Olympia:Die Jüngste überrascht

Olympia: Gratulation von der Teamkollegin: Olympiasiegerin Hannah Neise (rechts) lässt sich von Jacqueline Lölling drücken

Gratulation von der Teamkollegin: Olympiasiegerin Hannah Neise (rechts) lässt sich von Jacqueline Lölling drücken

(Foto: Julian Finney/Getty Images)

Die 21-jährige Skeletonfahrerin Hannah Neise fährt bei ihrem ersten Olympia-Auftritt zu Gold - es ist die dritte Medaille für die kleine Kufensport-Abteilung

Am Ende war auch die Siegerin überfordert. Da stand sie, Hannah Neise, mit einer Goldmedaille um den Hals und den Gedanken im Kopf: was ist da gerade passiert? Neise, das war ihrem Umfeld längst bekannt, hat ein Talent für den Eisbahn-Sport und das Gefühl für den Kurvenrhythmus. Sie legt einen schnellen Start vor und verfolgt eine direkte Linie bis nach unten. Nun hielt die Sauerländerin die logische Folge in Händen - sie ist Olympiasiegerin auf dem Skeleton, mit 21 Jahren und als erste deutsche Frau, die das auf dem Vornüber-Schlitten geschafft hat.

Skeleton, das sieht wagemutig aus, weil man sich mit dem Kopf voraus in hohem Tempo hinabstürzt, doch die größere Herausforderung ist das Lenken, zumal als eher leichte Sportlerin auf einer Bahn die als drucklos, also mit wenig Grip, gilt. Das fordert schon die erfahrenen Könner, und erst recht auch ein Talent wie Neise. Als sie am Morgen des Finales aufwachte, es war erst sechs Uhr, überkam sie Nervosität, sodass sie ihrer Mutter schrieb, die ihr riet: "Vertraue auf das, was du kannst." Das beherzigte Neise, sie konzentrierte sich auf ihre Stärken, womit andere störende Gedanken zurückwichen - kein Wunder, dass Trainer Christian Baude sie später lobte: "Hannah macht wenig Fehler und wenn sie mal einen macht, bleibt sie ruhig."

Hinter Neise gewann die Australierin Jaclyn Narracott Silber, vor der Niederländerin Kimberley Bos. Nach den Erfolgen von Christopher Grotheer und Axel Jungk, die Gold und Silber gewannen, war dies die dritte Medaille für die deutsche Skeleton-Abteilung. Dabei hatte die Jüngste den Auftakt in die olympischen Rennen verpatzt, war nur Achte. Doch schon im zweiten Lauf rauschte Neise auf Platz zwei, übernahm im dritten mit Bahnrekord die Führung und setzte im Finale noch eine Bestzeit drauf. Teamkollegin Tina Hermann wurde Vierte, Jacqueline Lölling, die Silbergewinnerin von 2018, Achte.

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