In derselben Juliwoche, in der die Deutsche Fußball Liga den Bundesligaspielplan für die aktuelle Saison veröffentlichte, wechselte Jan-Niklas Beste von der Schwäbischen Ostalb nach Lissabon, um dort mit Benfica in der Champions League zu spielen. Der dort angestellte deutsche Trainer Roger Schmidt hatte ihn unbedingt verpflichten wollen. Auch die Vertragsdetails zeigten an, wohin Bestes noch junge Karriere zukünftig gehen sollte: acht Millionen Euro Ablöse plus Boni, Vertragslaufzeit fünf Jahre. Es kam dann nur alles anders: Beste verletzte sich beim Liga-Heimdebüt, Schmidt wurde entlassen, und der neue Trainer Bruno Lage sah den Linksfuß eher nicht auf der linken Außenbahn, sondern als Joker auf der Bank. Und so brach Beste, 26, nach nur einem halben Jahr seine erste Auslandsstation ab und wechselte am Tag vor Winterladenschluss zum SC Freiburg, zurück in die vertraute Bundesliga.
Freiburgs Sportdirektor Klemens Hartenbach stellte den zweitteuersten Einkauf der Vereinsgeschichte wie folgt vor: „Es entstehen Konstellationen, da sollte man nicht zögern, sie umzusetzen. Die Chance, Niklas in unseren Kreis zu holen, war so eine Möglichkeit.“ Was wohl übersetzt bedeutet: Wenn man einen begnadeten Standardspezialisten mit Bundesligaerfahrung, der noch dazu als richtig guter Typ gilt, nach Freiburg holen kann, dann muss man das machen, auch für (kolportierte) acht Millionen Euro. Und nun ergibt sich folgende Konstellation: An diesem 21. Bundesligaspieltag, dem ersten nach Ende des Wintertransferfensters, trifft der SC Freiburg auf den 1. FC Heidenheim, und damit Niklas Beste sofort auf seinen Ex-Klub. Ein Zufall, gewiss: Die Spielplan-Software der DFL dürfte Bestes Anpassungsschwierigkeiten bei Benfica kaum einkalkuliert haben.
Kein Zufall ist es allerdings, dass Beste nach seinem sachten Karriereknick zurück in ein ruhiges Umfeld wechselt, hatte ein solches doch erst seinen Aufstieg vom Zweitligaspieler zum Gesicht – oder besser zum Bart – der Heidenheimer Erfolgsgeschichte ermöglicht. Der ewige Heidenheimer Trainer Frank Schmidt hatte den schmächtigen jungen Mann mit dem starken linken Fuß 2022 aus Regensburg geholt, Beste zahlte das Vertrauen mit überragenden Zahlen zurück: 20 Tore und 20 Assists in 68 Spielen. Er führte Heidenheim erst in die Bundesliga und dort auf Platz acht, wofür er mit einer Einladung zur Nationalmannschaft belohnt wurde.
Eigentlich ist der SC auf Bestes Position schon gut besetzt
Dass er in Freiburg zu alter Stärke finden könnte, dafür gibt es auch fußballerische Argumente. Standardsituationen und Angriffe über die Flügel zählen zu den Spezialitäten des Sportclubs. Zwar ist das Team von Trainer Julian Schuster in Bestes Ressort prominent besetzt: rechts außen mit Ritsu Doan, der als Linksfuß nach innen zieht, links außen mit Rechtsfuß Vincenzo Grifo – und dahinter mit Kapitän Christian Günter. Aber erstens schreckt Schuster nicht davor zurück, auch die für die Standards verantwortlichen Klub-Ikonen Grifo und Günter, beide 31, mal auf die Bank zu setzen wie jüngst beim 1:2 gegen den FC Bayern nach zuvor schwächeren Leistungen. Und zweitens schadet Konkurrenz ja bekanntlich nicht, wie der Trainer auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Heidenheim betonte: „Ich brauch’ da keine zufriedenen Spieler, die dann mit einem großen Lächeln herumlaufen. Das sind alles Profis, die wollen von Anfang an spielen – und darum muss jeder Einzelne kämpfen.“
Das gilt nun auch für Beste. Aber am Samstag, beim Wiedersehen mit den alten Kollegen, ist ein großes Lächeln wohl auch für den Fall nicht ausgeschlossen, dass er erst mal auf der Bank sitzt.