2. Bundesliga:Oben? Unten? Mittelfeld

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Freudensprung in der Nachspielzeit: Florian Flick bejubelt seinen Treffer zum 2:1. (Foto: Daniel Marr/Zink/Imago)

Dank eines Gewaltschusses von Florian Flick gelingt dem 1. FC Nürnberg kurz vor Schluss ein 2:1-Heimerfolg über den hoch gehandelten Karlsruher SC. Angesichts von sechs Punkten Rückstand auf Platz drei tritt Trainer Klose aber weiterhin auf die Euphoriebremse.

Von Christoph Ruf

Es war erst ein paar Sekunden her, dass die Nürnberger Stadionregie das Ende der Partie angekündigt hatte: „Und jetzt die Nachspielzeit: Vier Minuten gibt’s noch obendrauf.“ Die brauchte der kurz zuvor eingewechselte Florian Flick allerdings gar nicht, um aus einem Punkt für sein Team derer drei zu machen: Sein optimal getimter Gewaltschuss aus 20 Metern schlug schon wenige Sekunden nach der Durchsage zum 2:1-Endstand im Karlsruher Tor ein.

Dramaturgisch war das geschickt gelöst vom Torschützen, der nach dem Spiel gestand, dass er „schon ein gutes Gefühl hatte, als der Ball den Fuß verlassen hat“. Doch letztlich sorgte der Nürnberger Joker nur dafür, dass das Ergebnis einigermaßen zum Spielverlauf passte. Wenn Karlsruhes Coach Christian Eichner betonte, er habe „kein einziges Mal das Gefühl gehabt, dass der Club jetzt mal überlegen muss“, teilte er diese Wahrnehmung mit den meisten anderen Augenzeugen dieser recht einseitigen Partie.

Nürnberg war vom Anpfiff weg das klar bessere Team, präsentierte sich ball- und passsicher, ohne dabei allerdings allzu oft Torgefahr auszustrahlen. Vor allem aber bot der Club seinem Trainer diesmal auch im eigenen Strafraum keinen Grund zur Klage. „Da wollen wir hin, dass wir defensiv weniger zulassen“, sagte Miroslav Klose. „Da war das Spiel heute ein Schritt in die richtige Richtung, zumal wir vorne immer in der Lage sind, ein Tor zu machen.“ Oder eben auch zwei wie am Sonntag.

Möglicherweise hätte es allerdings trotz der Nürnberger Überlegenheit zu einem glücklichen Punktgewinn für die biederen Gäste gereicht. Doch deren Keeper Max Wolf wehrte in der 36. Minute einen Schuss von Justin Justvan nach vorne ab und lieferte so eine perfekte Vorlage für Stefanos Tzimas, der zum 1:0 für den Club einköpfte. Schon eine Minute zuvor hatte der 20-Jährige einen Schuss von Tzimas zurück ins Feld prallen lassen, was seit jeher als Todsünde im Torwartspiel gilt. Dass Weiß grundsätzlich ein guter Vertreter seiner Zunft ist, zeigte er allerdings bei seiner Parade in der 59. Minute, als er einen Justvan-Schuss aus dem Winkel fischte. Zu diesem Zeitpunkt stand es allerdings bereits 1:1.

Wer’s mit dem Schnuppern Richtung Bundesliga übertreibe, dem werde er „die Nase schon stopfen“, sagt Klose

Fabian Schleusener hatte die einzige Karlsruher Gelegenheit des gesamten Spiels zum Ausgleich genutzt (40.). Eine solche Effizienz hatte der Karlsruher Angreifer in seinen zwei Jahren beim Club nie gezeigt, in 46 Partien gelang ihm dort nur ein Treffer. Viele Hände musste er am Sonntag im Fränkischen dennoch schütteln. Dank seines Last-Minute-Tores im entscheidenden Relegationsspiel in Ingolstadt stieg der Club 2020 schließlich nicht in die Drittklassigkeit ab.

Welche Liga man im Fränkischen derzeit am besten ins Visier nehmen sollte, blieb derweil in Nürnberg auch nach dem Spiel umstritten. Bekanntlich ist es ja Spielern wie Funktionären unter Strafe verboten, das Wort „Bundesliga“ überhaupt nur in den Mund zu nehmen, was nicht nur angesichts von sechs Zählern Rückstand auf Platz drei in der Winterpause nicht sonderlich irrational scheint. Um höhere Ansprüche formulieren zu können, haben die Nürnberger auch schlicht zu oft gegen die besseren Teams der Liga verloren. Doch in dieser Spielklasse, in der fast ein Dutzend Mannschaften um den Aufstieg spielen (von denen einige nach drei Niederlagen auch in Abstiegsgefahr wären), dürfte eben bis weit ins Frühjahr hinein in beide Richtungen noch vieles möglich sein.

Dass Justvan nach dem überzeugenden Auftritt gegen „das Spitzenteam“ aus Karlsruhe kundtat, er wolle nun „den Blick nach vorne richten“ und „oben mitschnuppern“, gefiel seinem Trainer aber erwartungsgemäß überhaupt nicht. Wer’s mit dem Schnuppern übertreibe, dem werde er „die Nase schon stopfen“, sagte Klose, blickte dabei allerdings nicht ganz so streng drein, wie die Worte klangen. Entsprechend versöhnlich schob er dann nach, er selbst wisse ja auch, „dass die Spieler nach oben wollen. Aber ich bin der richtige Trainer, um sie da oben wieder runterzuholen.“

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