Rücktritt von Dirk Nowitzki:Die zwölf größten deutschen Sportler

Der Basketballer Dirk Nowitzki tritt zurück - und mit ihm einer der prägendsten deutschen Sportler überhaupt. Wer waren die anderen? Ein Überblick von Max Schmeling bis Steffi Graf.

Von SZ-Autoren

Dirk Nowitzki

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(Foto: AFP)

Wenn man einen Sportler an seinen Spitznamen misst, ist Dirk Nowitzki sowieso ganz vorne dabei: German Wunderkind, Dirkules, Dunking Deutschman, Flying Deutschman, Dirk Diggler, Tall Baller from the G. Und ja, Seven Foot Schnitzel! Was haben sich die Leute für diesen Menschen nicht alles einfallen lassen! Er hat schließlich einen ganzen Verein, ja, eine ganze Stadt bewegt. Mit ihm ging es nach oben. 2011 gewannen die Dallas Mavericks erstmals den Meistertitel in der NBA, der bedeutendsten Basketballliga der Welt. Nowitzki war ihr Held, er wurde in dem Jahr als erster Mannschaftssportler in Deutschland zum Sportler des Jahres gewählt. Mit seinen mehr als 31.000 Punkten ist er unter den Top Sechs der besten Scorer der Liga, als einziger Weißer und als einziger nicht in den USA geborener Spieler. Unter Tränen verabschiedete sich der Würzburger Dirk Nowitzki vom Heimpublikum in der Nacht auf Mittwoch. Die Fans schrien übrigens "Dirk". Sein Vorname reicht ja schon, um ihn zu identifizieren.

Steffi Graf

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(Foto: Bob Martin/Getty Images)

Kürzlich fertigte ein renommierter Reporter in den USA eine Liste der zehn besten Tennisspielerinnen der Geschichte an und in dieser Aufreihung fehlte eine Frau namens Stefanie Graf. Die weltweite Internetgemeinde reagierte auf die einzig zulässige Art: empört. Die Frage, die man sich bei der heute 49-Jährigen stellen darf, lautet ja eher: War sie gar die Allergrößte? 22 Grand-Slam-Titel errang die berühmteste Brühlerin der Republik, insgesamt holte sie 107 Titel und noch etwas Einmaliges: den Golden Slam - in einem Jahr triumphierte sie bei den vier großen Turnieren in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York sowie bei den Olympischen Spielen in Seoul. Sagenhafte 377 Wochen war Graf die Nummer eins der Weltrangliste. So weit ist Roger Federer immer noch nicht (310). Sie lebt seit langem zurückgezogen in Las Vegas, hat zwei Kinder, Andre Agassi ist der Ehemann. Graf hat viel richtig gemacht.

Max Schmeling

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(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Seinen letzten Kampf bestritt Max Schmeling im Oktober 1948 - trotzdem ist er bis heute einer der populärsten deutschen Sportler. Der größte Boxer sowieso, noch vor dem Zweiten Weltkrieg war Schmeling für drei Jahre Weltmeister im Schwergewicht (1930-1932). Eine der größten Überraschungen der Sportgeschichte schaffte er 1936, als er den als unschlagbar geltenden Amerikaner Joe Louis in New York bezwang. Sein Sieg wurde anschließend vom NS-Regime zu Propagandazwecken missbraucht, später kämpfte Schmeling für die Nazis im Krieg. Er starb 2005 in der Nähe von Hamburg.

Michael Schumacher

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(Foto: dpa)

Menschen zuzuschauen, die im Kreis fahren, wurde in den neunziger Jahren zur deutschen Obsession. Sonntagnachmittag, Punkt 14 Uhr, war Schumacher-Zeit. Das stellten selbst entsetzte Tanten und Großtanten auf ihren Familienfesten fest, die nun statt mit ihren Nichten und Neffen Kaffee und Kuchen zu schnabulieren, Boliden und Bremsen bestaunen mussten. Packende Überholmanöver, vermeidbare Crashs, sieben Weltmeistertitel, die Wiederbelebung des Ferrari-Mythos, ein Ärzte-Song ("Gib Gas, lieber Michael Schumacher") und ein verpatztes Comeback bei Mercedes, das ab 2010 nicht hätte sein müssen. In Michael Schumachers Karriere war alles dabei. Ein Jahr nach dem Ende passierte dann der schlimme Skiunfall mit Schädel-Hirn-Trauma. Seither wurde er nicht mehr gesehen. Bekannt ist, dass er seit 2014 seine Rehabilitation im eigenen Haus in Gland fortsetzt.

