Ski-Nordisch-WMPanne beim Ski-Wechsel

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Schöne Aussicht, mageres Ergebnis: Katharina Hennig (Mitte) musste sich über 30 Kilometer und einer Panne beim Ski-Wechsel mit Platz sieben begnügen
Schöne Aussicht, mageres Ergebnis: Katharina Hennig (Mitte) musste sich über 30 Kilometer und einer Panne beim Ski-Wechsel mit Platz sieben begnügen (Foto: Petter Arvidson/Imago)

Das deutsche Team erlebt einen unglücklichen Tag: Langläuferin Hennig unterläuft ein Malheur - und Skispringer Eisenbichler hadert nach der knapp verpassten Teammedaille mit einer Entscheidung des Bundestrainers.

Von Volker Kreisl

Eigentlich sollte es nicht schwer sein, die Bindung von Langlaufskiern zu öffnen, hinauszuschlüpfen und in zwei frisch präparierte Skier daneben hineinzusteigen. Und obwohl da der Puls klopft und die Hände womöglich zittern, hatte Katharina Hennig dieses Prozedere bei Halbzeit eines Langstreckenrennens über 30 Kilometer oft tadellos erledigt. Doch bei der WM in Planica, auf der Jagd nach einer zweiten Medaille, blieb sie beim Umsteigen hängen, ein Ski riss ihr sogar kurz aus, sodass sie sich erst wieder sortieren musste.

Viele Sekunden kostete das Manöver, und als Hennig wieder in der Loipe dahinglitt, war ihr ursprünglicher Plan schon geplatzt. Die Lücke war groß, und obwohl sie sich in der ersten Hälfte zunächst "gut gefühlt" hatte, kam sie nun nicht mehr an die Spitzengruppe heran. Ein Missgeschick war es also, oder, wie Hennig selber in der ARD sagte: "Ich hab's verkackt."

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:Die Zukunft ist silbern

Die Staffel der Langläuferinnen erobert in Planica erstmals seit zwölf Jahren wieder eine WM-Medaille. Damit beweist das Quartett, dass der Olympia-Erfolg von Peking kein einmaliges deutsches Wintermärchen war.

Von Volker Kreisl

Am Ende wurde Hennig aber Siebte und bestätigte trotz Wechselpanne damit, dass sie eine leidenschaftliche Langläuferin ist, die am liebsten kein Rennen auslässt. Bei der WM war sie viermal im Einsatz, mit der Staffel gewann sie Silber. Überragend und ganz allein lief diesmal Schwedens Top-Langläuferin Ebba Andersson in der zweiten Hälfte allen davon. Sie winkte nach kurzer Erholungsphase mit ihren Skiern schon dem Publikum zu, als ihre Verfolger gerade ins Ziel kamen und minutenlang da lagen und nach Luft schnappten. Silber gewann die Norwegerin Anne Kjersti Kalvaa, Bronze ging an Frida Karlsson (Schweden).

Wie im Langlauf der Frauen, so entwickelte sich aus deutscher Sicht auch das Finale der Nordischen Kombinierer unglücklich, die im letzten WM-Wettkampf von der Großschanze ebenfalls das Podest verpassten. Ihr Bester, Julian Schmid, hielt lange in einem Sextett hinter dem abermals einsam an der Spitze laufenden Norweger Jarl Magnus Riiber mit. Doch die Anstrengungen der vergangenen Tage mit drei erfolgreichen Wettkämpfen hatten dem Oberstdorfer zu viele Kräfte genommen. Schmid musste im entscheidenden Moment die Konkurrenten ziehen lassen. Im Ziel war es dann ein norwegischer Doppelsieg, Riiber profitierte abermals von einem riesigen Vorsprung als bester Springer und Jens Luraas Oftebro hatte im Quintett den besten Sprint. Ihm folgte Richtung Bronze Johannes Lamparter.

Der dritte Platz der Männer könnte das allgemeine Interesse am Langlauf wiederbeleben

Insgesamt war in den WM-Tagen von Planica kaum Negatives über die deutschen Teams zu bemerken, die mit zwölf Medaillen ihre erfolgreichste Weltmeisterschaft hinlegten. Unter den insgesamt zwölf Plaketten war auch noch eine spezielle bronzene hinzugekommen - der dritte Platz der Langlauf-Männerstaffel, deren Schlussläufer Friedrich Moch am Ende noch das französische Quartett überholte. Das könnte das Team weiter motivieren und wegen seiner überraschenden Wirkung weiteres Interesse in den Vereinen entfachen, auch wenn die deutschen Männer am Sonntag (12 Uhr) im 50-Kilometer-Rennen allein wegen der Stärke der Norweger wohl keine Medaillenchancen mehr haben.

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:Bronze für die kleinen Langläufer

Bei einer Weltmeisterschaft, die den Deutschen bislang fast täglich Erfolge brachte, setzt nun auch die unterschätzte Staffel der Männer mit Platz drei ein Zeichen.

Von Volker Kreisl

Genügend Erfolg und dadurch auch Schüler wiederum haben die Skispringer nach den Jahren der Erfolge mit reichlich Medaillen auf den wichtigen Schanzen. Am späten Samstagnachmittag nun beschlossen die Deutschen ihre WM-Tage mit einem weiteren Höhepunkt, allerdings nicht so, wie es vorgesehen war. Eigentlich hatte man ein optimistisches Gefühl, sogar von Gold träumte man. Doch dann geriet die Mannschaft von Trainer Stefan Horngacher nach zu kurzen Weiten früh unter Druck und schaffte es nicht, sich mit ein oder zwei Ausnahmesprüngen zu befreien. Markus Eisenbichler, Constantin Schmid, Andreas Wellinger und Karl Geiger sprangen hinterher und erlebten mal wieder, wie leicht man verkrampft, wenn man weit springen muss, anstatt den Flug auf dem Luftkissen zu genießen.

Am Ende griff Horngacher zum letzten Trick, einer Anlaufverkürzung für den Flugkünstler Markus Eisenbichler, und zwar gleich um zwei Luken. Eisenbichler musste mindestens 131 Meter schaffen, um zehn Zusatzpunkte zu erreichen und die an diesem Abend starken Gegner noch abzufangen. Doch auch Bronze war diesmal nicht drin.

Unzufrieden mit der Anlauflänge: Skispringer Markus Eisenbichler (links).
Unzufrieden mit der Anlauflänge: Skispringer Markus Eisenbichler (links). (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Eisenbichler landete bei 130,5 Metern, es waren also 50 Zentimeter zu wenig. "Es hätte vielleicht auch eine Luke gereicht", sagte er. "Mit mir war es auch nicht abgesprochen. Das ist auch ein bisschen schade." Dabei haderte er auch laut mit der Entscheidung von Bundestrainer Horngacher - eine zwar verständliche Reaktion, bei der allerdings auch teils ein Millionenpublikum zuhörte.

So endete dieser vorletzte Tag der Weltmeisterschaft mit einem Fest für die Gastgeber, denn Slowenien mit seinen herausragenden Topspringern Anze Lanisek und Timi Zaic holte Gold vor Norwegen und Österreich. Für die Deutschen dagegen, die mit ihrer allgemeinen Bilanz zufrieden sein können, endete dieser vorletzte Tag mit einer Panne (den verpassten 50 Zentimetern) - nachdem er am Mittag bereits mit einer Panne (Hennigs misslungenem Skiwechsel) begonnen hatte.

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