O'Sullivan vor der Snooker-WM:Steile These vom alten Ronnie

O'Sullivan vor der Snooker-WM: Hat sich ein paar kecke Sprüche gegönnt: Ronnie O'Sullivan.

Hat sich ein paar kecke Sprüche gegönnt: Ronnie O'Sullivan.

(Foto: AFP)
  • Vor der Snooker-WM in Sheffield wirft Ronnie O'Sullivan mit markigen Sprüchen um sich und bezweifelt die Fähigkeiten der jungen Spieler-Generation.
  • Den Hype im Snooker hat der Brite selber ausgelöst.
  • Gleichzeitig kommen Fragen zu seinem eigenen Rückzug auf.

Von Carsten Eberts

Wer ist alt, wer ist jung, darüber wird seit Jahren im Snooker diskutiert. Einige "Alte" sind so lange an der Weltspitze dabei, dass sie in jeder anderen Sportart bereits von der Folgegeneration abgelöst worden wären: John Higgins, Mark Williams, Ronnie O'Sullivan, alle um die 40. Sie wurden 1992 zu Profis, haben unwahrscheinlich viele Turniere gewonnen. Und sie tun es immer noch - weil die Generation nach ihnen eben doch nicht so viel stärker ist.

Das Thema kommt auch nun wieder auf, da es auf die Snooker-WM im Crucible Theatre in Sheffield zugeht (18. April bis 4. Mai), eines von drei Triple-Crown-Turnieren im Kalender, kurz: eines der drei wichtigsten Turniere des Jahres. O'Sullivan, der weltweit populärste Spieler, hat seinem Haussender Eurosport ein Interview gegeben - und darin ein paar Dinge gesagt, die für Aufsehen sorgen. Der alte Ronnie hat sich mit der jüngeren Generation auseinandergesetzt, mit Mark Selby, Judd Trump, Neil Robertson oder Shaun Murphy. Wenn man so will: mit den jungen Wilden.

Eigentlich sollte einer von ihnen die Weltmeisterschaft gewinnen, erklärte O'Sullivan. Mit dem kleinen Zusatz: "Ich bin mir da nicht so sicher."

O'Sullivan neckt die jungen Spieler

Zwar ist O'Sullivan nicht mehr vom Ehrgeiz zerfressen wie in früheren Jahren. Gewinnen will er aber trotzdem noch. Seit weit über 20 Jahren reist er mit Higgins oder Williams zu Turnieren, man kennt sich gut - und schätzt sich. "Wir sind die drei ältesten, gleichzeitig aber wahrscheinlich auch die besten Spieler", sagt O'Sullivan: "Wir kommen aus einer Zeit, als Snooker noch nicht so einen Hype erlebt hat."

Die Alten spielen besser Snooker als die Jungen? Das ist zumindest eine steile These, wenn man auf die vergangenen Turniere blickt. Shaun Murphy, 32, hat im Januar in begeisternder Manier das Masters in London gewonnen. O'Sullivan scheiterte im Halbfinale. Seit er sein Leben umgestellt und deutlich abgenommen hat, spielt er viel konstanter. Sogar seinen Hitzkopf hat er unter Kontrolle bekommen. Und natürlich Mark Selby, 31, der amtierende Weltmeister und Weltranglistenerste, der sich pünktlich zur Titelverteidigung wieder in Bestform gebracht hat.

"Es wird von Jahr zu Jahr härter"

Im Februar gewann Selby zunächst das gut besetzte German Masters in Berlin, hier schied O'Sullivan im Viertelfinale aus. Vor wenigen Tagen siegte Selby dann bei den China Open - ein Titel, der ihm in seiner Sammlung gefehlt hatte. Für viele Beobachter ist er der kompletteste Spieler auf der Tour, nervenstark in schwierigen Situationen. Er kann alles, was man an einem Snooker-Tisch können muss. O'Sullivan reicht das nicht. "Im Moment sehe ich keinen, der die Snookerwelt an den Füßen packt und sie auf den Kopf stellt", befindet er. Eine Provokation, natürlich.

Kurioserweise klagte O'Sullivan erst kürzlich, wie alt er sich fühle - und dass er wirklich nicht wisse, ob er in diesem Jahr in Sheffield in Topform antreten könne. "Es wird von Jahr zu Jahr härter", schrieb O'Sullivan in seinem Blog, 23 Jahre auf Tour hätten ihre Spuren hinterlassen. Er frage sich, ob er wirklich enden wolle wie andere verdiente Spieler, die den richtigen Zeitpunkt für den Absprung verpasst hätten und nur noch darum kämpften, nicht aus den Top 64 der Weltrangliste zu fallen. Das klingt schon weniger nach Kampfansage - eher nach Abschied.

Aber so ist O'Sullivan: Er polarisiert. Provoziert im einen Moment, gibt sich demütig im nächsten. Richtig böse sein können ihm die jungen Spieler ohnehin nicht. Der Brite hat kräftig geholfen, Snooker zu einer Fernsehsportart zu machen, in der die Spieler gutes Geld verdienen können. Am von ihm angesprochenen Hype hat er selbst den größten Anteil. Die meisten Tickets werden immer noch wegen ihm verkauft, auch wenn das Crucible in Sheffield tatsächlich eine Halle ist, die auch ohne Zusage des prominentesten Spielers ausverkauft wäre.

Am Samstag startet O'Sullivan gegen den Qualifikanten Craig Steadman in die WM. 2013 konnte er letztmals das Turnier gewinnen. Es wäre schon nett, würde er diesmal nicht frühzeitig gegen einen dieser jungen Wilden ausscheiden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: