Tage voller Verwirrungen liegen hinter der Stadt Neapel und ihrem SSC, ganz deutlich wurde das noch einmal am Samstagabend. In der Nachspielzeit einer wilden Partie gegen Parma im Stadio Diego Armando Maradona war es erst der Spieler mit der Nummer elf, der den Ausgleich für Napoli erzielte, dann der Spieler mit der Nummer 99, der den Siegtreffer brachte – während der ehemalige Spieler mit der Nummer neun fehlte, der solche späten Tore eigentlich hauptberuflich erzielt hatte in den vergangenen Jahren.
Victor Osimhen, 25, ist seit Freitag nicht mehr Träger der berühmten Torjägernummer in Neapel. Schlimmer noch: Er hat gar keine Nummer mehr. Verbannt wurde er, auf die Tribüne, aus dem Stadion, auch im Online-Handel des Vereins ist das Trikot auch nicht mehr zu erwerben. Osimhen hatte in den vergangenen Jahren entscheidend dazu beigetragen, dass sie sich in Neapel wieder als italienischer Ligatitelträger feiern lassen durften. Doch dann kam dieses Transferfenster, an dessen Ende es nun viele Verlierer gibt.
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Der deutsche Nationalspieler setzt beim 1:1 gegen Brighton seinen starken Saisonstart fort. Der Klub ist so überzeugt vom 25-Jährigen, dass er auf die Verpflichtung eines weiteren Torjägers verzichtet.
130 Millionen Euro, so lautete eine Zahl, die in der vergangenen Woche immer wieder durch die Gazetten gegeistert war. Die festgeschriebene Ablösesumme für den Nigerianer hatte Napoli-Präsident Aurelio De Laurentiis vertraglich bei der Verlängerung im vergangenen Winter festsetzen lassen, und wer De Laurentiis kennt, der weiß, dass ihm auch völlig ohne Vertrag gewisse Prinzipien heilig sind. Als also kurz vor Transferschluss sowohl der FC Chelsea als auch der saudi-arabische Klub Al Ahli ihr Bemühen um Osimhen mit Angeboten in Höhe von etwa 70 bis 80 Millionen Euro untermauerten, blieb der Präsident kalt – und lehnte ab.
Die Saudis kauften stattdessen Stürmer Ivan Toney aus der Premier League, Chelsea stieg aus den Verhandlungen aus, eine Wechselperspektive scheint es für Osimhen daher aktuell nicht mehr zu geben. Zurück bleiben nun ein Verein, der die Einnahmen im Grunde hätte gebrauchen können – allein mit Prinzipien ist auch Neapel nicht finanzierbar – und einer der besten Stürmer Europas ohne Perspektive. Aussicht auf eine Rückkehr in den Kader gibt es nämlich nicht: „Die Spieler, die nicht mehr Teil unseres Projekts sind, werden auch nicht mehr Teil des Projekts werden“, sagte Trainer Antonio Conte nach der Partie gegen Parma in aller Deutlichkeit. Es passte dem Trainer sichtlich gut, dass die Geschichte auf dem Platz seine Version der Dinge unterstützt hatte.
In der 71. Minute nämlich hatte Conte jene Nummer elf gebracht, die er im Transfergeschäft unbedingt hatte haben wollen und die in der 92. Minute zum Ausgleich traf: Romelu Lukaku soll der zentrale Mann in vorderster Linie werden, eine Rolle, die er nachweislich perfekt beherrscht, wenn er denn fit ist. Die ganze Mannschaft herzte „Big Rom“, wie sie ihn rufen, nach dem zweiten Saisonsieg, den André-Frank Zambo Anguissa mit dem Siegtreffer perfekt gemacht hatte. Was alles auch erst durch die Hereinnahme des Belgiers möglich geworden war.
Wobei das letzte Kapitel der Zahlenverwirrung noch nicht ganz geschrieben ist: Nach der Länderspielpause erst soll Lukaku auch offiziell Nachfolger des Limbo-Stürmers Osimhen werden. Dann wird er mit der Nummer neun auflaufen.