Süddeutsche Zeitung

Basketball-Pokalfinale:Mal wieder eine Trophäe

Die Basketballer des FC Bayern kommen gerade rechtzeitig wieder in Form: Nach ihrem Sieg über Alba Berlin bezwingen sie im Finale Oldenburg.

Von Christoph Leischwitz

Sieben Minuten vor Schluss legte Nick Weiler-Babb den Ball sehenswert über das Brett in den Korb. Es war der Moment, in dem auf dem Gesicht eines Bayern-Spielers ein Siegerlächeln die ernste Konzentration durchbrach. Der Shooting Guard hatte den Vorsprung auf 19 Punkte erhöht, endlich wurde es einmal leiser in der Arena in Oldenburg, wo die EWE Baskets ein Heimspiel im Top-Four-Finale um den nationalen Pokal genossen hatten. Und der Außenseiter des Turniers hatte sich mehr als nur gut verkauft. Doch die Basketballer des FC Bayern hatten an diesem Wochenende rechtzeitig zu jener Form gefunden, die eigentlich die ganze Saison über von ihnen erwartet wird. Oben auf dem Videowürfel stand am Schluss ein 78:90.

Es ist der vierte Pokalsieg für die Bayern und der zweite Titel für Trainer Andrea Trinchieri. Der Italiener, selten genug kommt es vor, bekam das Lächeln nach der Schlusssirene auch nicht mehr aus dem Gesicht, als er von Gegnern wie Mitstreitenden umarmt wurde. "Das fühlt sich natürlich super an, es gibt keine zwei Meinungen, dass wir verdienter Pokalsieger geworden sind", sagte Bayerns Präsident Herbert Hainer, der ebenfalls mit nach Oldenburg gereist war. Mit Blick auf die schlechte Stimmung in den Tagen vor diesem Turnier merkte er noch an, dass Druck beim FC Bayern nun mal positive Energien freisetze.

Wir haben einen sehr schwierigen Februar gespielt", das hatte Bayerns Geschäftsführer Marko Pesic schon vor diesem Finale gesagt. Aber das Halbfinale am Samstag gegen Alba Berlin (83:77) habe ja schon gezeigt, dass die Einstellung stimme. Was vielleicht auch daran lag, dass mehrere zuvor verletzte Spieler, allen voran Kapitän Vladimir Lucic, nun mehr oder weniger überraschend wieder zur Verfügung standen. "Auf einmal sind alle gesund, wenn es um etwas geht", scherzte Pesic bei Magentasport. Das stimmte zwar nicht ganz, eher schon: fast alle. Aber es war auch eher die Mentalität betreffend gemeint, und damit auch jene Rekonvaleszenten gerichtet, die vor allem auf der Bank saßen.

Die Bayern demonstrierten vor der Anreise und nach dem Halbfinal-Erfolg mannschaftliche Geschlossenheit. In den hauseigenen Medien lief ein Video vom gemeinsamen Abendessen, Paul Zipser bekam eine große, weiße Torte mit ein wenig Pyrotechnik darauf zu seinem 29. Geburtstag geschenkt. Zuvor hatte er keine Sekunde gespielt. Und am Sonntag dann hängten sie das Trikot von Augustine Rubit in der Kabine auf, als ob er dabei wäre. Der US-Amerikaner hatte sich im Spiel gegen Alba den Knöchel verdreht und verließ danach, auf Helfer gestützt, das Spiel. "Er wird jetzt gerade operiert", sagte Pesic wenige Minuten vor dem Final-Tipoff, es handele sich um eine Achillessehnenverletzung. Auf die Frage, ob das möglicherweise schon das Saisonaus für den Forward bedeute, sagte Pesic nur: "Es sieht nicht gut aus." Trainer Trinchieri hatte daraufhin metaphorisch angekündigt: "Wir werden Rubit wie eine Torte ansehen, die wir nun in Stücke schneiden, und jeder Spieler übernimmt einen Teil der Verantwortung."

Und auch, wenn schon wieder ein wichtiger Spieler ausgefallen war (und Zipser wieder nicht zum Einsatz kam): Mannschaftliche Geschlossenheit bestimmte auch den Auftritt auf dem Parkett. Oldenburg gelangen zwar immer wieder spektakuläre Punkte, die das Heimpublikum abholten, wie zum Beispiel ein buzzer beater von Forward Alen Pjanic zum Ende des ersten Viertels, das trotz klarer Überlegenheit lediglich mit 24:16 an die Bayern ging. Ein wilder zweiter Abschnitt mit zahlreichen Ballverlusten endete Remis (19:19). Aufbauspieler Cassius Winston konnte gegen Oldenburg lange nicht so glänzen wie tags zuvor gegen Alba, er verlor zahlreiche Bälle im Spielaufbau, ebenso wie sein Positions-Zwilling Corey Walden, der aber immerhin auf 18 Punkte kam - ebenso viele übrigens wie Lucic.

Einmal mehr gehörte jedoch Freddie Gillespie zu den wichtigsten Akteuren. Wie wichtig der 25-jährige Center für das Spiel war, konnte man auch an seiner Spielzeit ablesen, er stand in beiden Spielen des Turniers zusammengenommen die meiste Zeit auf dem Feld, über 56 Minuten.

Am kommenden Donnerstag schon geht es für die Bayern zurück in den Euroleague-Alltag, mit einer Reise zu Maccabi Tel Aviv. Im internationalen Wettbewerb noch die Playoffs zu erreichen, wird ein schweres Unterfangen. Aber zumindest haben sie in dieser Saison schon einmal etwas zum Lachen gehabt.

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