Neuer Trainer des FC Bayern:Mit Heynckes zurück zu den Gewissheiten

Nach Jahren mit Versuchen und Irrtümern holen die Bayern ihren Freund Jupp Heynckes zurück. Und damit die Hoffnung, künftig auch mal wieder schmucklos das letzte Tor zu schießen.

Thomas Hummel

Was sich seit Tagen andeutete, wurde am 25. März 2011 gegen 13:45 Uhr Gewissheit: Josef, genannt Jupp, Heynckes kehrt zum FC Bayern München zurück. Nach etwas mehr als vier Jahren zwischen 1987 und Oktober 1991 und den fünf Spielen im Jahr 2009 tritt der gebürtige Mönchengladbacher damit seine dritte Amtszeit als Trainer des Rekordmeisters an. Das bestätigten die Bayern am Freitagmittag. Heynckes, der noch bis zum Saisonende den Ligakonkurrenten Bayer Leverkusen betreuen wird, erhält einen Vertrag bis zum 30. Juni 2013.

"Ganz abgesehen von den guten persönlichen Beziehungen zu den Verantwortlichen des FC Bayern hat mir immer imponiert, wie professionell dieser Klub geführt wird. Ich war bereits zweimal Trainer beim FC Bayern und habe dabei immer das Klima geschätzt, in dem dort gearbeitet wird", sagte Heynckes: "Natürlich ist man als Bayern-Trainer gewissermaßen zum Erfolg verpflichtet. Ich sehe dabei aber eine reizvolle Aufgabe, der ich mich zusammen mit der Mannschaft in den kommenden zwei Spielzeiten gerne stellen möchte."

In München hoffen die Bosse, mit ihrem alten Weggefährten auch die alten Gewissheiten in den Klub zurückzuholen. Die sind den Bayern ja irgendwie abhandengekommen, das mythenumrankte "Mia san mia" - was in etwa bedeutet, dass das letzte Tor immer der FC Bayern schießt. Jupp Heynckes steht für diesen pragmatischen Ansatz des schmucklosen 2:0-Sieges, für den auch der FC Bayern immer stand.

Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge erklärte: "Jupp Heynckes war unser Wunschkandidat, wir sind sehr glücklich, dass wir mit ihm eine Einigung über einen Zweijahres-Vertrag erzielen konnten. Ich bin überzeugt, dass wir mit Jupp Heynckes eine erfolgreiche Zusammenarbeit haben werden."

Zuletzt vertrauten Präsident Uli Hoeneß und Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge ihre stets hochgerüstete Mannschaft zweimal hippen Zeitgeist-Philosophien an. Zuerst sollte mit Jürgen Klinsmann der allseits begehrte Konzepttrainer die Münchner in die Fußball-Moderne überführen.

Weil das gründlich schiefging, forderten die Macher einen Fußballlehrer und holten sich den sehr anerkannten Fußballlehrer Louis van Gaal. Doch der brachte dann auch eine Spielidee mit und weil diese Idee nach einem Jahr voll Euphorie nicht mehr aufging, beendete der Klub auch diesen Abschnitt vorzeitig.

Versuch und Irrtum lagen da bei Hoeneß und Rummenigge nahe beisammen, jetzt soll Schluss damit sein. Keine Experimente mehr, sondern einen fast 66-Jährigen, den man kennt und schätzt. Der keine Ko-Trainer-Elf mitbringt und sich sehr darauf konzentriert, im nächsten Spiel das letzte Tor zu schießen, statt über Wochen eine Spielidee verwirklichen zu wollen.

Zudem hat Uli Hoeneß nach der kühlen Zeit mit dem unnahbaren van Gaal alles daran gesetzt, wieder eine Bezugsperson auf der Trainerbank zu installieren. Die Freundschaft zwischen Hoeneß und Heynckes ist sehr eng, nach der Entlassung 1991 haben sie zusammen geweint, gerne trinken sie einen Rotwein zusammen oder spielen Schafkopf. Kaum ein Trainer in München hat wohl je einen solchen Rückhalt genossen, wie ihn Heynckes von diesem Sommer an genießen wird.

Ein Funken Zweifel

In all dem steckt wie so oft aber auch ein Funken Zweifel. Scheiterte Jupp Heynckes nicht bei Eintracht Frankfurt (1995) und Schalke 04 (2004) vor allem deshalb, weil er mit einigen sogenannten Stars auf Dauer nicht gut umgehen konnte? Nun bereitet ihm Michael Ballack Probleme. Jupp Heynckes kann durchaus stur sein.

Und wer Leverkusen etwa in Villarreal sah, der bemerkte zwar eine hochtalentierte Mannschaft, deren Grundordnung stimmte. Aber das Tempo der jungen Truppe machte dem Gegner kaum Probleme und hohes Tempo ist vor allem in der Champions League eine Schlüsselqualifikation.

Am Ende entscheidet das reine Ergebnis das Fortkommen eines Bayern-Trainers. Nicht das Ergebnis am Saisonende, sondern in jedem einzelnen Spiel. Bei kurzfristigen Misserfolgen wird die Unruhe sofort zu einer unbeherrschbaren Spirale nach unten.

Um die Wahrscheinlichkeit einer dritten erfolgreichen Heynckes-Ära zu erhöhen, wird aber gerade Uli Hoeneß keine Kosten scheuen, die Mannschaft im Sommer kräftig zu verstärken. Torwart Manuel Neuer, Heynckes' erklärter Lieblingsspieler Arturo Vidal, dazu bis zu drei Verteidiger, wie Sportdirektor Christian Nerlinger angedeutet hat?

Doch erst mal muss Jupp Heynckes noch seine Zeit in Leverkusen zu Ende bringen. "Ich werde alle meine Kraft einsetzen, um den zweiten Tabellenplatz in der Bundesliga zu festigen und die direkte Qualifikation für die Champions League zu erreichen", sagte er dazu. Ein Sieg am 17. April beim FC Bayern würde da helfen. Er könnte ja Uli Hoeneß anschließend beim Schafkopf gewinnen lassen.

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