Karriere von Novak Djokovic:Der "Djoker" sticht immer

Novak Djokovic sammelt mit Zähigkeit und Willensstärke seit Jahren Titel und Rekorde. Seiner Vorbildrolle wird er auf und neben dem Platz aber nicht immer gerecht. Seine Karriere in Bildern.

Von Johannes Mitterer

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(Foto: imago sportfotodienst)

Tennisschüler in München: Kaum Laufen gelernt - und lange bevor er lesen und schreiben kann - steht Novak Djokovic schon im Alter von vier Jahren auf dem Tennisplatz. Auf den Courts gegenüber der Pizzeria seiner Eltern sammelt der Serbe seine ersten Erfahrungen mit dem gelben Filzball. Sein Talent stellt er schon früh unter Beweis und wird dafür bereits mit zwölf Jahren auf die Tennis-Akademie bei München aufgenommen - eine Ausnahme, das Mindestalter liegt normalerweise bei 16 Jahren. Nach vier Jahren als Tennisschüler entscheidet sich Djokovic im Jahr 2003, den Schritt zu den Profis zu wagen. Aber nicht, ohne bereits die hohen Erwartungen von Außen zu spüren: "Ich war immer einer der Besten meiner Generation. Und alle haben erwartet, dass ich endlich auch was Größeres schaffen würde", sagt er später über diesen Karriereschritt.

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In den besten 100: Nach zahlreichen Juniorenturnieren und seinem ersten Sieg in einem ATP-Match knackt Djokovic wenige Monate nach seiner Volljährigkeit im Jahr 2005 die Top 100 der Weltrangliste. Kurz zuvor hat der "Djoker" sein Grand-Slam-Debüt bei den Australien Open der Senioren gegeben und war sowohl in Wimbledon als auch bei den US Open in die dritte Runde vorgestoßen. Dafür gönnt er sich 2006 einen neuen Trainer: Der frühere tschechische ATP-Profi Marian Vajda löst den Italiener Ricardo Piatti ab.

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Sprung in die Weltklasse: Angetrieben vom neuen Trainer kennt der Serbe in der Saison 2007 nur eine Richtung: weiter nach oben. Djokovic gewinnt die ATP-Turniere in Amersfoort und Metz und spielt sich, so jung wie noch keiner vor ihm, in die Top 20 der Weltrangliste - von nun an darf er immer öfter gegen die ganz Großen seines Sports antreten. Dabei zieht er anfangs aber meist noch den Kürzeren, beispielsweise im Achtelfinale der Australien Open gegen Roger Federer oder im Halbfinale von Wimbledon gegen Rafael Nadal (re.). Gänzlich chancenlos ist er aber keinesfalls, und mit seinem Sieg beim ATP-Masters-Turnier in Miami als bis dahin jüngster Spieler kommt er endgültig in der Weltspitze an. Dementsprechend selbstbewusst formuliert er seine Ziele: "Bislang habe ich gegen Roger Federer noch nicht gewonnen, aber ich denke, dieser Tag wird kommen. Ich wollte mich immer mit den besten Spielern der Welt vergleichen, weil ich genau das einmal sein will."

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Most Improved Player: Der Aufstieg des Serben in die Weltelite bleibt auch den langjährigen Anführern des Tennis-Zirkus nicht verborgen. Beim Masters-Turnier in Montreal im Jahr 2007 besiegt er mit Andy Roddick, Rafael Nadal und schließlich Roger Federer gleich die komplette Top drei des Geschäfts. Das war zuletzt Boris Becker im Jahr 1994 gelungen. "Ich habe gegen einen Spieler verloren, der noch viel von sich reden machen wird", sagt Federer. Und Nadal leitet sogleich verbal den Machtwechsel ein: "Er ist die kommende Nummer eins", sagt der Spanier über den jungen Konkurrenten. Belohnt wird Djokovic für seinen Turniersieg mit Platz drei der Weltrangliste. Die ATP wählt ihn zudem zum "Most Improved Player", dem Spieler, der sich am meisten verbessert hat.

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Der "Djoker" wird ausgeglichener - und triumphiert: Sein erster ganz großer Triumph gelingt dem Sohn eines Profiskifahrers bei den Australian Open 2008. Dort gewinnt er im Finale gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga und sichert sich als erster Serbe überhaupt ein Grand-Slam-Turnier. In einem sehr erfolgreichen Jahr darf er sich zudem bei den Olympischen Spielen in Peking die Bronzemedaille umhängen und sich beim ATP-Masters Cup in Shanghai als Weltmeister feiern lassen. Seinen Erfolg begründet der "Djoker" damals mit seiner veränderten Spielweise: Er spielt "ausgeglichener, nicht mehr ganz so hitzköpfig, nicht mehr so überdreht", sagt der Emporkömmling zu dieser Zeit.

