisher der ständige Versuch, sich irgendwie wieder aufzurichten an Argumenten wie dem Wetterpech, oder dem Verfolgungsrückstand oder der nur partiell aussetzenden Laufform. Sonntagmittag war das letzte Einzel vorbei, und damit auch die letzte Hoffnung auf eine Einzelmedaille, und gewonnen hat der Russe Jewgeni Ustjugow vor Martin Fourcade (Frankreich) und Pavol Hurajt (Slowakei). Dass der Favorit und Silbergewinner im Einzel, Ole Einar Björndalen, mit sieben Strafrunden Viertletzter wurde, half den Deutschen auch nicht weiter.

Sie spielten zwei Runden lang ganz passabel mit, dann aber keine Rolle mehr. Michael Greis zeigte noch die vielfältigsten Qualitäten, ordnete sich aber als Zehnter in etwa dort ein, wo er schon die Saison über im Schnitt gelandet war; Andreas Birnbacher, Arnd Peiffer und Christoph Stephan kamen auf den Plätzen 15, 17 und 23 an. "Wir haben uns hier mehr vorgenommen", sagte Ullrich und fand Trost in einer eher allgemeinen Wahrheit: "Biathlon wird weitergehen."

Alle zusammen hatten sie schon länger die Fähigkeit verloren, einen Wettkampf regelmäßig und konzentriert von Anfang bis Ende durchzuziehen. Ullrich, der Ende der Saison verabschiedet wird, hat immer an die vielen Bausteine des Biathlons erinnert und beschworen, dass seine Läufer zum Saisonhöhepunkt schon wieder alles vereinen würden. Doch es blieb dabei, irgendein Bauklotz fehlte immer.

Männer hoffen auf die Staffel

Diesmal war es das erste Stehendschießen. Greis und Peiffer waren noch mit der Führungsgruppe auf die Matten gestiegen, dann aber verließ sie die Konzentration oder die Selbstsicherheit. Michael Greis verfehlte eine Scheibe, Peiffer und Birnbacher verpassten jeweils zwei. Dass solche Ergebnisse als krisenhaft empfunden werden, liegt vor allem an der recht beeindruckenden Vergangenheit der Deutschen, denen bei Olympia noch immer ein kleines Paket an Einzelmedaillen gelungen war. Immer? Nein, da waren ja noch die Spiele in Nagano 1998, wo das DSV-Team zunächst auch leer ausgegangen war und in der Staffel dann Gold holte. Die Männer-Staffel findet am Freitag statt.

Im Video: Es war ein medaillenreicher Tag für die deutsche Olympiamannschaft. Perfekt auch ihre Leistung, Magdalena Neuner. Sie gewann die Goldmedaille im assenstart-Wettbewerb über 12,5 Kilometer.

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