Obama hört Merkel-Telefonat mit:"Islam! Zum Teufel, worum geht's da?"

EURO 2008 - Österreich - Deutschland

Bastian Schweinsteiger (li.) und Angela Merkel: Vor Mithörern nicht gefeit

(Foto: ag.dpa)

Wird die Welt wirklich sicherer, wenn Barack Obama ein Fußballfachgespräch von Angela Merkel und Bastian Schweinsteiger belauscht? Durch ein Protokoll der "Nationalen Sport-Aufklärung" (NSA), das der SZ zugespielt wurde, kommen daran ernste Zweifel auf.

Eine Satire von Claudio Catuogno und Christof Kneer

Die Frage, was genau US-Präsident Barack Obama von den Abhöraktionen seiner Geheimdienste gewusst hat, betrifft natürlich auch den sensibelsten aller Gesellschafts-Bereiche. Also den Sport. Dank ihrer guten Kontakte zur "Nationalen Sport-Aufklärung" (NSA) hat die SZ nun ein Protokoll zugespielt bekommen, aus dem zweifelsfrei hervorgeht, dass Obama noch Anfang des Monats ein brisantes Telefonat von Angela Merkel mit einem prominenten Gesprächspartner belauscht hat. Allerdings geht aus dem Protokoll auch hervor, dass nicht jede Information in den USA richtig verstanden wird. Hier der Wortlaut.

Im Oval Office. Früher Morgen. Präsident Barack Obama sitzt im Schein seiner Schreibtischlampe und formuliert die letzten Sätze einer Rede, die er am Abend vor Geheimdienstmitarbeitern halten soll.

Obama (murmelt): . . . und deshalb frage ich euch: Können wir gemeinsam die Welt ein bisschen sicherer machen? Yes we scan! (kichert): Yes we scan ist gut . . .

Es klopft.

Obama: Wer stört den Friedensnobelpreisträger?

Agent: Mr. President, die Kanzlerin versucht gerade wieder, mit ihrem alten Nokia-Handy zu telefonieren.

Obama: Dann schnell! Das Wörterbuch!!

Der US-Präsident wühlt in der untersten Schreibtischschublade.

Obama: Wenn ich wissen will, was die Kanzlerin denkt (er holt ein paar überdimensionierte Kopfhörer mit Simultan- Dolmetscher-Funktion hervor) - dann zapfe ich sie an! (Gelächter) Wen will Angie denn anrufen?

Agent: Schweinmeier oder so.

Obama: Schweinmeier? Das muss dieser SPD-Typ sein. Wahrscheinlich wieder wegen einer EU-Verschwörung.

Agent: Oder Koalitionsverhandlungen.

Obama: Glaub' ich nicht. Also, Jack Bauer, schalten Sie den Anruf durch.

Ein Rufton ist zu hören.

Schweinsteiger: Ja?

Merkel: Hallooo? Hier ist Angela Merkel.

Schweinsteiger: Frau Bundeskanzlerin! Was gibt's? (Geraune im Hintergrund)

Merkel: Ich rufe noch mal wegen dem Gegenpressing an.

Schweinsteiger: Wegen dem Gegenpressing? Wir sind grad' mit den Jungs in Schweden. Wegen dem Gruppensieg. Brasilien 2014, Sie wissen schon. Da sehen wir uns ja wieder am Entmüdungsbecken, denk' ich mal. Warten Sie, ich geh' ein paar Schritte weg, nicht dass noch jemand zuhört.

Obama (blättert im Wörterbuch): Gegenpressing?

FDP? Nie gehört

Merkel: Also, da drücke ich natürlich von Herzen die Daumen. Die Schweden, die tüten Sie jetzt erst mal ein, junger Freund. Und in Brasilien wird die Welt dann schon Augen machen, da geh' ich fest von aus.

Schweinsteiger: Ja, hoffen wir natürlich, dass wir Sie da stolz machen können. (Im Hintergrund ist ein Schlurfen zu hören.) He, Per, schleich di! Hier wird nicht gelauscht! Sorry, Frau Bundeskanzlerin, musste gerade mal einen neugierigen Innenverteidiger verscheuchen.

