Österreich sperrt Funktionäre:Reißleine für Olympia

Österreichs NOK will Salzburg 2014 retten: Peter Schröcksnadel, der umstrittene Präsident des Skiverbandes, muss zurücktreten, fünf Funktionäre werden auf Lebenszeit gesperrt.

Österreich hat die Reißleine gezogen, um die Bewerbung Salzburgs für die Winterspiele 2014 noch zu retten. Als Folge des Doping-Skandals von Turin 2006 musste der umstrittene Präsident des Skiverbandes (ÖSV), Peter Schröcksnadel, als Vizepräsident des Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC) abtreten. Fünf Betreuer des Turin-Aufgebotes wurden für immer von Olympia verbannt.

ÖOC-Präsident Leo Wallner, der auch IOC-Mitglied ist, verkündete die Beschlüsse nach einer Dringlichkeitssitzung am Dienstag im Wiener Hotel Intercontinental. "Das ÖOC hat offensichtlich verstanden, wie ernst die Lage ist, und die notwendigen Maßnahmen getroffen", sagte IOC-Vize Thomas Bach, der als Vorsitzender der IOC-Disziplinarkommission den wohl besten Einblick in das Ausmaß der Äffäre hat.

Das IOC hatte am 24. Mai gegen das ÖOC eine Geldstrafe von einer Million US-Dollar verhängt und bereits am 25. April sechs Biathleten und Langläufer lebenslang für Olympia gesperrt. Schröcksnadel, der auch danach seine scharfen Attacken gegen das IOC fortgesetzt hatte, trat nun im Büßerhemd ab: "Ich habe erkannt, dass ich mich als Funktionär im ÖOC nicht eigne, zumal ich in dieser Funktion die Interessen des ÖSV und seiner Athleten nicht wie von mir gewohnt vertreten kann", erklärte der Tiroler, der aber Chef des mächtigen Skiverbandes bleiben will.

Rechtzeitige Sanktionen

Auf Lebenszeit von Olympia ausgeschlossen wurden fünf unter Verdacht der Mitwisser- oder gar Mittäterschaft stehende Funktionäre: ÖSV-Sportdirektor Markus Gandler, Langlauftrainer Emil Hoch, ÖSV-Arzt Peter Baumgartl, Physiotherapeut Volker Müller sowie Langlaufbetreuer Markus Kürschner. Sie und Schröcksnadel müssen sich auch noch vor dem IOC verantworten.

Mit den Sanktionen kam das ÖOC gut einen Monat vor Vergabe der Winterspiele 2014 der IOC-Aufforderung nach, im eigenen Haus aufzuräumen. Die Millionenstrafe war damit begründet worden, dass das NOK in Turin seiner Aufsichtspflicht nicht nachgekommen war. Gleichzeitig hatte die Bach-Kommission deutlich gemacht, dass die eigentlich Verantwortlichen im Skiverband zu suchen seien.

Die italienische Polizei hatte bei einer Razzia während der Spiele im Austria-Quartier zahlreiche verbotene Substanzen und Ausrüstungen für ein Doping-Labor beschlagnahmt. Dem IOC war der Bericht aber erst im Januar zugegangen.

Salzburg, das beim Rennen um 2010 an Vancouver gescheitert war, bewirbt sich erneut mit dem bayerischen Königssee als Schauplatz für Bob, Rodeln und Skeleton. Konkurrenten sind Sotschi (Russland) und erneut Pyeongchang (Südkorea). In den nächsten Tagen soll der Abschlussbericht der IOC-Evaluierungskommission veröffentlicht werden. In seiner rein "technischen Benotung" wird Salzburg vorn erwartet.

Nach dem harten Durchgreifen des ÖOC scheinen die Chancen der Mozart-Stadt deutlich gestiegen, diese Führungsposition bis zur IOC-Session am 4. Juli in Guatemala City verteidigen zu können, wenn die Vergabe der Winterspiele 2014 erfolgt.

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