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So kennt man Oliver Kahn als Spieler: Mit wehender Mähne, unzähmbar, mit feurigem Ehrgeiz und dem einen oder anderen Ausraster (hier seine Kungfu-Szene beim Auswärtsspiel in Dortmund 1999). Wer heute "echte Typen" vermisst, denkt gerne an die Zeit zurück, als er noch aktiv war. Der "Titan" erfüllte in seiner Laufbahn den Typenanspruch so sehr, dass er für mindestens zehn normale Bundesliga-Typen zählte. Jetzt steigt er als Vorstand beim FC Bayern ein - sein Image hat sich nach dem Karriereende als aktiver Fußballer stark verändert.
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Seine Karriere als Mann ganz hinten begann viele Jahre zuvor im Tor des Karlsruher SC, wo er bereits als Sechsjähriger spielte und für den er im November 1987 sein erstes Bundesligaspiel bestritt. Damals sagte er, dass der Torhüter-Konkurrent im Verein sein Feind ist. Kahn wurde dank seines Willens, aber auch dank seines Talents bald zu einem der Besten der Liga, der FC Bayern verpflichtete ihn 1994 als Nachfolger von Raimond Aumann. Die Münchner zahlten die damals höchste je für einen Bundesliga-Torhüter veranschlagte Ablösesumme von ...
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... knapp 2,5 Millionen Euro. Nach drei Spielzeiten ohne Titel feierte Kahn 1997 seine erste Meisterschaft. Sieben weitere Meistertitel sowie sechs Siege im DFB-Pokal sollten folgen.
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So sehr Kahn von den Bayern-Fans geliebt wurde, so sehr wurde er zum Hassobjekt für andere. Eine Zeit lang war es Mode, Kahn als Affen zu imitieren und mit Bananen zu bewerfen. Es gelang ihm, diese Angelegenheit ins Lustige zu wenden und gegen Ende seiner Karriere erklärte er in einem Interview mit dem SZ-Magazin sogar, diese Bananenwürfe hätten ihn nur stärker gemacht. Doch es gab Vorfälle, die alles andere als komisch waren.
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Im Jahr 2000 warf ihm in Freiburg ein Fan einen Golfball gegen den Kopf. Kahn tobte, kam aber ohne schwere Verletzungen davon. Er habe nicht einmal Kopfweh, teilte er am nächsten Tag bei einer Pressekonferenz mit.
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Kahn arbeitete aber auch an seinem Image. Im April 1999 knabberte er in einem Wutanfall am Ohr des Dortmunders Heiko Herrlich, andere sagten damals, er habe einen Vampirbiss vorgetäuscht. Kahn erklärte später der SZ, die Aktion sei ein Ventil gewesen, um aufgestauten Druck loszuwerden: "Das war der Höhepunkt meiner Aggressionen, die sich je in mir entladen haben. Da war irgendeine innere Kraft, die signalisieren wollte: Ich mag nicht mehr."
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2001 feierte Kahn seinen größten Triumph - den Champions-League-Titel. Am Finalsieg gegen Valencia hatte Kahn erheblichen Anteil, weil er im Elfmeterschießen gegen Carboni und Pellegrino parierte. Im gleichen Jahr wurde er - nach 1999 - zum zweiten Mal Welttorhüter.
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Für die Nationalmannschaft nahm er an vier Weltmeisterschaften teil, seinen bittersten Moment erlebte er bei der WM 2002. Als Kapitän hatte Kahn Deutschland ins Endspiel geführt. Als erster Torwart wurde er von der Fifa zum besten Spieler eines WM-Turniers gewählt, doch im Finale gegen Brasilien patzte er. Einen Schuss von Rivaldo ließ der Schlussmann nach vorne abprallen, Ronaldo staubte ab zum Führungstreffer. Deutschland verlor, Kahn blieb minutenlang regungslos am Torpfosten sitzen. Ein inzwischen legendäres Bild.
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Auf der Ersatzbank landete er 2006. Nach einem monatelangen Kampf hatte sich der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann gegen Kahn und für Jens Lehmann als Stammtorhüter entschieden. Dass Kahn trotzdem mitfuhr und sich brav auf die Bank setzte, rechneten ihm die Fans hoch an. Als er dann vor dem Viertelfinal-Elfmeterschießen gegen Argentinien auf seinen Erzrivalen zuging und ihm viel Glück wünschte, schlossen ihn die Fans in ganz Deutschland (nicht nur die Bayern-Fans) in ihr Herz. Anschließend wurde Kahn sogar in vielen Auswärtsspielen des FCB von den gegnerischen Fans bejubelt.
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Auch deshalb durfte Oliver Kahn gleich zweimal den Bambi in Empfang nehmen. 2001 und 2006 erhielt er den Medien- und Fernsehpreis. Doch in Erinnerung wird Oliver Kahn nicht als wohlfrisierter Sunnyboy auf dem roten Teppich bleiben.
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Sondern weil er ein fantastischer Torwart war, der im Zweifel auch mal über das Ziel hinausschoss. Zum Beispiel in der legendären Szene 2001 in Rostock, als Kahn in der Nachspielzeit in den gegnerischen Strafraum lief und den Ball ins Tor faustete. Im Anschluss sagte er scherzhaft: "Ich dachte, der Torwart darf im Strafraum den Ball mit der Hand spielen."
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2008 folgte sein Rücktritt nach vielen Jahren im Tor des FC Bayern. Er und die Münchner, das war eine schöne Geschichte - Kahn wollte immer gewinnen und am liebsten nie hinter sich greifen. Sein Abschiedspiel war tränenreich, in München sollen selbst die Hartgesottensten damals geschluckt haben. Doch Kahn hielt sich wacker, er weinte erst in der Kabine.
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Im selben Jahr startete er sein neues Leben: als ZDF-Experte. Davon konnte ihn im Frühjahr 2009 auch das Angebot des FC Schalke, Manager zu werden, nicht abhalten. Sympathien gewann Kahn mit seinen detaillierten Analysen, seinem Humor und seiner Selbstironie. Vor allem seine Moderationen mit Oliver Welke erfreuen sich großer Beliebtheit. Kahn erhielt den Sportjournalistenpreis 2015 und 2017 in der Kategorie Beste/r Sportexperte/in. Zum Jahreswechsel wartet in München eine neue Aufgabe auf ihn...
Quelle: Andreas Gebert/picture alliance / dpa
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... denn ab Januar wird er in den Vorstand des FC Bayern aufrücken. Zunächst als einfaches Mitglied, ab Ende 2021 dann als Vorsitzender. Dann läuft der Vertrag des langjährigen Bayern-Bosses Karl-Heinz Rummenigge aus. "Ich bin mit dem Verein tief verbunden, er hat mein Leben sehr stark geprägt", sagte Kahn: "Es ist eine große Ehre für mich, dass mir zunächst das Amt des Vorstandes und später der Vorsitz des Vorstandes übertragen wird." Er war als "Titan" gegangen - und kommt als Elder Statesman zurück.