Andreas Wellinger drängelte, als der Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher zu den Medien sprach, denn er war jetzt dran: „Es langt, geh weida jetzt“, rief Wellinger seinem Coach scherzhaft zu. Aber etwas Geduld musste der Skispringer, der für den SC Ruhpolding startet, noch aufbringen. Die zwei Minuten nahm er sich gerne, jener Mann, der die Deutschen gerade aus ihrer Krise befördert hatte. Denn Wellinger war WM-Zweiter von der Normalschanze in Trondheim geworden, sein Weggefährte Karl Geiger (SC Oberstdorf) wurde Vierter. Der Norweger Marius Lindvik holte sich den Titel, Bronze gewann der Österreicher Jan Hörl.
Es ist ein Traumergebnis für die Deutschen, die bei der Vierschanzentournee abgestürzt waren und auch danach sportlich düstere Wochen voller ernüchternder Ergebnisse durchlebten. Ihnen war das Fluggefühl und das Selbstvertrauen völlig abhandengekommen, insbesondere dem zuvor so starken Pius Paschke, der nun enttäuschender 30. im Skizentrum Granasen bei Trondheim wurde (Philipp Raimund landete auf Rang 15). Wellinger, der eher perplex als jubilierend durch den Zielbereich lief, sagte: „Ich war in einem Modus drin und in einem Fokus, der extrem produktiv war. Es braucht jetzt noch ein bisschen, bis es in Emotionen übergeht.“

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Emotionen, die bei Geiger eher zwischen Frust und Freude schwankten: „Ein vierter Platz bei einem Großereignis ist echt mies“, sagte der fünfmalige Weltmeister, der trotz starken Sprüngen auf 105,5 und 102,0 Meter um knapp vier Punkte an einer Medaille vorbeigesprungen war. Aber auch für Geiger, der wie das gesamte deutsche Team bei der Vierschanzentournee ins Tief gesprungen war, dürfte das Ergebnis ein Befreiungsschlag gewesen sein.
Wellinger, jeweils zweimal Weltmeister und Olympiasieger, betonte noch, was dieses Ergebnis für die DSV-Adler bewirken könnte: „Wir haben extrem harte zwei Monate gehabt, seit Dezember kein Podest mehr gehabt. Es ist eine Befreiung fürs ganze Team.“ Seine starke Leistung hatte sich angedeutet, bereits in der Qualifikation hatte er tolle Sprünge gezeigt. Nun landete er auf 106,5 und 104,5 Metern – in einem herausragenden Wettkampf, in dem zahlreiche Athleten die 100-Meter-Marke knackten. Auch Bundestrainer Horngacher wirkte erleichtert: „Das war schon ein extremer Stein, der heruntergefallen ist. Für uns ist die kleine Schanze ganz wichtig. Da hatten wir die besten Chancen nach der Misere. Wenn man eine Medaille hat, gehen die anderen Dinge viel leichter.“
Die Springer wechseln nun auf die Großschanze, zunächst steht am Mittwoch das Mixed an, mit besten Medaillenchancen auch für die Deutschen. Denn die Bakken in Trondheim, sie liegen ihnen.