Timo Boll

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(Foto: dpa)

Timo Boll, 38, kann auf eine ähnlich lange Karriere zurückblicken wie Nowitzki. 1997 spielte er seine erste Profisaison - vor 22 Jahren also. Boll hat im Tischtennis alles erreicht, war viermal Weltranglistenerster (2003, 2003, 2011, 2018), vor allen Chinesen, die ansonsten den Sport mit den kleinen Bällen dominieren. In China ist die Bewunderung für Boll besonders groß: Dort ist er ein Superstar, kann kaum unerkannt über eine Straße gehen. Die besten Spieler hielten sich stets Trainingspartner, die Bolls Spiel adaptierten - so groß war die Angst vor dem Deutschen. Berühmt ist Boll nicht nur für seine Schlägerkunst, sondern auch für seine Fairness.

Katarina Witt

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(Foto: dpa)

Das Eiskunstlaufen kennt ein paar deutsche Paradesportler, von Hans-Jürgen Bäumler bis Aljona Savchenko und Bruno Massot. Aber niemand hat diese Popularität erreicht wie Katarina Witt: Zweimal wurde sie Olympiasiegerin (1984, 1988 zu den Klängen von "Carmen") für die DDR, viermal Weltmeisterin. Doch nicht nur das machte sie so herausragend für den gesamtdeutschen Sport. Jahre vor der deutschen Einheit einte "Katarina die Große" mit ihrer Goldmedaille um den Hals die Nation schon ein bisschen, ihr Lächeln verzauberte ganz Deutschland. Danach tourte sie durch die Welt, machte Werbung für ihren Sport und kehrte noch einmal zu Olympia zurück: 1994 wurde sie Siebte - sie lief mittlerweile für das geeinte Deutschland.

Fritz Walter

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(Foto: DPA)

Das Finaltor hat er nicht geschossen - aber er war der wichtigste Spieler auf dem Platz. Fritz Walter, Kapitän der Nationalmannschaft, die 1954 das Finale gegen die hochfavorisierten Ungarn gewann, war nicht nur der verlängerte Arm von Trainer Sepp Herberger - erst seit dem Duo Herberger/Walter gibt es dieses Bild überhaupt. Und weil er so gern bei Regen spielte und es in Bern an diesem Tag regnete, heißt Regen beim Fußball seitdem Fritz-Walter-Wetter. Der Mann aus Kaiserslautern steht für ein mittlerweile fast vergessenes Wort: "Kameradschaft". Und weil er dem FCK immer die Treue hielt und bei Inter Mailand nicht ein Vielfaches verdienen wollte, heißt das Stadion auf dem Betzenberg heute Fritz-Walter-Stadion. Man kann lange darüber debattieren, welchen Fußballer neben Franz Beckenbauer man aus der langen Geschichte deutscher Fußballer als großen Sportler herausnimmt - für die Wichtigkeit von Fritz Walter spricht, dass er sich selbst nie so wichtig nahm.

Boris Becker

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(Foto: dpa)

Der 7. Juli 1985 hat seinen festen Ehrenplatz in der deutschen Sporthistorie: Ein gewisser Boris Franz Becker, gerade 17 Jahre alt, rotblonde Pilzfrisur, kräftige Oberschenkel, ein Blick wie ein Torero, vollierte sich beim berühmtesten Tennisturnier zum Sieg. Zwei weitere Male (1986, 1989) sollte er in Wimbledon siegen, dazu gewann er zweimal die Australian Open (1991, 1996) und einmal die US Open (1989). 1991 erklomm er die Spitze der Weltrangliste, aber es waren nicht nur seine Erfolge, die die deutsche Nation in einen Tennisrausch versetzten. Wenn Becker spielte, war das großes Drama. Er kämpfte, greinte, schimpfte, monologisierte, jammerte, jubelte, zog sich Schürfwunden zu - und stand immer wieder auf. Die Becker-Faust, der Becker-Hecht, die Fahne von Hartford, die er nach dem Davis-Cup-Sieg gegen John McEnroe durch die Halle trug - sein Vermächtnis ist gewaltig und unerreicht. Daran ändert auch sein bis heute turbulentes Privatleben nichts.