Obama (konzentriert): Peer?

Agent: Muss dieser Möchtegern-Kanzler sein. Aber was macht der in Schweden?

Obama: Irgendwas verteidigen. Wahrscheinlich deutsche Interessen. Verdammt, es lohnt sich immer wieder, bei Angie reinzuhören. Am meisten würde mich interessieren, was die Deutschen in Brasilien vorhaben. By the way: Dilma Rousseff hatten wir lange nicht mehr in der Leitung.

Agent: Alles aufgezeichnet. Kann ich Ihnen raussuchen, Mr. President.

Schweinsteiger: Was ist denn jetzt mit dem Gegenpressing?

Merkel: Also ich hatte das Wort kürzlich mal in einer Fraktionssitzung fallen lassen. Es ging da um Horst Seehofer, die Details erspare ich Ihnen, die fallen sowieso unter Geheimhaltung . . .

Obama: Haben wir das Protokoll?

Agent: Yep.

Merkel: . . . aber ich hatte dann nicht das Gefühl, dass die Kollegen in der Fraktion verstanden haben, was ich genau meine.

Schweinsteiger: Aha.

Merkel: Könnten Sie mir das nicht noch mal erklären?

Schweinsteiger: Doch, klar. Wobei ich natürlich nicht weiß, ob ich's jetzt selbst ganz richtig verstanden hab' (lacht). Aber, wie sagt Käpt'n Philipp immer so schön . . .

Obama: Wer ist Käpt'n Philipp?

Agent (blättert in einer Liste): Philipp, Philipp, hier: Rösler, Philipp, "Former chief of FDP".

Obama: FDP? Nie gehört.

Agent (ratlos): Scheint irgendwas mit der Marine zu tun zu haben. Hier: Condoleezza hat mit Bleistift das Wort "Leichtmatrose" neben den Namen geschrieben.

Obama (pfeift leise durch die Schneidezähne): Die deutsche Marine in Brasilien . . .

Agent: Haben die Deutschen denn eine Marine?

Obama:Müsste man mal klären.

Schweinsteiger: Also das Gegenpressing, wie erklär' ich das . . . Haben Sie unser Spiel in Manchester gesehen?

Merkel: Nein, da musste ich mit dem Dobrindt essen gehen.

Schweinsteiger: Oh je. Oder gegen ZSKA Moskau? Gegen die Russen haben wir's zum ersten Mal gespielt.

Obama (ernsthaft irritiert): Die Russen sind auch dabei? Mann, was läuft da?

Agent (zuckt schuldbewusst mit den Achseln)

Schweinsteiger: Gegenpressing ist praktisch, wenn man den . . . (Rauschen in der Leitung) . . . verloren hat und dann gleich wieder angreift und ihn gleich wieder zurückerobert.

Obama (noch ernster irritiert): Angreift? Erobert?!

Agent (zuckt schuldbewusst mit den Achseln)

Schweinsteiger: Unser Trainer sagt immer: Im Prinzip geht's darum, dass man dem Gegner keine Zeit zum Denken lässt.

Merkel: Keine Zeit zum Denken! Das probier' ich mal mit dem Seehofer (kichert). Wenn er wieder mit der Maut ankommt, dann mach' ich Gegenpressing.

Obama (knurrt): Maut? Was ist das? Die Deutschen sprechen in Rätseln.

Schweinsteiger: Ich wollte Sie auch mal was fragen, Frau Merkel. Diese Reichensteuer da, fängt die bei zehn Millionen schon an?

Merkel: Na, da machen Sie sich mal keine Sorgen. Wir wollen Deutschland ja gemeinsam voranbringen, nicht wahr?

Hat der gerade Barack gesagt?

Agent: Sollen wir uns abschalten? Das Spannendste scheint vorbei zu sein.

Obama (skeptisch): Warten wir noch zehn Sekunden.

