Nordische Kombination:Einsam vorneweg

Men's Nordic Combined Team HS100 - FIS Nordic World Ski Championships

Björn Kircheisen (r.) übergibt den Staffelstab an Eric Frenzel, der zum ersten Mal in seiner Karriere eine Goldmedaille bei einer Weltmeisterschaft erreichte.

(Foto: Matthias Hangst/Getty)

Die deutschen Kombinierer gewinnen ganz souverän das Mannschaftsgold vor Norwegen. Für Startläufer Björn Kircheisen ist es ein ganz besonderer Erfolg: Nach 16 Jahren im Leistungssport nimmt der 33-Jährige seinen ersten Titel in Empfang.

Von Volker Kreisl

44 Sekunden, 48 Sekunden, 53 Sekunden. 40,8 Sekunden, und, hoppla: 32 Sekunden. Aber gleich wieder: 39 Sekunden, und schließlich 46, 45, 50, und am Ende 41.

Die Kurve der Zwischenzeiten weist nur kurz eine leichte Delle nach unten auf, ansonsten verlief der Vorsprung der deutschen nordischen Kombinierer wie gesteuert. Startläufer Björn Kircheisen, danach Eric Frenzel, Fabian Rießle und Schlussläufer Johannes Rydzek gewannen das Staffelrennen bei der WM in Lahti mit großem Vorsprung. Damit sind sie den hohen Erwartungen gerecht geworden, die sie mit ihrem Vierfachsieg im ersten Einzel am vergangenen Freitag gesetzt hatten.

Am Ende waren es 41 Sekunden vor Norwegen, deren Schlussläufer Jörgen Graabak ebenfalls nur noch aufs Abstandhalten achten musste. Sein Team hatte sich früh vom Rest abgesetzt, und verbrachte die halbe Stunde im Langlauf ähnlich einsam wie die Deutschen. Es wäre fürs höflich applaudierende finnische Publikum recht eintönig geworden, hätte sich nicht Finnlands Schlussläufer, der kurz entschlossen zurückgekehrte, bereits 38 Jahre alte Hannu Manninen, noch einmal aufgemacht, um in den Kampf um Bronze einzuschreiten. Fast wär's ihm gelungen, aber Österreichs Paul Gerstgraser hatte dann doch mehr Kraft und gewann, er ist ja auch erst 21 Jahre alt. Finnland wurde Fünfter.

Für das deutsche Team von Bundestrainer Hermann Weinbuch war es somit der erwartete Kantersieg, trotz eines Schwächemoments von Eric Frenzel. "Da ist mir kurz ein bisschen anders geworden", sagte Weinbuch. Dass es dermaßen eindeutig wurde, lag wieder einmal an den herausragenden Leistungen der Vier im Skispringen. Sie hatten nach der ersten Disziplin 44 Sekunden Vorsprung, denn bis auf Kircheisen waren alle deutlich weiter gesprungen als der Nächstbeste der Konkurrenz. Kircheisen war das egal, seine Stärke ist das Laufen, und an diesem Tag hatte er auch in anderer Hinsicht eine Sonderrolle. Nach langer Durststrecke hatte der Sachse - teamintern irgendwann auch schon "Silbereisen" genannt - endlich auch einen WM-Titel geholt. Er ist schon 33 Jahre alt, seit 16 Jahren im Weltcup und hat da 21 Siege errungen, jedoch nie bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen. "Er hat so lange gekämpft und ist noch einmal zurückgekommen", sagte Weinbuch, "jetzt hat er auch die Goldmedaille, wunderbar."

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