Süddeutsche Zeitung

Nordische Ski-WM:Premiere mit leisen Flüchen

Die Kombination-Mixed-Staffel, ein neuer Wettbewerb, beginnt mit ein paar Irritationen - für die Vielfalt des Wintersports ist sie wichtig. Das deutsche Team gewinnt auf Anhieb Silber.

Von Volker Kreisl, Planica

Geschneit hatte es die ganze Nacht, Straßen, Autos und Schanzen waren kaum wiederzuerkennen. Bis zu zwanzig Zentimeter lagen nun überall drauf, doch obwohl dies eine Ski-Weltmeisterschaft ist, brachte der Schnee zunächst mal Ärger, und bei den Kombinierern sogar Schmerzen, Flüche und Tränen. Den Veranstaltern wiederum verschaffte er peinliche Fragen, Schuldzuweisungen und ordentlich Extraarbeit.

Betroffen war ausgerechnet ein noch neues WM-Format, die Mixed-Staffel der Nordischen Kombination. Kaum war am Sonntagmorgen der Wettkampf auf der Schanze eröffnet, da wurde er auch schon wieder abgebrochen und konnte erst Stunden später erneut aufgenommen werden. Denn der Aufsprungbereich musste mühsam nachgebessert werden, nachdem zwei - routinierte - Kombinierer, der Italiener Alessandro Pittin und der Japaner Akito Watabe, hintereinander gestürzt waren.

Als der Wettkampf dann endlich beginnen konnte, war der Tag schon fortgeschritten. Immerhin, die Einlage des Winters hatte den Wettbewerb selbst kaum beeinflusst. Die üblichen Abstände zwischen den Kombinierenden entsprachen den üblichen Stärken. Auch die zunächst Gestürzten konnten mit ihren späteren Sprüngen normale Leistungen zeigen. Als dann diese erste Mixed-Combined-Staffel bei einer Weltmeisterschaft in die Entscheidung, also in die Langlauf-Verfolgung, ging, war ein durchaus ernstzunehmendes Rennen zu sehen, dem aber auch anzumerken war, dass es noch jung ist, weshalb Vielfalt und Überraschungen, Duelle und Führungswechsel noch fehlten.

Die 17-jährige Nathalie Armbruster gewinnt die zweite Medaille

Spannung bezüglich der Medaillenvergabe kam nur anfangs auf, als Vinzenz Geiger die Aufgabe hatte, den Norweger Jens Luras Oftebro einzuholen und sich an die Spitze zu setzen. Als Oftebro dies zweimal konterte, waren die Medaillen quasi vergeben. Jarl Magnus Riiber lief den anderen einfach locker davon und dokumentierte nach seinem Sieg vom ersten Einzel am Samstag noch einmal, dass er eine Erkrankung wegen eines Magen-Darm-Parasiten überwunden und in der Zeit bis zur WM auch seine Form wiedergefunden hat. Ihm folgte mit gut 40 Sekunden Abstand der deutsche Schlussläufer Julian Schmid, dessen Distanz zum Österreicher Johannes Lamparter plötzlich schrumpfte, was aber auch kein Duell auf der Ziellinie erbrachte. Schmid hatte letztlich alles unter Kontrolle.

Für die 17-jährige Nathalie Armbruster, für die Weltcupführende Gyda Westvold Hansen und die anderen Kombiniererinnen war dieser zweite WM-Wettkampf nach den Einzeln aber noch von anderer Bedeutung. Es ging hier auch um die Zukunft, die von den Olympia-Machern für ihr Produkt latent infrage gestellt wird. Die Kombination der Frauen ist noch jung, aber sie hat alle Chancen, in absehbarer Zeit ebenfalls ein eigenes Publikum anzuziehen.

Am Morgen hatten sich dann doch alle schneller als befürchtet auf die neue Tagesordnung eingestellt, nachdem der Schnee die Schanze zu einer gefährlichen Anlage gemacht hatte. Wie man einen neu verschneiten Aufsprunghang präpariert, wissen die Veranstalter im sogenannten Tal der Schanzen auch, es müssen also organisatorische Gründe gewesen sein, weshalb nicht schon in der Früh die Folgen des Wintereinbruchs unter Anleitung von Experten weggeräumt wurden. Denn dass Pittin und Watabe im Training bei vollem Tempo kopfüber in den Schnee gefallen waren, hatte bekannte Gründe: Neuschnee ist schnell aber weich, die Skier drücken nach unten auf die stumpfe Unterlage, die Springer bremsen abrupt - und stürzen.

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