Niko Kovac:Monaco wünscht sich Frankfurt-Fußball

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"Es ist eine große Herausforderung, aber wir mögen das": Niko Kovac kommt mit Bruder Robert nach Monaco. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Als ehemaliger Bayern-Trainer ist Niko Kovac beim AS Monaco hoch willkommen. Doch dem Klub geht es um das Underdog-Spiel, das Kovac einst bei Frankfurt etablierte.

Von Christof Kneer, München

Manchmal versteht man die Pointe eines Satzes aus einem einfachen Grund nicht: Weil man sie gar nicht verstehen kann. Es sehe hier in Monaco ähnlich aus wie in Kroatien, sagte Niko Kovac am Montag mit einem Schmunzeln, und die Leute, die den Satz hörten, schmunzelten auch. Was man halt so sagt, dachten die Leute wahrscheinlich, wenn man sich als neuer Trainer mit einem scherzhaften Sprüchlein ins neue Amt einführen will.

Vielleicht hat sich Niko Kovac ein bisschen zusammenreißen müssen in diesem Moment, um nicht loszulachen, aber selbst wenn: Sich unter Kontrolle zu haben, ist ja eine seiner Spezialdisziplinen. Kovac kann sich sogar zusammenreißen, wenn er als Trainer des FC Bayern das Double gewinnt und sein Chef Karl-Heinz Rummenigge allen dankt, nur nicht ihm. An diesem Montag in Monaco ist Kovac die Selbstdisziplin aber nicht so schwer gefallen, so spektakulär war die Pointe ja auch wieder nicht.

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Es sieht hier aus wie in Kroatien? Ja, genau dort wollte Kovac jetzt ja eigentlich auch sein: in seinem Haus in Kroatien. Er wollte Urlaub machen und sich überlegen, was im Herbst so kommen könnte - welcher Verein dann vielleicht einen Trainer suchen und ob er, Kovac, das dann machen würde. Dass er jetzt im Sommer einen Job übernimmt, von diesem Gedanken hatte er sich im Grunde schon verabschiedet.

Aber dann kam der Anruf aus Monaco, und dann ging alles ganz schnell. Etwa anderthalb Wochen dauerte es von der ersten Kontaktaufnahme bis zur ersten Trainingseinheit, die Kovac am Montag leitete - mit seinem Bruder Robert, der auch beim FC Bayern sein Assistent gewesen war. Für drei Jahre haben die Kovac-Brüder an der Côte d'Azur unterschrieben, und gleich am ersten Tag erschien zur Begrüßung eine vorbildliche Sonne am Himmel.

Ob ein ehemaliger FC-Bayern-Trainer bei AS Monaco nun standesgemäß untergekommen ist, darüber dürften die Meinungen auseinandergehen, aber Kovac fühlt sich durchaus artgerecht besetzt. Zwar ist er mit jeder Hymne, die auf seinen Münchner Nachfolger Hansi Flick zuletzt gedichtet wurde, ein Stück kleiner geworden, aber er hat immer noch genügend vorzuweisen - so viel zumindest, dass er es sich im Frühjahr leisten konnte, seinen Heimatklub Hertha BSC für unter seinem Niveau zu halten. Er hätte direkt nach der Entlassung in München auch zum FC Everton gehen können, aber das war ihm noch zu früh, beim AC Mailand hat ihn sein kroatischer Landsmann, der inzwischen entlassene Manager Zvonimir Boban, ins Gespräch gebracht; auch bei Borussia Dortmund haben sie angeblich konkret über ihn nachgedacht. Aber da hat dann ja Lucien Favre wieder angefangen zu gewinnen.

AS Monaco, das ist immer noch ein klangvoller Name, und Kovac, 48, kommt als doppelter Trainer dorthin. Natürlich wollen sie ihn als ehemaligen FC-Bayern-Trainer, so einen kann man ja ausgezeichnet rumzeigen bei den Schickis und Mickis im Fürstentum; aber sie wollen ausdrücklich auch den ehemaligen Trainer von Eintracht Frankfurt - jenen Kovac, der dort nach Herzenslust sein Underdog-Coaching betrieb und im Pokalfinale 2018 seinen späteren Arbeitgeber aus München besiegte. Kaltblütig verteidigen, enthusiastisch kontern - so wie er in Frankfurt Ante Rebic und Kevin-Prince Boateng spielen ließ, so ähnlich stellt sich das nun auch Monacos neuer Sportchef Paul Mitchell vor. Mitchell denkt den Fußball aus der Dose, er war Chefscout im Leipziger Red-Bull-Fußballkonzern, und es überrascht kaum, dass er als Erstes den Trainer Roberto Moreno entließ - einen Spanier, der seinen Ballbesitz-Fußball andersherum denkt.

Mitchells Monaco und der Umschalttrainer Kovac, das könnte passen - zumindest wenn man unterstellt, dass überhaupt irgendein Trainer nach Monaco passt. Jüngst wechselten die Coaches dort ja in rasender Folge, nach einem Jahr Abstiegskampf machte es sich AS zuletzt im Mittelfeld der Tabelle gemütlich. Und eines wird sicher auch sehr gewöhnungsbedürftig sein für den ehemaligen Trainer aus Frankfurt und München: Dass er in Monaco oft nur vor 3000 Zuschauern spielen wird. Es werden fürstliche Geisterspiele sein, auch mit Publikum.

© SZ vom 21.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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