Zum Tod von Norbert Eder:Abschied von Meister Eder

EDER Norbert Team Deutschland mit ENRIQUE Hector FIFA World Cup, WM, Weltmeisterschaft, Fussball 1986 in Mexico Finale; Norbert Eder

Eigentlich nur im grünen Trikot bekannt: Norbert Eder im WM-Finale gegen Argentinien.

(Foto: imago images/Laci Perenyi)

Karrieren wie die von Norbert Eder gibt es längst nicht mehr: Mit 30 debütierte er in der DFB-Elf, war nur ein paar Wochen Nationalspieler - und ist trotzdem eine historische Figur. Nun ist er im Alter von 63 gestorben.

Nachruf von Christof Kneer

Innerhalb von nur zwei Jahren hat Norbert Eder von zwei berühmten Männern Anrufe bekommen, die ihn selber ein bisschen berühmt gemacht haben. Irgendwann im Frühjahr 1984, so erzählt es das Fußball-Geschichtsbuch, nahm Norbert Eder den Hörer ab, angeblich lag er da nach einer Leistenoperation gerade im Krankenhaus, am anderen Ende der Leitung war ein hoch motivierter junger Fußballmanager. Ob er, Eder, nicht zum FC Bayern wechseln wolle, fragte der junge Manager Uli Hoeneß, und der damals schon nicht mehr ganz junge Verteidiger Norbert Eder wunderte sich - aber "nein" sagte er selbstverständlich nicht.

Der zweite wichtige Anruf in Eders Leben ist präziser überliefert, es war der 27. April 1986, gegen 22 Uhr Unterhachinger Ortszeit. Am anderen Ende der Leitung: ein hoch motivierter deutscher Teamchef. Servus Norbert, soll Franz Beckenbauer gesagt und zügig zum Thema übergeleitet haben: Er, Beckenbauer, wolle ihn, Eder, mit zur WM nach Mexiko nehmen.

Zur WM? Mich? Norbert Eder wunderte sich wieder, aber selbstverständlich sagte er wieder nicht nein.

Karrieren wie die von Norbert Eder gibt es längst nicht mehr, aber selbst damals war dieser Weg ungewöhnlich: als Spätberufener mit 28 Jahren vom 1. FC Nürnberg zum FC Bayern zu wechseln; und dann als Spätspätberufener mit 30 in der Nationalelf zu debütieren. Er brauche "richtige Kerle, die keine Angst haben", soll Beckenbauer zu Eder gesagt haben. Drei Wochen vor der WM stieß Eder in der Sportschule Malente erstmals zur Nationalelf, ein paar Wochen später bestritt er sein letztes und bestes Länderspiel: im WM-Finale, bei der 2:3-Niederlage gegen Argentinien. Immer nur ein paar Meter von ihm entfernt: Diego Maradona.

Neun Länderspiele bestritt Eder, sieben davon bei einer WM: eine spektakuläre Bilanz. Der Nationalspieler Eder ist einem fast nur in Grün erinnerlich, in jenem Hemd bestritt die DFB-Elf damals viele Spiele, und trotz seiner nur ein paar Wochen dauernden DFB-Karriere ist Eder eine historische Figur: Er steht für den defensivsten WM-Kader, den jemals ein Bundestrainer angemischt hat. Wie aus Protest gegen das mangelnde kreative Potenzial des deutschen Fußballs stapelte Beckenbauer die Vorstopper aufeinander, Förster, Jakobs, Eder, dazu Augenthaler, Briegel, Berthold. Seinen spätberufenen Meister Eder schickte Beckenbauer ins Mittelfeld, auf die heute so heilige Sechserposition. Eders Aufgabe: alles abräumen. Er spielte wie ein Vorstopper, nur halt ein paar Meter weiter vorne.

Eder spielte in einer Zeit, in der die Abwehrspieler kaum eigene Rechte in diesem Spiel hatten, sie waren nur die Kehrseite der Stürmer. Dennoch konnte Eder gut kicken, er spielte hart, aber erstaunlich fair, und am Ende blieb der Unterfranke vier Jahre beim FC Bayern und gewann dort dreimal die Meisterschaft und einmal den DFB-Pokal.

Am Wochenende ist Norbert Eder, wie erst jetzt bekannt wurde, nach schwerer Krankheit im Alter von 63 Jahren gestorben.

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