Noch-1860-Trainer Funkel"Das war meine Entscheidung"

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Ab Sommer nicht mehr Trainer der Löwen: Friedhelm Funkel.
Ab Sommer nicht mehr Trainer der Löwen: Friedhelm Funkel. (Foto: dpa)

Friedhelm Funkel betont, von sich aus darauf verzichtet zu haben, noch länger Trainer bei 1860 München zu bleiben. Die Spieler geben sich enttäuscht, fordern eine schnelle Nachbesetzung - und wollen wissen, was der Verein vorhat.

Von Markus Schäflein

Da saß Friedhelm Funkel nun auf dem Podium im außerplanmäßig geöffneten Pressecontainer und sollte Stellung dazu nehmen, dass und warum er ab Saisonende nicht mehr Trainer des Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München sein wird. Und Funkel erledigte die unangenehme Aufgabe mit jener Professionalität und Gelassenheit, mit der er in seinen Tagen an der Grünwalder Straße all die angenehmen und vornehmlich unangenehmen Aufgaben erledigt hatte.

"Für mich stand seit geraumer Zeit schon fest, dass ich aufhöre, das war meine Entscheidung", sprach er, "wir haben in den Gesprächen keinen gemeinsamen Nenner gefunden, fertig." Nach mehreren Treffen mit den Klubverantwortlichen in dieser Woche sei "der Entschluss, den ich für mich schon gefällt hatte, dann endgültig gewesen".

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Zu den Gründen wollte Funkel sich nicht im Detail äußern, was sicherlich auch damit zu tun hat, dass er bis 30. Juni noch Angestellter des Klubs bleibt. "Verschiedene Dinge sieht der Verein anders als ich", berichtete er, "aber wir haben gesagt, dass wir das für uns behalten. Der Verein will Dinge verändern, ich wollte andere Dinge verändern." Dabei wird es in erster Linie um die Gesamtorganisation des Profibereichs und die Kaderplanung gegangen sein - zwei Baustellen, die ohne neuen Sport-Geschäftsführer und ohne verbindliche finanzielle Zusagen des jordanischen Investors Hasan Ismaik derzeit ruhen.

Der Trainer tritt also freiwillig ab, obwohl sich sein Vertrag bei Erreichen von Platz fünf automatisch verlängert hätte - und eine Trennung für den Klub dann richtig teuer geworden wäre. Das ist eine durchaus ungewöhnliche Entscheidung, aber an Schmerzensgeld hat der 60-jährige Funkel wohl keinen Bedarf. "Meine persönliche finanzielle Situation stand für mich nie im Vordergrund", sagte Funkel, und angesichts der Konstellation muss man ihm diese fürs Profifußballgeschäft doch recht außergewöhnliche Aussage einfach mal abnehmen. Nun wartet er auf einen neuen Interessenten. "Um es vorwegzunehmen: Ich habe noch keine Anfrage von einem anderen Verein", betonte er, "aber natürlich will ich noch nicht in den Ruhestand."

Das anfangs sehr gute Verhältnis Funkels zum 1860-Präsidium um Gerhard Mayrhofer hatte zuletzt darunter gelitten, dass Aussagen des Trainers angesichts der offenen Zukunft wie Eigenwerbung klangen - was den Vereinsoberen sehr missfallen haben soll. "Ich habe nie für mich Werbung gemacht", betonte Funkel nun, "ich habe immer nur auf Fragen geantwortet und nie gesagt, dass ich hier bleiben will." Am Verhältnis zu Mayrhofer habe seine Entscheidung nicht gelegen, betonte Funkel: "Es gab überhaupt nichts Persönliches."

Die Arbeitsbedingungen insgesamt allerdings hatten auch den erfahrenen Trainer beeindruckt: Selbst im Vergleich zu seinen Stationen in Köln und Frankfurt habe an der Grünwalder Straße noch "ein Stück weit mehr Unruhe" geherrscht, stellte er fest, "und das eine oder andere stecken gerade neue Spieler nicht so gut weg wie ein Trainer, der seit 40 Jahren im Geschäft ist."

Für den ungewöhnlichen Zeitpunkt der Veröffentlichung - am Mittwochabend teilte Funkel der Mannschaft seinen Entschluss mit, dann gab der Klub die Presseerklärung heraus - ist das am Sonntag (13.30 Uhr) anstehende Heimspiel gegen den Karlsruher SC verantwortlich. "Ich wollte das vom Spiel weit weg haben", sagte der Trainer, "dass am Sonntag schon gar nicht mehr darüber geredet wird. Wir wollen unbedingt gewinnen, wir können noch Fünfter werden und das wollen wir auch."

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Ein bisschen Vorlauf zum Sackenlassen schadet in der Tat nicht, denn die Spieler zeigten sich mehrheitlich enttäuscht von Funkels Abschied. "Ich finde es traurig", sagte etwa Rechtsverteidiger Markus Steinhöfer, den Funkel im Winter zu 1860 geholt hatte, "aber er wird seine Gründe gehabt haben. Nach diesem Hin und Her ist es wenigstens eine Entscheidung." Der Verein müsse "jetzt schnellstmöglich die Positionen Trainer und Sportdirektor besetzen".

Kapitän Guillermo Vallori meinte: "Ich hätte gerne mit ihm weitergemacht, aber ich bin nur Spieler, und das ist die Entscheidung des Vereins." Und Daniel Adlung, der unter Funkel zuletzt einen deutlichen Aufwärtstrend erlebt hatte, machte sich gar Sorgen um die Zukunft: "Ich weiß nicht, was der Verein vorhat", sagte er. "Keiner hat damit gerechnet. Das ist für alle bitter." Für die Spieler gehe es jetzt bereits darum, "sich für die neuen Kandidaten zu empfehlen".

Auch Friedhelm Funkel verlässt das Team mit gemischten Gefühlen. "Einfach ist mir das nicht gefallen. Mir gefällt es hier, und ich habe auch Spaß mit der Mannschaft", sagte er, "aber es ging um das nächste Jahr." Als Fehler mochte er seinen Abstecher nach München nicht werten: "Aachen war ein Fehler", sagt Funkel, "aber 1860 war kein Fehler. Wenn man so lange im Geschäft ist, weiß man: Man muss mit allem rechnen. Und das war hier dann auch so."

© SZ vom 04.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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