NBA:"Sie haben uns ausgelacht"

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Die Dallas Mavericks sind in Urlaubsstimmung und verlieren 102:127 gegen die Hochgeschwindigkeitsbasketballer aus Phoenix.

Joachim Mölter

Die Sonne hatte gelb geleuchtet vom blauen Himmel über Arizona, in Phoenix, der größten Stadt dieses US-Bundesstaates, war die Luft fast 30 Grad warm gewesen.

Übermacht: Die Phoenix Suns (hier rechts Shawn Marion) waren für Dallas (li. Dirk Nowitzki) eine Nummer zu groß. (Foto: Foto: Reuters)

"Wir waren eher in Urlaubslaune als in Playoff-Stimmung", sagte Avery Johnson, der Cheftrainer der Dallas Mavericks, nachdem seine Basketball-Profis zum Auftakt der zweiten Playoff-Runde in der NBA von den Phoenix Suns 102:127 in den Schatten gestellt worden waren.

"Uns ist nichts gelungen, und die Suns haben gemacht, was sie wollten", resümierte der Würzburger Dirk Nowitzki, nach überstandener Erkältung mit 28 Punkten und 13 Rebounds wieder bester Mann der Mavericks: "Sie haben uns ausgelacht."

Wertvollster Spieler und Coach des Jahres

Bei den Phoenix Suns haben tatsächlich alle Gesichter gestrahlt am Montag: Vor der Partie hatte ihr Spielmacher Steve Nash von NBA-Chef David Stern noch einmal die Trophäe für den "wertvollsten Spieler" der Saison in die Hand gedrückt bekommen, danach wurde bekannt, dass demnächst auch Mike D'Antoni geehrt wird - als "Coach des Jahres".

Die beiden Männer werden damit verantwortlich gemacht für einen Umschwung, der so schnell vonstatten ging, wie das Team von einem Ende des Spielfeldes zum anderen eilt. In der vorigen Saison endeten die Suns mit 29:53 Siegen in den Niederungen der Tabelle, nun stiegen sie mit 62:20 zum besten Team der Punkterunde auf.

Mit welchen Mitteln das gelang, demonstrierten sie gegen Dallas eindrucksvoll: mit Hochgeschwindigkeits-Basketball, angetrieben von Nash.

Bevor die Mavericks warm geworden waren, lagen sie jedenfalls schon zurück, 0:8, und der Rückstand wurde immer größer, am Ende des dritten Viertels war er auf 26 Punkte angewachsen (73:99). Danach verwaltete Phoenix das Ergebnis nur noch.

Erklären kann man diese Überlegenheit damit, dass Phoenix seine Erst-Runden-Serie gegen Memphis nach dem Modus "Best of seven" glatt mit 4:0 Siegen gewann und sich damit eine Woche Pause verdiente. Die Suns gingen frisch ans Werk, wohingegen die Mavericks sichtlich schwere Beine hatten.

Etwas zu sehr ausgeruht

Sie hatten sich gegen die Houston Rockets über die volle Distanz von sieben Spielen mühen müssen, erst am Samstag gelang ihnen der entscheidende Sieg. "Wir haben uns am Sonntag vielleicht etwas zu sehr ausgeruht", gab Coach Avery Johnson zu.

"Wir waren einfach nicht richtig bei der Sache", sagte Jerry Stackhouse, mit 14 Punkten zweitbester Schütze seines Teams. Die Niederlage gehe jedenfalls auf seine Kappe, sagte Johnson: "Es ist meine Aufgabe, die Mannschaft einzustimmen, das ist mir nicht gelungen."

Hinzu kam der taktische Fehler, den Suns-Center Amaré Stoudemire nicht in Doppeldeckung zu nehmen, sobald er am Ball war - obwohl der die Mavericks schon in der Punkterunde gequält hatte mit 33 Punkten im Durchschnitt: Am Montag gelangen ihm 40, dazu griff er sich 16 Rebounds.

Der 22-Jährige war der Mann des Abends, der ausgezeichnete Kollege Steve Nash und auch Dirk Nowitzki - immerhin Dritter bei der Wahl zum Spieler des Jahres - spielten nur Nebenrollen. "Gegen Stoudemire müssen wir uns etwas einfallen lassen", vermutete Jerry Stackhouse.

Wie soll man die Suns stoppen?

Die Mavericks müssen sich noch viel mehr ausdenken, wenn sie die Suns stoppen wollen beim nächsten von maximal sieben Aufeinandertreffen, am Mittwoch ebenfalls in Phoenix. Obwohl auch Dallas einen flotten Stil pflegt, muss das Team versuchen, das Tempo aus dem Spiel zu nehmen, vor allem "beim Übergang von der Abwehr in den Angriff müssen wir sie bremsen", erkannte Dirk Nowitzki.

Nun ist es nicht so, dass sie in Dallas nicht gewusst haben, wozu Steve Nash fähig ist: Der war ja sechs Jahre lang der Regisseur der Mavericks (und ist immer noch einer der besten Freunde von Nowitzki), ehe er im vorigen Sommer westwärts zog.

Mavericks-Eigentümer Mark Cuban hatte auf Nashs Dienste weniger Wert gelegt als die Suns; die boten ihm 53 Millionen Dollar für fünf Jahre. Wenn man Cuban darauf anspricht, reagiert er säuerlich: "Ich habe Steve nicht gehen lassen", insistiert er: "Er ist von selbst gegangen."

Nun rennt Nash mit den Suns vorneweg, und den Mavericks bleibt das Nachsehen. Zuzusehen, wie er am Montag die Trophäe als bester Spieler bekam, tat ihnen sicher genauso weh wie dann die Niederlage.

© SZ vom 11.5.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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