Nur noch Platz drei für FC Bayern:Vanbommelisiert euch!

Bastian Schweinsteiger fällt aus - und schon erlebt der FC Bayern seine erste Krise der Saison. Vor allem die jungen Spieler funktionieren derzeit nur, wenn sich die Mannschaft in einen Rausch spielt. Unerwartete Ereignisse bringen sie jedoch aus der Fassung.

Carsten Eberts

Jupp Heynckes raus! Die Reflexe der Bundesliga sind in Fällen des Misserfolgs eigentlich streng reglementiert. Was macht Ottmar Hitzfeld eigentlich? Zur Not auch der Franz? Wenn die Bayern zwei Spiele in Serie verlieren und auf den dritten Tabellenplatz abrutschen, dann ..., dann ..., dann ...

FSV Mainz 05 v FC Bayern Muenchen  - Bundesliga

Ratlos in Mainz: Thomas Müller.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Nun ist das Münchner Umfeld dieser Tage so gefestigt, dass niemand ernsthaft den Übungsleiter in Frage stellt. Doch eine andere Debatte dürfte schnell ihre Renaissance erleben: Nach dem Ausfall von Bastian Schweinsteiger fehlt den Bayern nicht nur die ordnende Hand im Spiel, sondern auch ein Leader, der in schwierigen Phasen vorangeht. Womöglich einer wie Mark van Bommel, der den Klub in Richtung AC Mailand verließ? Es ist nicht schwer zu erraten, mit welchen Statements sich die Kahns und Effenbergs dieser Welt zu Wort melden werden.

Natürlich brauchen die Bayern keinen neuen Mark van Bommel. Der Spielertyp des pöbelnden Haudraufs ist antiquiert, keine spielerisch große Mannschaft dieser Tage hält sich einen solchen Angestellten. Nicht der FC Barcelona, nicht die deutsche Nationalelf. Und auch nicht der FC Bayern.

Es kommt derzeit einfach vieles zusammen. Das klingt profan, sollte jedoch zumindest ein wenig zur Beruhigung der allgemeinen Gemütslage beitragen: Erst Schweinsteigers Ausfall, dann die Spiele gegen Dortmund und Mainz. Gegen jene beiden Mannschaften, die den Bayern mit ihrer pressenden, klebenden, kiebigen Spielweise am meisten weh tun können.

Auch ist es ohnehin schwierig, eine solch fulminante Form wie zu Saisonbeginn eine ganze Spielzeit durchzuhalten. Das schafft nicht mal der FC Barcelona - der in Spanien gerade 0:1 gegen den kleinen FC Getafe verlor. Also alles halb so schlimm?

Vier Rückstände, vier Niederlagen

Ein negatives Verhaltensmuster tritt dennoch gehäuft auf, dem sich die Bayern schleunigst annehmen müssen, soll diese Saison eine historische werden, wie es Trainer Jupp Heynckes vor wenigen Wochen ankündigte: Nach Rückschlägen - sprich Gegentoren - ist die Mannschaft offenbar nicht in der Lage, ein Spiel zu drehen. Viermal lagen die Bayern in dieser Saison zurück, viermal verloren sie die Partie: beim 0:1 gegen Gladbach, beim 1:2 in Hannover, beim 0:1 gegen Dortmund, nun auch am Sonntagabend beim 2:3 in Mainz.

Woran das liegt, ist schwerlich zu bestimmen. Was brauchen die Münchner noch, um solche Situationen zu überstehen? Außer den besten Kader der Liga? Die Bayern, so scheint es, funktionieren derzeit nur im Rausch: Wenn sie nach wenigen Minuten führen und anschließend ihr Konterspiel aufziehen können. So wie zuletzt gegen den FC Villarreal - und in den allermeisten Saisonspielen zuvor. Unerwartete Ereignisse bringen sie indes aus der Fassung.

Also doch neue Führungsspieler? Zumindest so lange, bis Bastian Schweinsteiger zurückkehrt? Es fällt zumindest auf, dass vor allem die jungen Bayern-Profis derzeit nicht über die Fähigkeit verfügen, nach Rückschlägen zurück in den gewohnten Modus zu schalten. Ob Holger Badstuber, Thomas Müller, David Alaba oder auch Toni Kroos: Funktioniert das Bayern-Spiel, bereichern sie es eindeutig, heben es auf eine andere Stufe - mit Spielwitz, schnellen Gedanken, fehlerfreiem Auftreten. Läuft es nicht, tauchen auch sie gemeinsam mit den anderen ab.

Es muss ja nicht gleich ein neuer Mark van Bommel sein. Aber ein wenig "Vanbommelisierung" würde dem Bayern-Spiel derzeit guttun.

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