Karriere von Novak Djokovic

Djoker 6

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Endlich Nummer eins: Schon für das Jahr 2009 gibt der 1,88 Meter große Schlaks den Sprung an die Weltspitze als Vorhaben aus: "Nummer eins zu werden, ist mein Hauptziel!" So schnell soll es aber nicht gehen, zu oft scheitert er noch knapp, vor allem an Federer. Erst zwei Jahre später, in der Saison 2011 sichert sich Djokovic mit einem unglaublichen Siegeszug endlich den Tennis-Thron. Das Jahr beginnt er mit einem souveränen Erfolg bei den Australian Open und legt sechs weitere Turniersiege in Serie nach. Erst im Halbfinale der French Open endet sein Run von insgesamt 41 Erfolgen hintereinander gegen Federer. "Ich habe die besten fünf Monate meines Lebens hinter mir", sagte der Serbe. Mit seinem Triumph über Nadal im Finale von Wimbledon löste er den Spanier an Platz eins der Weltrangliste ab. "Mein Traum ist wahr geworden. Ich habe mein Leben lang dafür gearbeitet." Allein der Sieg bei den French Open fehlte ihm zum Grand Slam. Aber auch Rückschläge musste er hinnehmen. Nach einem Muskelriss im Rippenbereich legte er Ende 2011 eine mehrwöchige Zwangspause ein.

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Heimatverbundenheit: Zu seinem Heimatland pflegt der 1987 in Belgrad geborene Rechtshänder eine innige Beziehung. Im Jahr 2009 organisiert er in seiner Geburtstadt zusammen mit seiner Familie ein Tennisturnier. Im Dezember 2010 holt er an der Seite von Janko Tipsarević, Viktor Troicki und Nenad Zimonjić durch ein 3:2 über Frankreich vor heimischem Publikum sogar den Davis-Cup. "Es war einer der schönsten Momente, die ich je als Sportler erlebt habe. Wir haben schwere Zeiten in Serbien gehabt und sind immer noch mittendrin, aber wir können auf diese Weise ein anderes Bild von Serbien zeigen", sagt der damals 23-Jährige. Und als er schließlich auf Platz eins der Weltrangliste vorgedrungen ist, steigt er endgültig zum Nationalhelden auf. 100.000 Menschen empfangen den frisch gekrönten Wimbledon-Sieger und Anführer der Tennis-Elite bei seiner Ankunft in Belgrad. "Das war einer jener Momente, von denen man träumt und die man dann immer in sich trägt", sagt der "Djoker", den der britische Tennisverband LTA samt Familie einst nach Großbritannien einbürgern wollte.

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Der komplette Spieler: Auf dem Platz arbeitet der bekennende Fan des AC Milan weiter an allen Facetten seines Spiels. Auf den Hartplätzen der Australian Open fühlt er sich ohnehin längt heimisch, aber auch auf Sand oder Rasen kommt er immer besser zurecht. Und auch technisch bleibt seine Entwicklung nicht stehen. "Novak hat viel verbessert, seinen Aufschlag, seine Phsyis und die Vorhand - er ist ein kompletter Spieler geworden", sagt sein ehemaliger Trainer Niki Pilic nach dem Sieg bei den US Open. Dazu kommt sein unbändiges Selbstvertrauen, das auch seinen Gegnern nicht verborgen bleibt. "Er weiß, dass er immer noch einen Ball mehr zurückspielen kann", sagt Nadal, der Finalgegner des Serben bei den US Open 2011. Auch fernab des Platzes komplettiert er sein Können. In fünf Sprachen - Serbisch, Englisch, Französisch, Italienisch und Deutsch - gibt er ohne Probleme seine Interviews.

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(Foto: AFP)

Auf nach Hollywood: Seine wohl beeindruckendste Leistung zeigt Djokovic dann bei den Australian Open 2012. Zuerst besiegt er in einem epischen Halbfinale in fünf Sätzen den Briten Andy Murray, um nur im Finale noch mehr Drama zu bieten. Fünf Stunden und 53 Minuten duelliert er sich mit Nadal im bis heute längsten Finale der Grand-Slam-Geschichte in fünf Sätzen (5:7, 6:4, 6:2, 6:7, 7:5), bis er endlich die Trophäe in die Höhe stemmen darf. Überhaupt scheint dem "Djoker" das Turnier in Melbourne besonders gut zu liegen. 2013 triumphiert er schon zum vierten Mal in Down Under, dieses Mal über Murray, vor dem er nach wie vor die Weltrangliste anführt. Auch im Finale von Wimbledon begegnen sich Murray und Djokovic - doch am Ende kann sich der Schotte den Titel sichern. Auch bei den US Open erreichte er das Endspiel, verlor dort allerdings gegen Raffael Nadal. Das Jahr beendete er als Weltranglistenzweiter - und mit dem Titel beim ATP-Finale in Paris. Seine außergewöhnliche Physis beschert Djokovic eine Rolle im Hollywood-Blockbuster "The Expendables". Dort spielt er an der Seite von altegedienten Muskelbergen wie Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger und Chuck Norris sich selbst - und streckt mit seiner krachenden Vor- und Rückhand gleich mehrere schwer bewaffnete Angreifer nieder.

