Mittlerweile ist es beim 1. FC Nürnberg schon so weit, dass einem Tomas Galasek und Marek Mintal beim Essen zuschauen. In der sogenannten Mixed Zone des Max-Morlock-Stadions, dort, wo die Spieler in den vergangenen Jahren immer auf die Reporter trafen, finden jetzt nicht mehr nur Fußballer und Journalisten zueinander, sondern auch Bratwürste, Kartoffelbrei und Sauerkraut. Der Club verpflegt die Medienvertreter nun also direkt an jenem Ort, an dem sie nach den Spielen auch mit den Spielern sprechen – und an den Wänden, gegenüber von den Essensschalen, hängen Bilder von Galasek und Mintal.
Es hat sich also vieles gewandelt beim FCN – auch und vor allem auf dem Rasen. Der Club der ersten Saisonwochen und der jetzige Club, es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Es ist aber, das sollte man betonen, dieselbe Mannschaft, die da im Max-Morlock-Stadion Fußball spielt. Dass diese Mannschaft inzwischen derart auftrumpft und beim 0:0 am Freitagabend gegen den 1. FC Kaiserslautern zum fünften Mal nacheinander ungeschlagen blieb, ist bloß das Zeugnis der Fortschritte, die die jungen Spieler in den vergangenen Wochen gemacht haben.
Miroslav Klose, 46, hat es als Nürnberger Trainer zwar noch nicht so weit gebracht, dass er jemandem beim Essen zuschauen darf, aber den formidablen Aufschwung, den seine Mannschaft hingelegt hat, den darf er schon für sich in Anspruch nehmen.
Der FCN hat ja eine Wandlung hinter sich, die fast schon so hoch einzuhängen ist wie die, die Saulus zum Paulus werden ließ. Der Vorher-Club, der auf den Bildern der ersten Saisonwochen oft ein bisschen unglücklich dreinschaute, macht nach einigen Handgriffen plötzlich etwas her. Nach einem Umstyling sieht der Nachher-Club auf einmal blendend aus. Er lächelt und strahlt, er ist bildhübsch und, um es auf den Fußball zu beziehen: eine der aufregendsten Mannschaften der gesamten zweiten Fußballbundesliga.
„Die Spitzen laufen in die richtigen Räume, der Sechser-Raum ist besetzt, wir schieben in der Restverteidigung zu, wir sind clever – das wird alles besser, und das gefällt mir“, sagte Klose am Freitagabend nach dem Spiel gegen den FCK. Jenen Verein also, bei dem für ihn alles angefangen hat. Hier ist er groß geworden, hier hat er die Bühne der Bundesliga betreten, und hier ist er die ersten Schritte seiner Weltkarriere gegangen.
Zunächst fehlerhaft, nun herzerwärmend bis rauschhaft: Das ist die vorläufige Zusammenfassung der Nürnberger Saison
Als Klose nun als Trainer erstmals überhaupt auf Kaiserslautern traf, stand ihm Markus Anfang gegenüber, einer seiner damaligen Mitspieler, mit dem er nicht nur im DFB-Pokalfinale 2003 Seite an Seite für die Pfälzer kämpfte, sondern auch in 28 weiteren Spielen. Dann trennten sich die Wege, ehe sie sich am Freitag wieder kreuzten.
Vor dem Spiel hatte Klose davon gesprochen, Freunde und Familie würden „einen halben Block“ füllen – hinterher konnten sowohl die FCK- als auch die FCN-Fans aus Kloses Lager zumindest halbwegs zufrieden nach Hause gehen. Wenn eine Mannschaft das Unentschieden aber doch betrauern musste, dann die Nürnberger, die wieder einmal vor Spielfreude strotzten und erfrischenden Offensivfußball spielten, nur das Tor trafen sie nicht.
Inzwischen geht der Club aber immer öfter durch die gegnerischen Abwehrreihen wie das Messer durch die Butter. Wobei: Wahrscheinlich ist eine Butter etwas schwerer kleinzukriegen – derart leicht lassen es die Nürnberger inzwischen aussehen, wenn sie Fußball spielen.
Wenn Klose nun sagt, dass es für seine Mannschaft in der anstehenden Länderspielpause vor allem darum gehe, „eine gewisse Sicherheit vor dem Tor zu bekommen“, heißt das im Umkehrschluss vor allem auch: Sehr vieles läuft mittlerweile sehr gut.
Kloses Mannschaft brauchte am Freitagabend übrigens nicht mal eine einzige Minute, um ihre gesamte bisherige Saison auf nur zwei Szenen herunterzubrechen. Erst spielte Kapitän Robin Knoche den Ball unmittelbar nach dem Anstoß ins Aus und sorgte für ein kollektives Seufzen auf den Tribünen des Max-Morlock-Stadions – dann stand es beinahe 1:0 für Nürnberg: Nur 40 Sekunden nach Knoches Lapsus kam Julian Justvan im Strafraum zum Schuss und schloss damit einen herrlichen Spielzug ab, der Ball wurde jedoch geblockt.
Es war sinnbildlich. Zunächst fehlerhaft, nun herzerwärmend bis rauschhaft: Das ist die vorläufige Zusammenfassung der Nürnberger Saison. Fortsetzung folgt.