Nordirland:Vom großen Bruder lernen

Der DFB-Gegner blickt hoffnungsfroh auf die Republik Irland: Die ärgerten das große Fußball-Deutschland bereits in der Qualifikation. Auf der Insel träumt man vom Weiterkommen.

Als das erste Los in Nordirlands EM-Geschichte gleich den Weltmeister bescherte, zuckte Edel-Fan Rory McIlroy nur mit den Schultern. "Wenn die Republik sie schlagen kann. . . ", twitterte der Golfstar umgehend. Er erinnerte damit an den 1:0-Sieg der Iren am 8. Oktober gegen WM-Champion Deutschland. Und die drei Punkte am Satzende sollten eindeutig heißen: "Dann können wir es auch."

Auch Teammanager Martin O'Neill hatte das vermeintlich schwerstmögliche Los die Laune kein bisschen verdorben. Selbst die Aussage von DFB-Teammanager Oliver Bierhoff, für den Nordirland wegen eines Hattricks als aktiver Spieler der Wunschgegner war, parierte der 46-Jährige mit einem Schmunzeln: "Oliver spielt ja zum Glück nicht mehr. Deshalb kann er diesmal auch keine Tore schießen."

Wenige Meter weiter schwebte Patrick Nelson regelrecht durch die Interview-Zone. Der Geschäftsführer des nordirischen Verbandes schien gar nicht zu wissen, wohin mit seinem Stolz auf die "Green&White Army" und die Vorfreude auf das erste große Turnier seit der WM 1982. Beim letzten Turnierspiel der Nordiren war Nelson noch 21, inzwischen ist er 55.

Nur als Tourist nach Frankreich zu fahren, sieht er gar nicht ein. "Ich erinnere mich daran, dass 1982 in Belfast 22 Mann einem Ball hinterhergelaufen sind und am Ende hat Nordirland Deutschland geschlagen", sagte er mit Blick auf das Zitat Gary Linekers, an dessen Ende immer Deutschland gewinnt: "Das ist jederzeit wieder möglich, so gut Deutschland auch ist. Unser Nachbar Irland hat uns mit seinem Sieg Mut gemacht. Und unser Trainer wird sich vom irischen sicher viele Tipps holen."

Auch O'Neill erinnerte sich an die Duelle der Nachbarn mit dem Weltmeister. "Schottland war in der Quali zweimal nahe dran, was zu holen (1:2 und 2:3, d. Red.), Irland hat in zwei Spielen vier Punkte geholt", betonte er: "Und der Unterschied zwischen Irland und uns ist nicht groß." In der Fifa-Weltrangliste liegen die Nordiren als 30. einen Platz vor ihrem großen Bruder Irland. Und da sich die Nordiren, als Gruppensieger mit nur einer Nieder- lage für die EM qualifiziert, gegen die Ukraine und Polen "auf jeden Fall etwas ausrechnen" (O'Neill), machen sie sich auch Hoffnungen aufs Achtelfinale. "Schließlich scheiden nur acht Teams in der Vorrunde aus", meinte Nelson lächelnd.

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