Neujahrsspringen:Eisenbichler verpasst den Sieg um einen Hauch

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Markus Eisenbichler springt im zweiten Versuch auf 143,5 Meter - es reicht knapp nicht zum Tagessieg. (Foto: Daniel Kopatsch/Getty Images)

Der Japaner Ryoyu Kobayashi liegt am Ende des zweiten Springens der Vierschanzentournee um 0,2 Punkte vor Markus Eisenbichler. Karl Geiger hat großes Pech mit dem Wind und fällt in der Gesamtwertung zurück.

Markus Eisenbichler hat beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen sowohl den Schanzenrekord als auch den ersten Platz denkbar knapp verpasst. 20 Jahre nach dem bisher letzten Sieg von Sven Hannawald am 1. Januar wurde es wegen 0,2 Punkten - das sind umgerechnet etwas mehr als elf Zentimeter - wieder nichts mit einem deutschen Skisprung-Sieg an Neujahr. Der 25 Jahre alte Japaner Ryoyu Kobayashi sicherte sich nach Versuchen auf 143 und 135,5 Meter nach dem ersten Platz in Oberstdorf den nächsten Sieg und setzte sich damit am Samstag auch im Gesamtklassement der Tournee ab und liegt 13,2 Punkte vor dem zweitplatzierten Norweger Marius Lindvik.

Für Kobayashi ist bei der Tournee ein Stück Skisprung-Historie möglich: Er könnte als erster Athlet zweimal alle vier Springen einer Tournee gewinnen. Dies war ihm bereits 2018/19 gelungen. "Kobayashi ist in ausgezeichneter Form. Er macht zurzeit keine Fehler", lobte Norwegens Trainer Alexander Stöckl im ZDF.

Das Ergebnis des Neujahrsspringens

Während Markus Eisenbichler mit Rang zwei einen Topstart ins Jahr 2022 erwischte, erlebte Karl Geiger beim 100-jährigen Jubiläum des Neujahrsspringens eine Enttäuschung. Nach Sprüngen auf 130 und 127,5 Meter belegte der 28 Jahre alte Oberstdorfer bei frühlingshaftem Wetter und bis zu zehn Grad den siebten Rang und verlor damit erstmals in diesem Winter das gelbe Trikot. Im Auslauf winkte er enttäuscht ab. "Ich bin ehrlich gesagt stinkesauer. Ich habe es jetzt zweimal nicht so gut gehabt, aber ich hätte es auch besser machen können", sagte Geiger im ZDF. Für ihn sei es "zum Kotzen".

"Wenn ich das richtig gesehen habe: Leider wieder schlechte Bedingungen. Das ist die Tournee", kommentierte Severin Freund zum Windpech des Kollegen. "Es war ganz eine schwierige Situation", beschrieb Bundestrainer Stefan Horngacher den ersten Versuch, bei dem kurzzeitig starker Rückenwind herrschte.

Bei den verbleibenden zwei Stationen in Österreich dürften Geiger und Eisenbichler erneut um Tagessiege kämpfen. Mit dem Gesamtsieg wird es aber sehr schwer, wenn Kobayashi, der wegen einer Corona-Pause ein paar Springen verpasste, weiterhin derart konstante Leistungen zeigt. Tagesdritter wurde der Slowene Lovro Kos (135,5 und 138 Meter). Eisenbichler kletterte im Tournee-Ranking von Platz sieben auf vier (-21,1 Punkte), Geiger liegt als Sechster (-32,3) fast aussichtslos zurück.

Gutes Mannschaftsergebnis des deutschen Teams

Horngacher freute sich über die starke Rückkehr Eisenbichlers. "Markus kommt langsam in Fahrt. Er zeigt wirklich tolle Sprünge", lobte der Tiroler. Vor allem der zweite Versuch auf 143,5 Meter war große Klasse - der Schanzenrekord liegt bei 144 Meter. Die wegen der Weite unsaubere Landung kostete den 30-Jährigen am Ende aber den Sieg "Telemark habe ich mich nicht getraut, da unten habe ich keine Linie mehr gesehen", sagte Eisenbichler im ZDF: "Aber ich bin zufrieden, voll geil."

Auch hinter den beiden Topathleten Geiger und Eisenbichler gelang dem deutschen Team ein ordentliches Mannschaftsresultat zum Jubiläum. Insgesamt sechs Athleten schafften es in den zweiten Durchgang, besonders stark präsentierte sich Stephan Leyhe, der als Zehnter wie schon zum Start drittbester Deutscher war. Olympiasieger Andreas Wellinger holte die ersten Punkte bei dieser Tournee, er schaffte es auf Rang 22.

Am Dienstag geht es in Innsbruck weiter

Schon zur Halbzeit des Traditionsevents haben sich Favoriten um den goldenen Adler und 100 000 Schweizer Franken (circa 97 000 Euro) Siegerpreisgeld verabschiedet. Titelverteidiger Kamil Stoch aus Polen verpasste in Oberstdorf und auch diesmal den zweiten Durchgang, Österreichs Mitfavorit Stefan Kraft an Silvester gar die Qualifikation. An Neujahr büßte auch der Norweger Halvor Egner Granerud, der in Oberstdorf noch Zweiter war, kräftig ein. Er kam trotz eines starken zweiten Versuchs nicht über Rang acht hinaus.

Nach dem zweiten und letzten Ruhetag am Sonntag geht es für Geiger, Eisenbichler und Co. nach Österreich. Am berühmt-berüchtigten Bergisel in Innsbruck wurden in der jüngeren Vergangenheit häufig die deutschen Tournee-Träume beendet. Chefcoach Horngacher hat im vergangenen Sommer aber besonderen Fokus auf die schwierige Schanze in Tirol gelegt. Am Dienstag (14 Uhr/ZDF und Eurosport) steht das wegweisende dritte Springen an, tags zuvor gibt es im WM-Stadion von 2019 bereits die Qualifikation.

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