Özils Auftritt in München:Verletzt und verloren

FC Bayern Muenchen v Arsenal - UEFA Champions League Round of 16

Mesut Özil: Verhaltener Auftritt in München

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty)

Mesut Özil bereitet Bundestrainer Löw Sorgen: Mit seinem Auftritt in München lässt der Arsenal-Profi Zweifel an seiner WM-Verfassung aufkommen. Eine Verletzung in den Anfangsminuten der Partie erklärt, warum sich Özil als Topfavorit für eine frühe Auswechslung empfahl.

Von Christof Kneer

Dies sei das letzte Länderspiel vor der Nominierung des WM-Kaders, hatte Joachim Löw vergangene Woche vor dem Test gegen Chile gesagt. Löw hat dabei aufrichtig dreingeschaut, es sah nicht so aus, als würde er schwindeln. Allerdings hat es dann keine Woche gedauert, bis der Bundestrainer schon Augenzeuge des nächsten Länderspiels war.

Dieses Länderspiel fand sich im Uefa-Kalender zwar unter der Rubrik "Klubwettbewerbe", Unter-Rubrik "Champions League", aber trotzdem waren sie fast alle gekommen: die Münchner Neuer, Lahm, Schweinsteiger, Götze, Kroos und Müller, dazu die Arsenal-Deutschen Özil, Mertesacker, Podolski sowie der U19-Nationalspieler und heimliche Löw-Kandidat Serge Gnabry, der in der Schlussviertelstunde noch ein paar Dribblings aufführen durfte.

Je näher die WM in Brasilien rückt, desto gründlicher werden ja auch Klubspiele nach Zeichen durchsucht: Wer hat sich rein-, wer rausgespielt? Wer macht Löw Freude, wer Sorgen?

Verletzung in Anfangsminuten

Joachim Löw hat einen gemischten Abend hinter sich. Er hat zwei DFB-Tore gesehen, eines durch Bastian Schweinsteiger (55.), der spielte wie ein Spieler, der einmal Bastian Schweinsteiger war und versucht, es wieder zu werden - und eines durch Lukas Podolski (57.), der vor seinem imposanten Linksschuss den DFB-Kollegen Lahm leicht sittenwidrig zur Seite schubste.

Schweini & Poldi, das klingt wie eine Geschichte aus ferner Zeit, aber der Charme der Nostalgie war nicht der bestimmende Eindruck dieses Champions-League-Abends. Den bestimmenden Eindruck lieferte ein Spieler, der Gegenwart und Zukunft des deutschen Fußballs verkörpert, und dieser Eindruck dürfte dem Bundestrainer doppelt Schmerzen bereiten.

Özil hat beim kleinen Länderspiel in München Zweifel an seiner WM-Verfassung aufkommen lassen. Bereits in den Anfangsminuten zog er sich eine Muskelblessur zu, die Klubtrainer Arsène Wenger zu düsterem Raunen veranlasste; es sehe "sehr ernst" aus, meinte Wenger, Özil falle "mindestens ein paar Wochen aus". Die Diagnose ist vermutlich auch die Erklärung dafür, dass sich Özil als Topfavorit für die frühe Auswechslung empfahl. Auch die unbeteiligte Körpersprache, mit der er das Spielgeschehen an sich vorbeiziehen ließ, wird somit erklärbar.

Dennoch rückten ihn die englischen Medien - wohl auch in Unkenntnis der Diagnose - in den Mittelpunkt der Kritik. "Mann, war der schlecht", stöhnte der Telegraph und kritisierte "die personifizierte Gleichgültigkeit Özils, der wie benebelt herumtaumelte". Einen "42 Millionen Pfund teuren, verlorenen Passagier" erkannte der Independent, während die Daily Mail Worte in die Zeitung schrieb, die man in Deutschland nicht in die Zeitung schreibt.

Wer Mesut Özil kennt, der ahnt, dass ihm der harte Anschlag der britischen Presse eher nicht helfen wird.

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