Niederlage gegen Olympiakos Piräus:Bayern-Basketballer liefern mitreißenden Kampf

FC Bayern gegen Olympiakos Piräus

Kampf bis zur letzten Sekunde: Die Basketballer vom FC Bayern unterliegen Olympiakos Piräus in München.

(Foto: AFP)

Noch 13 Sekunden zu spielen, es steht 100:102: Bis ganz zum Schluss zeigt das Team von Trainer Pesic gegen Euroleague-Titelverteidiger Olympiakos Piräus eine bemerkenswerte Leistung. Doch das Münchner Happy-End bleibt aus.

Von Gerald Kleffmann

Die letzten Sekunden tickten, es bebte, es vibrierte, Jubel- und Verzweiflungsschreie kamen von links, von rechts, von oben, von unten, die Halle pulsierte, wie sie vielleicht noch nie pulsiert hat, seitdem die Münchner hier Basketball spielen, seit mehr als zwei Jahren also. Der FC Bayern lieferte bis zum Schluss einen feudalen Kampf - Olympiakos Piräus, der Titelverteidiger der Euroleague, der Königsklasse im Basketball, er wankte.

13 Sekunden blieben den Münchnern, es stand 100:102, ein Krimi vom Feinsten lief ab. Foul, zwei Freiwürfe, Malcolm Delaney trat an - Ausgleich. Mit Krämpfen humpelte der Guard davon. 9,5 Sekunden noch, die Zuschauer flippten aus. Es folgte eine Serie von Freiwürfen, hin und her ging es nun, den letzten Wurf aus dem Feld vergab dann Heiko Schaffartzik. 105:103 siegten die Griechen. Was für ein Spektakel.

Damit endete ein Abend, der wohl für alle 6700 Zuschauer ein besonderer gewesen war. Die Partie begann bereits in einer prächtigen, erwartungsfrohen Stimmung: Rund 1000 griechische Fans brachten mit ihren Hüpfgesängen gar die elektronische Ergebnistafel zum Wackeln, während aus dem Bayern-Block Trommeln erklangen.

Bekannt war ja, dass bei Olympiakos zwei Akteure fehlten, Center Mirza Begic und Forward Georgios Printezis hatten beim Sieg gegen Galatasaray wie Boxer um sich geschlagen und wurden gesperrt. Aber auch die Bayern mussten eine Schwächung hinnehmen, Guard Nihad Djedovic konnte wegen muskulärer Probleme im Oberschenkel nicht antreten. Bei der 83:88-Niederlage im Hinspiel hatte der flinke Verteidiger die Kreise des überragenden Vassilis Spanoulis gekonnt eingegrenzt, diese Aufgabe übernahm nun zunächst Lucca Staiger. Der deutsche Nationalspieler, das zeigte sich jedoch früh, konnte nicht immer dem Tempo des begnadeten Lenkers der Griechen folgen.

Ein wunderbarer Schlagabtausch

Nachdem die Bayern noch durch Robin Benzing, der mit Staiger, John Bryant, Malcolm Delaney und Boris Savovic die Start-Formation bildete, die erste Führung (2:0) erzielt hatten, diktierte erst mal Piräus das Geschehen. Drei Drei-Punkte-Würfe brachten einen 9:4-Vorsprung. Als aber Benzing ebenfalls aus der Distanz traf zum 9:10, war klar: Die Bayern würden sich wehren mit allen Möglichkeiten. Allerdings haben sie eben nicht so viele, verglichen mit diesem Gegner.

Allein Spanoulis, den die Fans schlicht V-Span rufen und der in der Heimat ein Held ist, erzielte rasch neun Punkte. Seine Dribblings, die er oft mit einem Diagonalpass in die entgegengesetzte Laufrichtung abschließt, verzückten sicher auch den maladen FC-Bayern-Fußballprofi Bastian Schweinsteiger, der natürlich zusah. Zehn Spieler setzte Münchens Trainer Svetislav Pesic im ersten Viertel (22:28) ein, das waren relativ viele. Manche Wechsel belebten das Bayern-Spiel sofort sichtbar und vor allem zählbar. Heiko Schaffartzik, der Staiger als Bewacher von Spanoulis abgelöst hatte, brachte gleich eine Energie aufs Parkett, die die Münchner heranbrachte. Einmal, zweimal, dreimal versenkte er seine Dreierwürfe von jenseits der 6,75-Meter-Linie, beim 32:30 führten die Bayern erstmals wieder.

V-Span? Dem gönnte Olympiakos-Coach Georgios Bartzokas ein Päuschen. In dieser Phase entwickelte sich ein wunderbarer Schlagabtausch, wobei sich Piräus' Neuzugang Vasileios Kavvadas mit sechs Punkten gut einführte. 35:35, 37:37, 42:41, ohrenbetäubender Lärm begleitete jeden Korb. Der FC Bayern durfte es als Kompliment werten, dass Spanoulis, der schon mal in der NBA gespielt hat, wieder eingriff, und ja, er zeigte seine Klasse mit einem Dreier zur 59:50-Halbzeitführung.

Die Kulisse haten die Bayern auf ihrer Seite

Nach dem Seitenwechsel sah es kurz aus, als könne Piräus seine Qualität solide ausspielen (66:57), doch dann folgte ein feiner Kniff Pesics: Er stellte sein Team auf Zonenverteidigung um. Plötzlich reüssierte Piräus nicht mehr so leicht, plötzlich fruchteten auch die eigenen Angriffe wie im Rausch. Zehn Punkte in Serie glückten nun Center John Bryant, der sich nach dreieinhalb Jahren seine 43 Zentimeter langen Haare abgeschnitten hatte. Staigers Dreier zum 67:66 brachte die letzten Fans zum Aufstehen. Piräus-Forward Stratos Perperoglou glänzte nun seinerseits mit acht Punkten im dritten Viertel, das 77:80 endete. Die Basketball des FC Bayern spielten an ihrem Limit.

Die Kulisse hatte die Mannschaft auf ihrer Seite, klar, aber Piräus entpuppte sich bisweilen als Stimmungstöter. Zwei, drei Angriffe, schon hieß es 88:79 für die Gäste, die anders als die Bayern längst für die Top-16-Runde qualifiziert sind nach zuvor sieben Siegen in Serie. Aber erneut ließ diese feudal kämpfende, verteidigende Bayern-Mannschaft nicht locker. Im Prinzip lief nun ein Shootout, ein Wettschießen. Delaney, Schaffartzik und Staiger glückten Dreier, 92:96, die Zeit lief davon. Wieder ein Dreier von Staiger, 97:100. V-Span konterte mit einem Zweier. Dann waren noch 13 Sekunden zu spielen. Und das Münchner Happy-End blieb aus.

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