Neuer Job für Michael Reschke beim FC Bayern:Am besten lauter Benders entdecken

Zwei die zum Wohle ihrer Vereine gut zusammen arbeiten Michael Reschke re der bei Bayer Leverkus; Michael Reschke, Bayer 04 Leverkusen, FC Bayern München, Bundesliga

Bisher in Leverkusen, bald in München: Michael Reschke wechselt zum FC Bayern.

(Foto: imago/Eibner)

Mit der Verpflichtung von Michael Reschke, der 35 Jahre unaufdringlich in Leverkusen gearbeitet hat, baut Ober-Mahner Matthias Sammer das Umfeld des FC Bayern nach seinen Vorstellungen um. Das Anforderungsprofil an den neuen Technischen Direktor ist klar formuliert.

Von Benedikt Warmbrunn

Die Kuscheloase hat es noch nicht in den allgemeinen Wortschatz der Bundesliga geschafft, obwohl in ihr ein Hauch von Erotik mitschwingt. Das mit der Erotik ist dabei natürlich Quatsch, so weit würde Matthias Sammer, der Entdecker und große Feind der Kuscheloase nicht gehen, verwendet hat er sie im Frühjahr in seiner öffentlichen Kritik an der Stimmung beim FC Bayern als Synonym für: zu lieb, zu nett, zu positiv. Die Kuscheloasen-Debatte endete sehr schnell, und zwar damit, dass Pep Guardiola eine liebe, nette und positive Beschreibung für Sportvorstand Sammer fand. Der Trainer lobte Sammers "große Nase".

Die große Nase des FC Bayern hat am Donnerstag einen Transfer verkünden dürfen, der Sammers Gespür für die (mitunter fehlerhaften) Abläufe und die Stimmung im Verein verdeutlichen soll. Es ist ein Transfer, der das Kuscheloasen-Potenzial in der Führungsebene des FC Bayern stärken soll (weiter ohne jeglichen Hauch von Erotik): Michael Reschke, bisher Kaderplaner bei Bayer Leverkusen, übernimmt den neu geschaffenen Posten des Technischen Direktors.

Mit der Verpflichtung von Reschke, der 35 Jahre lang fleißig und unaufdringlich in Leverkusen gearbeitet hat, baut der stets selbstkritische und nie zu positive Sammer das Umfeld des FC Bayern nach seinen Vorstellungen um. Der Sportvorstand ist, so steht das auf der Homepage des Vereins, zuständig für "Lizenzspielermannschaft, das Trainerteam, die Nachwuchsabteilung und das Scouting", er ist also zuständig für: alles.

Außer für die Finanzen. Konkrete Verhandlungen, in denen es um Ablösesummen und Gehälter geht, überlässt Sammer Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen. Auch Reschke wird den Sportvorstand entlasten, die Personalie, lässt Sammer mitteilen, "war mein ausdrücklicher Wunsch". Der FC Bayern hat nun neben Sammer, der großen Nase, und Guardiola, dem großen Fußball-Gehirn, auch ein großes Auge.

Reschke, 56, wird in der Branche geschätzt für sein Fachwissen und für sein Netzwerk, ganz besonders aber für seinen Blick für Talente. Schon früher gab es Angebote, vom Hamburger SV etwa, auch Tottenham Hotspur war interessiert. Unaufgeregt hat Reschke in den vergangenen zehn Jahren den Kader in Leverkusen zusammengestellt, oft mit Transfers, die sofort oder zumindest mit Verzögerung überraschten.

Reschkes letzter Coup: Emre Can

Im vergangenen Sommer etwa verpflichtete er den beim FC Bayern nicht mehr sehr geschätzten Emre Can - der Mittelfeldspieler ist auch Reschkes letzter Coup in Leverkusen: Für zwölf Millionen Euro wechselt Can zum FC Liverpool.

Reschke trifft sich mit Spielern zu zahlreichen Gesprächen, redet auch mit deren Familien, und immer als einer der ersten. Im Winter etwa überzeugte er den damals 17-jährigen Julian Brandt zu einem Wechsel von Wolfsburg nach Leverkusen, an Brandt waren nahezu alle großen europäischen Vereine interessiert. Hört Reschke, ein begeisterter Stadiongänger, von einem interessanten Spieler, schaut er sich auch Partien in Junioren- oder unterklassigen Ligen an.

So wurde er auch auf Lars Bender aufmerksam, den er 2009 verpflichtete, vom TSV 1860 München. Dass die Bender-Zwillinge Lars und Sven (inzwischen in Dortmund) nicht beim FC Bayern spielen, zählt im Verein zu den größeren Versäumnissen der vergangenen Jahre. Zudem ist die Rede von einer Liste, auf der die Namen von aktuellen Talenten wie Brandt oder dem Hamburger Hakan Calhanoglu vermerkt sind - die die Scouting-Abteilung jedoch alle ignoriert haben soll.

Mit der Verpflichtung von Reschke will sich der FC Bayern endlich wieder die Vormachtstellung auf dem Markt der deutschen Talente sichern, aber auch auf dem der europäischen. Reschke wird Spieler beobachten und einschätzen, er wird den ersten Kontakt aufnehmen. Und Sammer wird mehr auf sein Gespür für Stimmungen hören können.

Der Sportvorstand lobt Reschke als "fachkompetenten Mitarbeiter", er sagte: "Ich freue mich sehr über die Verstärkung durch Michael Reschke, den ich schon sehr, sehr lange kenne und sehr schätze." Was ein bisschen Rhetorik aus der Kuscheloase war. Sammer kennt Reschke tatsächlich sehr, sehr lange, sehr geschätzt hat er ihn nicht immer. Als Sammer noch Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund war, stritten sich die beiden auch mit deutlichen Worten.

Sammer mag sich Reschke ausdrücklich gewünscht haben, er war aber sicher nicht der einzige starke Fürsprecher. Uli Hoeneß, der frühere Präsident, das Herz des Vereins, schwärmt schon seit Jahren über Reschke.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: