Neuer Trainer von Manchester City:Pep hat Yes gesagt

Bayern Munich's manager Pep Guardiola gestures during his team's match against Hanover 96 at the HDI Arena, Hanover, Germany

Dirigiert in der nächsten Saison Manchester City: Pep Guardiola

(Foto: REUTERS)

Von Raphael Honigstein, London

Manchester City war auf die Wucht der eigenen Nachricht nicht vorbereitet. Um 13:25 Uhr brach die Internetseite des Premier-League-Klubs unter dem globalen Verkehrsandrang zusammen und blieb eine gute Stunde lang außer Betrieb. Minuten zuvor hatte City die Verpflichtung von Pep Guardiola als neuen Trainer ab der Saison 2016/17 vermeldet. Der Spanier erhält einen Drei-Jahres- Vertrag. Der FC Bayern hatte bereits Ende letzten Jahres erklärt, dass der Spanier nur noch bis Sommer in München bleibt.

Überrascht war auf der Insel über diese Personalie niemand mehr, nur der Zeitpunkt kam unerwartet. Am sogenannten Transfer Deadline Day, dem letzten Tag der Spieler-Wechselperiode, laufen in der Premier League traditionell die Drähte heiß; Radio, Sport-Fernsehen und Zeitungen berichten im Sekundentakt über die letzten Gerüchte und Deals. Die Bestätigung von Guardiolas Engagement am Montag machte den Sensationswert sämtlicher Ein- und Verkäufe in der reichsten Liga der Welt jedoch unverzüglich zunichte.

City wollte nicht nur vorzeitig den Wunschtrainer präsentieren, um den amtierenden Trainer Manuel Pellegrini und die Spieler "von der unnötigen Bürde der Spekulationen zu befreien", wie es in dem Kommuniqué blumig hieß, sondern gleichzeitig der Konkurrenz die Show stehlen. Ersten Reaktionen nach zu urteilen gelang der Coup. "Peps Unterschrift hat mir den ganzen Tag kaputt gemacht", klagte Rio Ferdinand, der ehemalige Verteidiger von Lokalrivale Manchester United, "seine Bilanz bei Barça und Bayern ist unglaublich. Wenn er nur ansatzweise auf dieses Leistungsniveau kommt, sind Tränen angesagt."

Der seit 2008 von Scheich Mansour aus Abu Dhabi finanzierte Verein gab zu, sich schon 2012 um Guardiolas Dienste beworben zu haben, "in den vergangenen Monaten" habe man die Verhandlungen mit dem Coach neu aufgenommen und abgeschlossen. Sportdirektor Txiki Begiristain und Geschäftsführer Ferran Soriano, die wichtigsten Entscheider bei den Hellblauen, sind alte Vertrauensmänner des Trainers aus gemeinsamen Barcelona-Tagen.

Guardiola mischt bei Verpflichtungen schon mit

Das Duo dürfte bei Guardiolas Wahl zwischen vielen interessierten englischen Klubs den Ausschlag gegeben haben - auch Chelsea und Manchester United hätten ihn mit Kusshand genommen. Wie Citys expliziter Hinweis auf frühere, erfolglose Bemühungen um Guardiola beweist, sind die Bosse mächtig stolz auf die Adelung ihrer Arbeit, die aus dem Pep'schen Yes-Wort spricht. Begiristain und Soriano haben den finanzgewaltigen Verein seit Herbst 2012 so vernünftig aufgestellt, dass die Nachwuchsförderung und Kadergestaltung nun selbst den höchsten Ansprüchen der Taktikkoryphäe aus Santpedor genügt.

Guardiolas Vorstellungen flossen dem Vernehmen nach schon in die Verpflichtung von jüngeren, schnelleren Spielern wie Kevin De Bruyne (Wolfsburg) und Raheem Sterling (Liverpool) im vergangenen Sommer ein. Bis er seinen Dienst im Juli antritt, wird City die Mannschaft weiter geflissentlich umbauen: Der Trend geht dabei weg von übertrainierten Muskelpaketen, hin zu filigraneren Vertretern der Kunst. Als besonders gefährdet im aktuellen Ensemble gilt deswegen Yaya Touré, 32. Guardiola hatte den riesigen, meist im mittleren Dampfschiff-Tempo über den Platz tuckernden Ivorer schon bei Barça ausgemustert. "Ich kenne seine Pläne nicht, aber natürlich machen wir uns Sorgen, dass Yaya draußen ist, falls Pep kommen sollte", sagte Tourés Berater Dimitry Seluk vor drei Wochen.

Der aktuelle Trainer Pellegrini wusste Bescheid

Aus Furcht vor einer möglichen Begegnung mit dem FC Bayern in der Champions League und etwaigen Komplikationen wollte man in Manchester den Trainerwechsel erst gegen Ende der Saison bekannt geben, doch wie man am Montag erfuhr, hatte Pellegrini auf öffentliche Klarheit gedrängt.

Der 62-Jährige hatte seinen Vertrag im August um ein Jahr bis 2017 verlängert, allerdings nur auf Abruf - das Papier enthielt gegenseitige Ausstiegsklauseln, verkündete er auf einer kurzen Pressekonferenz. "Nichts ist hinter meinem Rücken passiert, ich war seit einem Monat informiert und habe dem Verein vor zwei Wochen gesagt, dass ich heute meinen Abschied erklären werde", sagte der Chilene, wie immer völlig gefühlsneutral. "Das ständige Gerede" über seine Position sei auch nicht gut gewesen. "Ich bevorzuge, dass es so aufhört."

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