Neuer NHL-Vertrag:Leon Draisaitl erhält, was er wert ist

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Bestverdiener: Leon Draisaitl erhält bei den Edmonton Oilers demnächst 14 Millionen Dollar pro Saison. (Foto: Julio Cortez/dpa)

Der deutsche Eishockeyspieler verlängert seinen Vertrag beim NHL-Team in Edmonton – für ein fantastisches Gehalt. Doch er geht diesen Schritt auch aus Loyalität zu dem Klub.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Der Favorit für den Gewinn des Stanley Cup in der kommenden nordamerikanischen Eishockey-Saison ist seit Dienstag: die Edmonton Oilers. Auch deshalb, weil Angreifer Leon Draisaitl verlängert hat und wegen der Gründe seiner Entscheidung. Denn die Sporthistorie ist voller Geschichten von Athleten, die aus größter Enttäuschung jene Jetzt-erst-recht-Prozent erreichen, die für den größten Triumph ein wenig später nötig sind.

„Es hat ein bisschen gedauert“, sagte Draisaitl auf die Frage, wie es ihm gegangen sei im Frühling, nachdem die Oilers in der Finalserie gegen die Florida Panthers einen 0:3-Rückstand aufgeholt und dann das entscheidende siebte Spiel 1:2 verloren hatten: „Es hat eine Zeit lang so richtig wehgetan, es dreht dir den Magen um. Näher kannst du nicht dran sein, als wir es waren.“

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:„Es tut wirklich, wirklich weh“

Leon Draisaitl erlebt im NHL-Finale die größtmögliche Enttäuschung: Seine Edmonton Oilers holen einen 0:3-Rückstand gegen die Florida Panthers auf – und verlieren am Ende doch noch. Nun dürfte es um seine Zukunft gehen.

Von Jürgen Schmieder

Dann ergänzte er: „Das macht es aber so besonders. Wir alle haben dieses Ziel, wir ziehen alle am selben Strang. Wir haben das in der vergangenen Saison gemeinsam durchgemacht, und jetzt greifen wir gemeinsam an. Ich freue mich, dass ich meinen Teil dazu beitragen kann – hoffentlich bis zum Ende der Karriere.“

Leon Draisaitl, 28, geboren in Köln, will den Titel in der Profiliga NHL nicht nur gewinnen, er will ihn mit der Truppe gewinnen, mit der er die immense Enttäuschung teilte. In Edmonton, der Stadt, deren Einwohner von ebenso großen Magenschmerzen geplagt wurden wie Draisaitl. Und die befürchtet hatten, dass der Starspieler nicht verlängern und vielleicht sogar noch in dieser Sommerpause wechseln würde, zu den Boston Bruins etwa oder San Jose Sharks. Im Falle einer Nichtverlängerung wäre es für die Oilers jetzt gemäß NHL-Reglement wohl tatsächlich sinnvoll gewesen, hätten sie Draisaitl ein Jahr vor Ablauf des aktuellen Vertrags (er verdient in der kommenden Saison acht Millionen Dollar) per Tauschgeschäft abgegeben.

Er verlängerte aber mit der Begründung, dass ein Triumph mit dem Verein, für den er seit Beginn seiner Profikarriere 2014 spielt, viel schöner wäre als mit jedem anderen NHL-Klub.

Draisaitls Vertrag hat auch Zugkraft für die Kollegen

Es gibt freilich weitere Gründe, warum Draisaitl in Edmonton verlängert hat. Der Vertrag, der erst von der 2025/26-Saison gültig sein wird, gilt acht Jahre und wird mit durchschnittlich 14 Millionen Dollar pro Saison vergütet – so viel Prozent seines Gehaltsspielraumes hat noch nie ein NHL-Klub für einen Spieler verwendet. In absoluten Zahlen ist es der am zweithöchsten dotierte NHL-Vertrag nach Alexander Owetschkins 124-Millionen-Kontrakt in Washington, der jedoch 13 Spielzeiten galt.

In solchen Fällen stellen sich immer auch Fragen: Ist der Spieler das wert? Wer sind die Gewinner und Verlierer? Die Gewinner sind die Oilers, weil Draisaitl als Free Agent in der kommenden Sommerpause sicherlich noch höhere Pro-Saison-Offerten erhalten hätte. Damit ist klar, Draisaitl erhält, was er derzeit wert ist. Mit 850 Scorerpunkten (Tore und Vorlagen zusammengezählt) in 719 NHL-Spielen sowie 108 Punkten in nur 74 Playoff-Partien gilt er schon jetzt als einer der gefährlichsten Angreifer der Ligageschichte.

Überdies dürfte sein Verbleib in Edmonton bis 2033 bewirken, dass der wohl noch ein bisschen bessere Angreifer Connor McDavid sowie Verteidiger Evan Bouchard ebenfalls langfristig verlängern werden. Und damit dürften die Oilers in den kommenden Jahren tatsächlich konkurrenzfähig sein.

Es gibt heutzutage nur sehr wenige Sportler, die ihre komplette Karriere bei einem Verein verbringen und dort größtmögliche Enttäuschungen und größtmögliche Siege erleben: Basketballer Dirk Nowitzki (Dallas Mavericks) und Fußballer Thomas Müller (FC Bayern) wären zu nennen. „Ich kenne nichts anderes als Edmonton. Ich weiß schon, dass sich Dinge ändern und es letztlich auch ein Geschäft ist. Ich kann mir einfach kein Bild von mir in einem anderen Trikot vorstellen“, sagt Draisaitl: „Was wir hier aufgebaut haben, was für eine verschworene Truppe wir sind: Wenn wir jetzt die Lehren aus der vergangenen Saison mitnehmen, können wir angreifen.“

Kein Zweifel, dass die Oilers in der kommenden Saison, die am 4. Oktober übrigens in Prag eröffnet wird, der Favorit sind.

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