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Mit Boris zurück an die Spitze: Nach dem Ausflug in das Filmgeschäft wartet der Tennisspieler Novak Djokovic nun schon seit mehr als einem Jahr auf seinen nächsten großen Titel. Um endlich wieder mal ein Majortrophäe in den Himmel recken zu können, überraschte der Serbe zu Beginn des Jahres 2014 mit der Verpflichtung von Boris Becker als zusätzlichen Trainer. Vom dreimaligen Wimbledonsieger erhofft er sich den entscheidenden Kick zurück zu alter Stärke. In Melbourne und Paris funktionierte das nicht. Aber in Beckers "Wohnzimmer" in Wimbledon klappt es: Er gewinnt das Finale gegen Roger Federer und steht damit auch wieder an der Spitze der Weltrangliste.

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Ein Jahr der Höhen und Tiefen: Die Zusammenarbeit mit Becker läuft erfolgreich. 2016 krönt Djokovic seine Leistung mit dem Sieg bei den French Open - und vollendet damit den Grand Slam, den Gewinn der vier bedeutendsten Tennisturniere. Das war seinem Trainer nie gelungen. Beim Versuch der Titelverteidigung in Wimbledon scheitert der Serbe überraschend in der dritten Runde. Auch bei Olympia ist früh Schluss. In New York unterliegt Djokovic im Finale der US Open Stan Wawrinka. Zum Abschluss des Jahres gibt er nach 122 Wochen die Führung der Weltrangliste ab - und trennt sich in der Folge von Boris Becker.

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(Foto: AP)

Fall und Aufstieg: Auch im folgenden Jahr läuft es nicht Rund für Djokovic, mehrere Verletzungen werfen ihn zurück - am Ende ist er gezwungen, die Saison vorzeitig zu beenden. Djokovic versucht zwischenzeitlich, den Abwärtstrend zu stoppen, trennt sich von seinem langjährigen Trainer Marian Vajda, engagiert Andre Agassi. Alles vergebens, er fällt erstmals seit zehn Jahren aus den Top Ten der Weltrangliste. Nachdem auch 2018 mit enttäuschenden Ergebnissen und einer Ellenbogen-Operation beginnt, kehrt Djokovic zu seinen Wurzeln zurück. Er trennt sich von Agassi und holt Vajda ins Trainerteam zurück. Der Schritt zeigt Wirkung, Djokovics Form steigt: Er gewinnt Wimbledon und die US Open. Zwischenzeitlich gelingt ihm das sogenannte Golden Masters, weil er mit seinem Sieg in Cincinnati zum ersten Spieler wird, der alle Masters-Turniere mindestens einmal gewinnen konnte. Nach zweijähriger Unterbrechung ist Djokovic an der Spitze der Weltrangliste zurück. Im Endspiel der ATP Finals unterliegt er allerdings Alexander Zverev.

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Marathon-Sieger: Bei den Australian Open gewinnt er zum siebten Mal - ein neuer Siegesrekord beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres. Seine Form kann er in der Folge nicht immer konservieren, aber pünktlich zu Wimbledon ist er wieder auf dem Höhepunkt. Mit Roger Federer liefert er sich ein episches Finale. In 4 Stunden und 57 Minuten setzt sich der Serbe im bislang längsten Endspiel der Wimbledon-Geschichte durch.

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(Foto: imago images/Pixsell)

Tanz in die Pandemie: Djokovic gewinnt noch seinen achten Titel bei den Australian Open, dann legt das Coronavirus auch die Tenniswelt lahm. Der Turnierplan pausiert. Djokovic organisiert im Juni deshalb ein eigenes Event - die Adria Tour. Dort spielen die Profis um Zverev und Djokovic nicht nur Tennis, sie feiern auch in einem Klub, tanzen oberkörperfrei nebeneinander. Die positiven Corona-Fälle häufen sich. Es gibt viel Kritik wegen mangelnder Hygiene-Maßnahmen und wenig Einsicht von Djokovic. Doch schlussendlich wird das Turnier vorzeitig abgebrochen. Djokovic verkündet kurze Zeit später, er sei positiv auf das Coronavirus getestet worden.

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Schnelles Aus: Die Saison setzt sich fort, nimmt für Djokovic aber einen unrühmlichen Auftakt. Bei den US Open ist er in Abwesenheit von Rafael Nadal und Roger Federer der große Favorit auf den Titel. In seinem ersten Match spielt er gegen Pablo Carreño Busta. Es läuft nicht alles so, wie Djokovic sich das vorstellt, aus Wut schlägt er den Ball weg - und trifft eine Linienrichterin am Hals. Die Verantwortlichen disqualifizieren Djokovic. Der versucht zunächst noch, sein Strafmaß zu verhandeln. "Ihr habt so viele Möglichkeiten: Punktabzug, Satzverlust", sagte er. Die Entscheidung bleibt aber bestehen und Djokovic gibt sich später reumütig: Er fühle sich "traurig und leer", schrieb der Weltranglistenerste bei Instagram. Es tue ihm "extrem leid", seine Aktion sei "so unbeabsichtigt, so falsch" gewesen.

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