Zukunft von FC-Bayern-Torwart Nübel:Der Ostwestfale hat Heimweh

Zukunft von FC-Bayern-Torwart Nübel: Alexander Nübel spielt derzeit in Monaco - ob er es jemals zur Nummer eins beim FC Bayern bringt?

Alexander Nübel spielt derzeit in Monaco - ob er es jemals zur Nummer eins beim FC Bayern bringt?

(Foto: Stephane Mane/Reuters)

Alexander Nübel, vom FC Bayern nach Monaco ausgeliehener Keeper, erklärt freimütig, dass er sich mit 25 bereits auf die Fußballerrente freue - und legt damit ein Versäumnis in München offen.

Glosse von Philipp Selldorf

Während der FC Bayern über seinen künftigen Platz im Fußballkosmos und über Sein oder Nichtsein diskutiert, kommt aus Südfrankreich eine interessante Wortmeldung des an die AS Monaco vermieteten Angestellten Alexander Nübel. Der Zeitschrift Sport Bild erzählte der 25 Jahre alte Torwart, er freue sich "extrem auf die Zeit nach meiner Karriere". Jene Karriere verwehre ihm nämlich den Zugang zu all den viel wichtigeren Dingen des Lebens: Zuhause, Freunde, Familie, Natur. Mit der Natur seines Wohnorts am Mittelmeer kann er nicht viel anfangen, aus dem Heimatdorf nahe Paderborn vermisst Nübel nicht weniger als - "alles! Das Zwitschern der Vögel, ein Garten ..., die Idylle".

Fußballer, die Fußball nicht viel abgewinnen können, hat es immer schon gegeben. Der Nationalspieler Manuel Friedrich war bekannt dafür, dass er keine Ahnung von der aktuellen Bundesligatabelle hatte und sowieso lieber Golf als Fußball spielte - heute ist er Golflehrer in Hubbelrath bei Düsseldorf. Ein anderer, nicht unbedeutender Nationalspieler - Name der Redaktion bekannt und keineswegs ein Einzelfall in der Szene - ist lieber früh ins Bett gegangen, statt das Champions-League-Finale zu gucken. Der norwegische Torwart Espen Baardsen vom FC Everton hat 25-jährig die Karriere beendet, weil ihn Fußball nicht mehr interessierte. Inzwischen ist er in der Finanzbranche tätig.

Zweifellos ist es ehrenwert, wenn jemand lieber den Gesang der Vögel genießt, als eitel nach dem Beifall des Publikums zu verlangen. Auch ist es unbedingt zu loben, wenn jemand den versteckten Reiz Ostwestfalens mehr zu schätzen weiß als den falschen Glanz im neureichen Monaco. Und es zeugt von einem schon in jungen Jahren weisen Geist, die Karriere und den Beruf nicht über das wahre Leben zu heben.

Andererseits wird Oliver Kahn, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, Nübels Botschaft möglicherweise mit Befremden vernommen haben. Das Interview könnte ihn dazu verleiten, beim Vorstandskollegen Hasan Salihamidzic anzurufen und nachzufragen, was für einen Menschen er da vor zwei Jahren als Nachfolger von Manuel Neuer engagiert hat. Von einem Gespür für die schwierige Situation und die beteiligten Personen ließ der umstrittene Transfer von Anfang an wenig erahnen. Nun ragt er immer noch schräg ins Bild.

Neulich hat Nübel wissen lassen, dass er nicht zum FC Bayern zurückkehren möchte, falls Neuer seinen Vertrag verlängert. Auf die Ersatzbank hat er noch weniger Lust als auf die Scheinwelt von Monaco. Dass Nübel regelmäßig im Bayern-Tor stehen dürfe, wurde ihm zwar damals von den Münchnern versprochen, bloß hatten diese versäumt, Manuel Neuer zu fragen, was er von der Arbeitsteilung hielte. Die Antwort war ja auch klar: nichts. Womöglich spielt Neuer, 36, noch länger Fußball als sein Nachfolger Nübel.

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