Paris Saint-Germain:Der Streit um Neymars Verletzung

Superstar Neymar von Paris Saint-Germain im Spiel gegen RC Strasbourg. Der Brasilianer zog sich gegen Olympique Marseille eine schwere Verletzung zu.

Wie lange fällt er aus, und ist gar die WM in Gefahr? Neymar von Paris Saint-Germain.

(Foto: REUTERS)
  • Neymar von Paris Saint-Germain ist schwerer verletzt als gedacht: Er hat nicht nur eine schwere Bänderdehnung im rechten Sprunggelenk erlitten, sondern auch einen Haarriss im Mittelfuß.
  • Über die richtige Behandlung könnte ein heftiger Interessenkonflikt entstehen zwischen dem Spieler und seinem Klub.

Von Javier Cáceres

Wenn alles gut läuft für Brasiliens Fußball-Nationalelf, wird ihr Kapitän Neymar ausgeruht zur Fußball-WM in Russland erscheinen. Wenn es mittelprächtig läuft, wird Neymars Form am Eröffnungstag (14. Juni) noch eine große Unbekannte sein. Doch wenn es schlecht läuft, wird Neymar nicht einmal im Kader stehen. Denn die Verletzung, die sich der teuerste Fußballer der Welt am Sonntag beim Punktspiel seiner Mannschaft Paris Saint-Germain gegen Olympique Marseille (3:0) zuzog, entpuppte sich als schlimmer als zunächst vermutet.

Wie Paris Saint-Germain bestätigte, hat der 26 Jahre alte Stürmer nicht nur eine schwere Bänderdehnung im rechten Sprunggelenk erlitten, sondern auch einen Haarriss des fünften Mittelfußknochens. Neymars Vater bezifferte die Fehlzeit via ESPN Brasil auf "sechs bis acht Wochen", womit auch sicher ist, dass der 222-Millionen-Mann in der Champions League nicht beim Achtelfinal-Rückspiel gegen Real Madrid dabei sein wird. Um die richtige Behandlung der Blessur - und die üblicherweise zweimonatige Zwangspause - ist nun ein heftiger Interessenkonflikt ausgebrochen. Auf der einen Seite steht das mit katarischen Petrodollars ausstaffierte Projekt PSG, das vor dem wichtigsten Spiel seiner jüngeren Vereinsgeschichte steht und nur noch wenig Chancen auf ein Weiterkommen hat. Auf der anderen Seite stehen Neymar und seine Entourage, die mit ihren Gedanken schon bei der WM in Russland sind.

Pause mindestens bis Mai?

Denn das Turnier ist der Hintergrund, vor dem das brasilianische Portal Globoesporte unter Berufung auf das Umfeld des Spielers meldete, dass Neymar schon in den kommenden Tagen operiert werden solle. Um den lädierten Knochen zu stabilisieren, der etwa so groß ist wie der kleine Finger einer Erwachsenenhand, solle eine Schraube eingezogen werden. Neymar müsse auch fürs Testspiel Brasiliens gegen Deutschland am 26. März in Berlin passen - und mindestens bis Mai pausieren.

Am Dienstagmittag aber trat PSG-Trainer Unai Emery vor die Presse - und tat die Nachricht als "falsch" ab. Über eine Operation sei nicht entschieden worden. Mehr noch: Es sei nicht ausgeschlossen, dass Neymar am Dienstag spielt. "Nach den jüngsten Untersuchungen sieht es schlechter aus. Er ist dem Nein näher als dem Ja. Aber es ist nicht ausgeschlossen (dass er gegen Madrid spielt/d. Red.). Man muss die Entwicklung der Verletzung abwarten", sagte Emery. Ein Einsatz wäre ohne schmerzstillende Spritzen undenkbar, birgt aber das Risiko eines glatten Bruchs.

Neymar, 26, hatte sich am Sonntag ohne Einwirkung eines Gegners verletzt. Er war mit dem rechten Sprunggelenk umgeknickt, hatte den Fuß nach innen verdreht und lag dann mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Rasen, ehe er auf einer Trage abtransportiert wurde. Danach machte die Propagandaabteilung von PSG mit Blick auf das Spiel gegen Real Madrid auf Optimismus. Die ersten Meldungen aus dem Krankenhaus schienen noch Zuversicht zu nähren. Jetzt sagt Neymars Vater: "Bei PSG wissen sie, dass sie für die kommenden Spiele nicht auf Neymar setzen können."

Neymars Verletzung erinnert an die von Bayern-Torwart Manuel Neuer

Am Sonntagabend hatten Röntgenaufnahmen gezeigt, dass Neymar immerhin keinen Bruch des Sprunggelenks erlitten hatte; der Grad der Bänderverletzung konnte allerdings nicht bestimmt werden, da der Fuß noch stark geschwollen war. Am Montagabend enthüllten weitere Untersuchungen den Haarriss im äußersten Mittelfußknochen. Dann sei die Entscheidung getroffen worden, sich einer Operation zu unterziehen - von Neymar selbst, seinem Vater, dem Konditionstrainer Ricardo Rosa sowie seinem persönlichen Physiotherapeuten Rafael Martini.

Zu den Faktoren, die für eine Operation sprechen, zählt der Fall von Gabriel Jesus. Der brasilianische Stürmer von Manchester City hatte sich am 13. Februar 2017 im Spiel gegen Bournemouth ebenfalls einen Haarriss im fünften Mittelfußknochen des rechten Fußes zugezogen - und konnte Ende April wieder spielen.

Dass es allerdings auch ganz anders laufen kann, zeigt das Beispiel des deutschen Nationaltorwarts Manuel Neuer. Der Profi des FC Bayern München hatte Ende März 2017 ebenfalls einen Haarriss im (linken) Mittelfuß erlitten, auch er verzichtete zunächst auf eine konservative Behandlung, ihm wurde eine kleine Schraube eingesetzt. Nach nur drei Spielen Pause wagte sich Neuer wieder aufs Feld. Doch beim Champions-League-Viertelfinale gegen Real Madrid (18. April) gab der Knochen an der lädierten Stelle erneut nach. Es folgte eine konservative Behandlung - sowie eine viermonatige Pause. Im September brach die Verletzung ein weiteres Mal auf. Neuer hat seitdem kein Spiel mehr bestritten; er hofft, bei der WM bei Kräften zu sein. Wie Neymar.

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