Nordische Kombinierer:Ski als Geschoss

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Ein Ski am Boden, der andere sauste durch die Luft: Kristjan Ilves sammelte sich nach seinem Sturz im Zielhang. (Foto: Daniel Goetzhaber/imago)

Der frühere Springer Martin Schmitt kritisiert nach dem Sturz des Esten Kristjan Ilves das Sicherheitskonzept der WM in Tirol. Der TV-Experte Schmitt war zuvor fast von einem Ski getroffen worden, der den Fangzaun durchschlagen hatte.

Beim WM-Springen der Nordischen Kombinierer sind die Verantwortlichen nur knapp einem schweren Zwischenfall entgangen. Der Este Kristjan Ilves verlor nach einem Sturz am Freitag im Zielhang des Bergisel-Stadions seinen Ski, der mit hohem Tempo in den Gegenhang auf der Bergiselschanze in Innsbruck raste. Dort hob der Ski ab und schoss durch einen Fangzaun in die Moderationsplätze der Fernsehjournalisten. Der frühere Weltklasse-Skispringer Martin Schmitt sagte im österreichichen Sender ORF: "Der Moderationsplatz war zum Glück frei. Ich stand zum Glück nebenan, etwa ein, zwei Meter entfernt vom Ski."

Der Kombinierer-Wettbewerb wurde anschließend für mehr als zwanzig Minuten unterbrochen. Helfer bearbeiteten das Fangnetz. Der Renndirektor des Ski-Weltverbandes (Fis), Lasse Ottesen, hatte zuvor berichtet, der Ski sei über das Netz geflogen. "Der ist mit einer ziemlichen Geschwindigkeit durch", berichtete dagegen Martin Schmitt, 41, der bei der Weltmeisterschaft in Tirol für den Sender Eurosport arbeitet: "Ich habe mich nicht groß gemacht, zum Glück. Man sieht keinen Ski kommen, in dem Moment ist schon der Ski durchs Netz geschossen und hat hinten eingeschlagen."

Schmitt, Olympiasieger von 2002 in Salt Lake City, hat die Veranstalter nach dem Zwischenfall harsch kritisiert. "Der eigentliche Skandal, und das muss man auch so benennen, ist, dass man dann nicht reagiert und das Netz nur alibimäßig höher und lockerer gehängt hat. Und dann hofft, dass beim nächsten Springer, wenn das wieder passieren sollte, sich der Ski darin verfängt." Er richtete einen klaren Appell an die Organisatoren am Bergisel in Innsbruck, wo es nach dem steilen Auslauf einen Gegenhang gibt. "Einen größeren Warnschuss kann es eigentlich nicht geben, und man muss Maßnahmen ergreifen. Wenn man den Wettkampf durchführen will, muss man die Mixed-Zone räumen und zum Schutz der Athleten einen anderen Weg finden", sagte Schmitt. Dem Weltverband Fis attestierte er ein "schlechtes Wettkampfmanagement". Als Reaktion auf das Ski-Geschoss haben die Veranstalter am Freitagnachmittag ein Eishockeynetz auf der Bergiselschanze befestigt. Dieses wurde vor der Qualifikation der Spezialspringer vom Eisstadion zur Sprunganlage gebracht und montiert. Das weiße Netz war deutlich engmaschiger als das zuvor befestigte Fangnetz.

© SZ vom 23.02.2019 / dpa, sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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