Özil und Gündoğan:Typisch deutsche Fußballprofis

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Den Anspruch, als Repräsentanten Deutschlands ernst genommen zu werden, haben Özil und Gündoğan durch ihr Foto mit Erdoğan verwirkt. Die beiden Nationalspieler haben keinen Funken politisches Bewusstsein.

Kommentar von Josef Kelnberger

Nein, ein Fußball-Nationalspieler muss kein Bekenntnis zu Deutschland ablegen. Er muss auf dem Spielfeld nicht die Hymne mitsingen. Kein Mensch darf das verlangen. Und ja: Ein Nationalspieler darf, wenn er Mesut Özil oder İlkay Gündoğan heißt, der Welt zeigen, wie stolz er auf seine türkischen Wurzeln ist.

Aber darf er Wahlkampfhilfe leisten für einen türkischen Präsidenten, der demokratische Rechte in die Tonne tritt, Oppositionelle ins Gefängnis werfen lässt und deutsche Politiker als Faschisten beschimpft? Auch das darf er natürlich - doch den Anspruch, dass man ihn als Repräsentanten Deutschlands noch in irgendeiner Form ernst nimmt, hat er damit erst einmal verwirkt.

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Die drei Fußballspieler Mesut Özil, İlkay Gündoğan und Cenk Tosun wurden in einem Londoner Hotel vom türkischen Präsidenten empfangen - und ließen sich mit ihm ablichten. Cem Özdemir kritisiert die Aktion als "geschmacklose Wahlkampfhilfe".

Die meisten Profis sind überfordert mit solchen Themen

Mesut Özil und İlkay Gündoğan, die nun so augenscheinlich stolz mit Recep Tayyip Erdoğan in einem Londoner Hotel zu PR-Zwecken posierten, sind begnadete Fußballer. Gündoğan gilt sogar, ganz im Gegensatz zu Özil, irgendwie als Intellektueller, jedenfalls als Mann mit überragenden rhetorischen Fähigkeiten. Umso bemerkenswerter, dass ausgerechnet er Erdoğan ein Trikot mit der Aufschrift "mein Präsident" widmete. Man würde gern von ihm erklärt bekommen: Meint er das wirklich genau so?

Die deutsche Öffentlichkeit wünscht sich Spitzensportler mit verantwortlicher, politisch-kritischer Haltung. Deshalb wird es auch anlässlich der kommenden Fußball-Weltmeisterschaft in Russland wieder Fragen der Art geben: Wie fühlt man sich, Fußball zu spielen im Reich des Autokraten Putin? Man wird vorwiegend wachsweiche Antworten hören.

Die meisten Profis sind überfordert mit solchen Themen, und ohnehin sollte man Berufssportler weniger an ihren Worten als an ihren Taten messen. Die deutsche Weltmeistermannschaft von 2014 bildete in der Hinischt eine löbliche Ausnahme. Sie stand in Wort und Tat für ein multikulturelles, weltoffenes Deutschland und widerlegte das Vorurteil von AfD-Chef Alexander Gauland, kein Deutscher wolle einen Boateng zum Nachbarn haben.

Sind nun Mesut Özil und İlkay Gündoğan nach ihrem Auftritt mit Präsident Erdoğan nun keine echten Deutschen mehr? Doch, das sind sie natürlich nach wie vor - und leider auch typische deutsche Fußballprofis ohne einen Funken politischen Bewusstseins.

© SZ vom 15.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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