Merkel: Was ich Sie noch fragen wollte, Sie wissen ja, ich bin inzwischen Expertin für Ihr nettes Spiel (schmunzelt): Is' Lahm eigentlich noch im Mittelfeld?

Agent (will gerade die Leitung trennen)

Obama (erregt): Stopp, Mann! Haben Sie das nicht gehört?

Agent (erschrocken): Was, Mr. President?

Obama (barsch): Spulen Sie zurück!

Agent (spult)

Obama: Jetzt!

Vom Band kommt Merkels Stimme:". . . für Ihr nettes Spiel: Is' Lahm eigentlich . . ."

Obama (laut): Da haben wir's: Islam! Zum Teufel, worum geht's da?

Agent (zuckt schuldbewusst mit den Achseln)

Merkel: Bastian, warten Sie mal kurz, es klopft gerade an, ich muss mal schnell den Pofalla wegdrücken.

Obama (blättert hektisch im Wörterbuch, murmelt): Was bedeutet Pofalla?

Merkel (fröhlich): So, jetzt bin ich wieder da. Der Pofalla . . . (schmunzelt). Jetzt erzählen Sie doch mal, Bastian: Wie ist denn dieser schnuckelige Spanier als Trainer so?

Obama (fährt auf): Die Spanier hängen auch mit drin? Ich habe das Gefühl, da läuft gerade mächtig was an uns vorbei, Leute! Sagen Sie doch mal was!

Agent hat zweiten Agenten als Verstärkung geholt, beide zucken schuldbewusst mit den Achseln.

Schweinsteiger: Das is'n ganz cooler Typ, der Pep, und er bringt uns halt sein Tiki- taka bei, und . . .

Merkel: Tiki-taka? Was ist denn das? Ist das vielleicht auch mal was für mich?

Schweinsteiger: Tiki-taka ist, wenn Sie die ganze Zeit hin- und herspielen, und der Gegner kommt nie an den Ball.

Merkel (amüsiert): Ich rede ständig mit Altmaier und Kauder hin und her, und der Seehofer kommt nicht zu Wort . . .

Schweinsteiger: Vielleicht. Jedenfalls hat der Pep auch gesagt, wenn wir das Triple verteidigen, dann lädt er uns mal alle in sein Appartement in New York ein.

Obama (sehr laut): Habt ihr das gehört? In NEW YORK? Sie sind hier! Findet raus, welches Appartement gemeint ist, untersucht das Dach auf Abhöranlagen!

Drei Agenten nicken stumm.

Schweinsteiger: Ja, es war wieder sehr nett, Frau Bundeskanzlerin, aber ich glaub', ich muss jetzt wieder . . .

Im Hintergrund ist die Stimme des Bundestrainers zu hören.

Joachim Löw: Baschdi, könntescht du bitte wieder reinkommen? Wir besprechen grad mit dem Urs Siegenthaler die Angriffszüge im letschten Drittel.

Vier Agenten und ein Präsident schweigen schockiert.

Schweinsteiger: Ja, Trainer, ich komm'.

Merkel: Ja, dann, tschüss, grüßen Sie bitte die Mannschaft und vor allem den netten Herrn Wiese und ganz besonders natürlich Ihre entzückende Freundin.

Einer der Agenten (aufatmend, triumphierend flüsternd): Der Steinmeier hat eine Freundin! Dabei ist der verheiratet! Das müssen wir archivieren, wer weiß, wofür man das noch brauchen kann.

Schweinsteiger: Servus, Frau Merkel! Ja, Trainer, bin schon da . . .

Löw (im Hintergrund, amüsiert): Baschdi, wenn du jetzt net kommscht, dann stell' ich den Ballack auf deine Position.

Obama (tonlos flüsternd): Barack? Hat der gerade Barack gesagt? Die Deutschen wissen Bescheid! Sie machen Witze über uns! (zu den fünf Agenten gewandt, sehr, sehr laut:) Ich weiß von nichts, damit das klar ist: Ich! Weiß! Von! Nichts!

Obama reißt sich die Kopfhörer herunter und läuft geduckt aus dem Oval Office.

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