Offener Brief von Fußballprofi:Hilferuf an Pep und Zidane

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Zahir Belounis (re.) und François Hollande: Kampf um Ausreise aus Katar (Foto: Zahir Belounis)

Der französische Fußballprofi Zahir Belounis sitzt seit 2012 in Katar fest. Wegen eines Vertragsstreits mit seinem katarischen Ex-Klub Al-Jaish bekommt er kein Ausreisevisum. Deshalb ruft er per offenem Brief Landsmann Zinédine Zidane zu Hilfe - und Pep Guardiola.

Von Thomas Kistner

Der Weltverband Fifa sucht just unter Einbezug aller Mitwirkenden im Fußballgeschäft, von den Klubs bis zur Spielervertretung, nach einem verträglichen Termin für die WM 2022 in Katar. Als PR-Helfer stemmen sich prominente Fürsprecher des Emirats wie (der auch für die Gasindustrie im WM-Land Russland lobbyierende) Franz Beckenbauer gegen Berichte von Gewerkschaften und Menschenrechtlern, dass ausländische Arbeiter in Katar unter unwürdigen Umständen ausgebeutet würden.

Nun erfährt die Werbeoffensive einen Dämpfer. Der französische Fußballprofi Zahir Belounis erhält im Zuge eines Vertragsstreits mit seinem Ex-Klub Al-Jaish seit 2012 kein Ausreisevisum und sitzt mit der vierköpfigen Familie im Land fest. Deshalb ruft er per offenem Brief Landsmann Zinédine Zidane zu Hilfe - und Pep Guardiola. Der Bayern-Coach spielte einst in Katar, später wirkte er als fürstlich dotierter Werbetrommler für den WM-Bewerber.

Offener Brief im Wortlaut
:"Tausende Menschen werden hier gefangen sein"

Zahir Belounis sitzt wegen Streitigkeiten mit seinem Ex-Klub in Katar fest. In seiner Not schreibt der französische Fußballprofi einen offenen Brief an Pep Guardiola und Zinédine Zidane. Darin schildert er seine Lebensbedingungen und wie sich das Visum-System auf die WM 2022 in Katar auswirken könnte. Der Brief im Wortlaut.

"Ich habe meine Familie in Frankreich seit Juni 2012 nicht gesehen, weil mir mein Arbeitgeber kein Visum gibt, um das Land zu verlassen. So ein spezielles Dokument gibt es nur hier und in Saudi-Arabien", schreibt Belounis. "Es trifft nicht allein mich. Viele Arbeiter, die die WM-Stadien bauen, können in dieselbe Situation geraten." Belounis klagt: "Seit Monaten durchlebe ich einen Albtraum wegen des Kafala-Systems. Es bringt mich langsam um, und viele andere könnten dasselbe erleben."

Der Profi bittet Guardiola und Zidane, ihren Einfluss als "WM-Botschafter für Katar 2022" zu nutzen. Das Ausreise-System Kafala erlaubt in Katar beschäftigten Ausländer das Verlassen des Landes nur mit spezieller Einwilligung ihres Arbeitgebers. Belounis erhielt diese Genehmigung zwar wie sein seit 2010 festsitzender Landsmann, Fußballtrainer Stephane Morello, mehrfach zugesagt. Doch sollen die Sportler auf über Jahre ausstehende Saläre verzichten und mittellos abreisen. Belounis lebt in einem leergeräumten Haus, er schreibt, er schäme sich vor den Töchtern.

Ein Vertreter der Organisation Human Rights Watch teilte der SZ mit, Belounis sei verzweifelt. "Trotz stiller Diplomatie der Regierung Frankreichs und Zahirs Zustimmung, auf zwei Jahre Lohn zu verzichten, brachen Katars Behörden mindestens zweimal ihr Ausreise-Versprechen. Leider ist das üblich in Katar, wo die Gesetze Arbeitgebern alle Macht geben, ausländische Mitarbeiter an der Ausreise zu hindern."

Zugleich fordert die globale Profispieler-Gewerkschaft Fifpro Fifa-Chef Sepp Blatter zum Eingreifen auf. Belounis müsse das Land samt Lohn verlassen, zumindest sollte er den Gehaltsstreit mit Katar vor einer Fifa-Kammer austragen dürfen, verlangt sie. Andernfalls werde ein Fifpro-Vertreter mit Emissären der internationalen Arbeitergewerkschaft ITUC Belounis in Doha aufsuchen. Fifpro sei "sehr vertraut mit solchen Fragen im WM-Land 2022". Sie habe unlängst "eine ähnliche Situation für Abdeslam Ouaddou lösen" müssen, Nationalspieler Marokkos. Fifpro erinnert Blatter an "klare Standards der Fifa" zur Lösung solcher Probleme.

© SZ vom 15.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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