Birgit Fischer

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(Foto: dpa/dpaweb)

Achtmal Gold, viermal Silber: Diese imposante Medaillenausbeute hat Birgit Fischer nicht etwa bei Bundesjugendspielen, sondern beim wichtigsten Sportereignis der Welt errungen, den Olympischen Spielen. Zwischen 1980 (in Moskau) und 2004 (in Athen) holte die Kanutin, zwölf olympische Medaillen, übrigens tatsächlich nie eine Bronzene. Damit ist Fischer, die 2005 vom Sport zurücktrat, die bislang erfolgreichste deutsche Olympionikin. Und die zweiterfolgreichste weltweit, nach der russischen Turnerin Larissa Latynina. Ach ja, 27 Weltmeistertitel gewann Fischer auch. Sie wurde im DDR-Sportsystem groß, über das man heute mehr weiß als damals. Man ist daher nicht mehr sicher, wie man mit ihren Leistungen umgehen soll. Diese Frage schwebt über vielen Athletinnen und Athleten dieser Zeit. Sowohl in der DDR als auch in der BRD.

Magdalena Neuner

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(Foto: Bongarts/Getty)

Aufhören, wenn es am schönsten ist? Das ist die größte Kunst im Sport. Und die einzige, die das unter diesen zwölf Sportlern geschafft hat, ist Magdalena Neuner. 2012 beendete sie ihre Karriere. Nach ihrem dritten Gesamtweltcupsieg. Mit 25 Jahren. Das muss ihr mal einer nachmachen. Zuvor erreichte der deutsche Biathlon-Hype mit ihr seinen Höhepunkt. Nie hat eine deutsche Wintersportlerin ihre Disziplin so beherrscht wie sie die Kombination aus Schießen und Laufen. Sie war ja zeitweise in beidem die beste. Sie hat "nur" zwei olympische Goldmedaillen gewonnen und damit drei weniger als die erfolgreichste deutsche Winterolympionikin Claudia Pechstein (Eisschnelllauf). Aber die Wirkung auf ihre Sportart war größer als die pure Anzahl an Titeln. Das bekannteste Werbegesicht der Weißbierbrauerei, die im Wintersport wirbt, ist sie noch heute. Als 32-Jährige könnte sie auch auf der Strecke noch locker mitlaufen. Wer weiß, welche Rekorde sie gerade ins nie Schaffbare verbessern würde? Aber das zählte für die Wallgauerin nie, der Sport war ihr Hobby und irgendwann war es damit auch gut. Stattdessen genießt sie ihren Ruhestand. Als Mama von zwei Kindern und als Magdalena Holzer übrigens, ihren Mädchennamen trägt sie nur noch in der Öffentlichkeit.

Franz Beckenbauer

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(Foto: dpa)

Vielleicht erkennt man Franz Beckenbauers Bedeutung für den deutschen Fußball daran, dass es nie wirklich eine Diskussion darüber gab, wer der beste deutsche Fußballer war. Beckenbauer, wer sonst. Der Kaiser, Weltmeister 1974 als Spieler, 1990 als Trainer. Egal, ob mit dem Ball am Fuß oder auf der Trainerbank (Geht's raus und spielt's Fußball) - schwere Dinge sahen bei ihm immer leicht aus und wer ein bisschen Ahnung von Sport hat, der weiß, dass dies das stärkste Indiz für außergewöhnliche Klasse ist. Als er als Weltmann aus Giesing die WM nach Deutschland holte, ständig die Sonne schien und Beckenbauer im Hubschrauber über dem Land flog - da schien er endgültig über den Dingen zu schweben. Nur der Sumpf der Sportverbände scheint so dunkel zu sein, dass auch eine Lichtgestalt darin untergeht. An der Wertschätzung der Menschen für ihn, scheint das wenig geändert zu haben.

Armin Hary

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(Foto: picture alliance / Hans-Ueli Blo)

Es schien so, als wollte die Geschichte alles tun, um seinen Weltrekord zu verhindern, aber Armin Hary war hartnäckiger als die Geschichte. Als er die 100 Meter am 6. September 1958 zum ersten Mal in handgestoppten 10,0 Sekunden lief, hieß es, die Bahn in Friedrichshafen habe elf Zentimeter Gefälle - erlaubt waren zehn. Weltrekord ungültig. Als Armin Hary 1960 nach Zürich fährt, sprintet er wieder 10,0 Sekunden, doch die anwesenden Kampfrichter erkennen einen Fehlstart. Weltrekord ungültig. Hary erwirkt einen Wiederholungslauf und rennt eine halbe Stunde später wieder so schnell - diesmal bleiben die 10,0 Sekunden für die Ewigkeit. Später im Jahr gewann er Olympisches Gold in Rom und bis heute ist er, der Bergmannssohn aus dem Saarland, der letzte weiße Weltrekordler über die 100 Meter.

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