Ole Einar Bjørndalen bei der Biathlon-WM:Mit 38 Jahren fängt das Biathlon-Leben an

Der Norweger Ole Einar Bjørndalen ist der erfolgreichste Biathlet überhaupt, 2009 gewann er vier von fünf WM-Rennen. Mittlerweile ist er nicht mehr der Jüngste, spürt seinen Körper, sieht die Konkurrenz vorbeiziehen - aber seiner Lust am Sport kann dies nichts anhaben. Auch in Ruhpolding will er Gold im Einzel. Und anschließend nach Sotschi.

Carsten Eberts, Ruhpolding

Pyeongchang vor drei Jahren, da war die Welt für Ole Einar Bjørndalen in Ordnung. Gleich zum Auftakt der WM gewann er das Sprintrennen, es folgten Siege in der Verfolgung und im Massenstart. Schließlich holte die norwegische Staffel Gold. Vier WM-Titel bei fünf Starts, so mochte Bjørndalen es. Er war damals 35 Jahre alt.

Biathlon-WM 2012

Der alte Mann und der Sport: Ole Einar Bjørndalen will zu den Olympischen Spielen nach Sotschi. 

(Foto: dpa)

Drei Jahre später ist Bjørndalens Welt eine andere.

Im WM-Sprint von Ruhpolding landete der Norweger mit drei Schießfehlern auf Platz 21, in der Verfolgung rutschte er mit weiteren sechs Fehlschüssen auf Rang 27 ab. Selbst nach der Mixed-Staffel, als Norwegen mit Bjørndalen Gold holte, sagte er: "Es war nicht mein Verdienst, dass wir gewonnen haben."

Früher wurde er manchmal "der Kannibale" genannt, weil er, ähnlich wie einst der belgische Radprofi Eddy Merckx, unerbittlich und mit lässiger Arroganz Rennen um Rennen gewann. Und zum erfolgreichsten Biathleten wurde: 93 Weltcupsiege hat er in seiner Karriere geholt, sechsmal Olympia-Gold, dazu 17 WM-Titel. In dieser Saison reichte es gerade mal zu einem Weltcupsieg. "Es war eine schwere Saison für mich, aber ich bin auf einem guten Weg", sagt Bjørndalen.

Aufgeregt oder beunruhigt wirkt er in den Ruhpoldinger WM-Tagen nicht, viel mehr gelassen. Lächelnd sagt er: "Meine physische Form stimmt jetzt. Wenn ich noch besser schieße, kann ich langsam auf eine Medaille schauen."

Zwei WM-Einzelrennen hat er noch Zeit, damit diese Saison nicht eine verlorene wird. Seine erste verlorene Saison überhaupt. Der 20-Kilometer-Einzelwettbewerb am Dienstag (Beginn 15:15 Uhr, Liveticker auf SZ.de) und der finale Massenstart am Sonntag - Bjørndalen sagt: "Auch wenn es in dieser Saison lange gedauert hat, bis ich fit war: Jetzt will ich Gold holen." Dazu kommt natürlich auch noch die Staffel am Freitag.

Bjørndalen erklärt, er kenne den Grund für seine mäßige Saisonleistung - und nein: Am Alter liege es nicht. Nur ist er mit 38 Jahren mehr als früher auf eine reibungslose Vorbereitung angewiesen. Und die hatte er im vergangenen Sommer nicht.

Als es "peng" machte

Im Urlaub in Südtirol war er im Wald unterwegs, mit seinem Schwager, er wollte ein ziemlich großes Holzstück aufheben. "Peng" habe es im Rücken gemacht, erzählt Bjørndalen. Dann lag er darnieder.

Es war kein Bandscheibenvorfall, aber drei Bandscheiben drückten auf die Nerven. Die lange Regeneration versaute ihm die ganze Vorbereitung. "Ich war noch nie in so einer schlechten Verfassung", sagt Bjørndalen über die schwere Zeit im Herbst: "Ich musste bei null anfangen. Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben Probleme."

Auch im norwegischen Team ist die Situation eine andere. Schon im vergangenen Jahr musste er Tarjei Bø vorbeiziehen lassen, nun ist Emil Hegle Svendsen der neue Spitzenmann. In der Presse seines Landes führte dies zu Kritik und Hohn: Bjørndalen solle aufhören, wenn er nicht mehr vorneweg laufen kann, hieß es.

Bjørndalen stellte sich taub. "Ich lese nicht viele Zeitungen", sagt er. Und holte Mitte Februar in Kontiolahti, wenn auch in Absenz vieler Spitzenleute, plötzlich seinen ersten Weltcupsieg der Saison.

Bis Sotschi 2014 will er noch weitermachen, sagt Bjørndalen: "Motivation ist bei mir kein Thema. 2014 sind nur zwei Jahre, das schafft man schon." In der norwegischen Presse war das Echo wiederum groß - doch Bjørndalen stellte sich einfach wieder taub: "Ich weiß, was ich will in Sotschi. Einer meiner letzten Wünsche ist, dort Gold zu holen. Dafür kämpfe ich." Und er lächelt.

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