NBA-Rookie Dennis Schröder:"Man darf sich hier nicht viel erlauben"

Indiana Pacers at Atlanta Hawks

"Keine Sorge, ich werde in dieser Liga bleiben!": NBA-Profi Dennis Schröder (links) von den Atlanta Hawks.

(Foto: dpa)

Seit dem Sommer gehört der deutsche Basketballprofi Dennis Schröder zum Kader der Atlanta Hawks. Im SZ-Interview spricht er über seine ersten Monate in der NBA, seine Strafversetzung in die Provinz - und den Kontakt zu Dirk Nowitzki.

Von Jürgen Schmieder

Im Sommer wurde der deutsche Basketball-Profi Dennis Schröder vom NBA-Verein Atlanta Hawks an der 17. Stelle der Talentbörse ausgewählt - und mit einem für zwei Spielzeiten gültigen, mit mehr als drei Millionen US-Dollar dotierten Vertrag ausgestattet. Schröder gilt als talentierter Verteidiger und möglicher künftiger All-Star. Nach durchwachsenen Auftritten und einer Tätlichkeit wurde er jedoch für sechs Partien in die kalifornische Provinz nach Bakersfield geschickt. Dort zeigte er teils herausragende Leistungen und gehört nun wieder zum Kader der Hawks. An diesem Mittwoch könnte er gegen die Sacramento Kings sein erstes NBA-Spiel nach der Rückkehr bestreiten.

SZ: Herr Schröder, wie kam es zu sechs Spielen in der kalifornischen Provinz?

Schröder: Ich stand in Atlanta zuletzt nur selten auf dem Parkett und konnte keine Spielpraxis sammeln. Dennoch war ich überrascht, dass mich die Hawks in die D-League schicken. Es war in Bakersfield anders als in Atlanta, wo jeder Akteur ein Star ist und weiß, wohin er auf dem Spielfeld zu laufen hat. Die D-League ist die Entwicklungsliga, da klappt nicht immer alles. Aber ich habe eingesehen, dass es eine gute Sache für mich sein könnte.

Warum? Es klingt nach Degradierung, wenn ein NBA-Team einen Spieler in die D-League schickt...

Das dachte ich zuerst auch, doch dann habe ich mit vielen Spielern in Atlanta gesprochen. Die haben gesagt, dass es ganz normal sei, dass ein Junger mal ein paar Tage in die D-League geht, damit er spielt und seinen Rhythmus wieder findet. Die reguläre Saison in der NBA dauert 82 Spiele, da ist es nicht so gravierend, wenn man mal zehn Partien verpasst. Ich bin gerade 20 Jahre alt geworden, ich lerne noch. Es ist besser, in der Entwicklungsliga 30 Minuten pro Partie auf dem Feld zu stehen, als in der NBA größtenteils zuzusehen.

Sie haben in Atlanta sehr gut begonnen, sie standen etwa 20 Minuten pro Partie auf dem Feld. Was passierte dann?

Zunächst mal kam die Suspendierung wegen der Aktion gegen DeMarcus Cousins.

Sie wurden für ein Spiel gesperrt, weil Sie Cousins einen Tiefschlag verpassten.

Es war keine Absicht. Ich habe versucht, über den Block von Cousins zu gehen. Ich bin kein dreckiger Spieler, das wissen die Hawks, das wurde mir von der Vereinsführung auch bestätigt.

Dennoch haben Sie danach weniger Spielzeit bekommen.

Ich bin tatsächlich ein wenig aus dem Rhythmus gekommen. Ich hatte danach zwei Spiele, die nicht so gut waren. Als Rookie kann man sich in dieser Liga nicht zu viel erlauben.

Was müssen Sie an Ihrem Spiel ändern?

Ich muss mein Spiel wieder finden! Es gab ja Gründe dafür, warum mich die Hawks so bald gedraftet haben, die ersten Spiele waren auch gut. Viele Trainer haben mit mir geredet und mir Ratschläge gegeben, was ich vielleicht verändern könnte. Ich habe mir darüber zu viele Gedanken gemacht, auch meine Familie hat gesagt: "Du spielst gerade nicht dein Spiel!"

Also bedeuten ein paar Tage in der Nachwuchsliga auch, den Kopf frei zu bekommen und weg vom Rummel zu sein?

Auf jeden Fall. Es wurde ja viel bei Twitter geschrieben, dass die D-League ein Schritt zurück sei. Das ist aber nicht der Fall, das habe ich auch verstanden.

Was hat Ihnen Trainer Mike Budenholzer mit auf den Weg gegeben?

Ich soll das Spiel lenken, den Ball nach vorne bringen, das Tempo variieren. Als Aufbauspieler muss ich mit meinen Mitspielern reden, sie lenken und dafür sorgen, dass sie in der richtigen Position den Ball bekommen. Das ist dann auch mein Ziel, wenn ich wieder in Atlanta bin: Dass mich die Mitspieler respektieren und sich auf dem Spielfeld von mir lenken lassen. Weil es in Bakersfield nun wirklich nicht viel zu tun gibt, war ich den ganzen Tag in der Trainingshalle, ein Trainer der Hawks ist mitgekommen. Mit ihm konnte ich arbeiten, an meiner Wurftechnik etwa.

Auch Dirk Nowitzki hatte im ersten Jahr gewaltige Probleme, sich in der NBA zurecht zu finden. Warum ist das so?

Es ist eine gewaltige Umstellung, es ist eine neue Welt, ich finde es immer noch aufregend. Ich habe mit vielen Teamkollegen gesprochen, vor allem mit Lou Williams. Er hat mir gesagt, dass ich mich nicht darum kümmern soll, ein paar Tage bei einem Nachwuchsteam zu verbringen. Ich solle die Zeit lieber nutzen. Das habe ich getan.

Gab es Kontakt zu Nowitzki?

Noch nicht. Er hat mir eine SMS geschrieben und gefragt, was da los sei. Ich muss ihm endlich mal antworten - nicht dass er denkt, dass er der einzige Deutsche ist, der noch in der NBA ist.

Derzeit sieht es fast so aus. Tim Ohlbrecht spielt in der Entwicklungsliga bei den Rio Grande Valley Vipers, Elias Harris wurde von den Los Angeles Lakers entlassen und hat nun einen Vertrag in Bamberg unterschrieben. Dann wurden Sie noch nach Bakersfield geschickt . . .

Keine Sorge, ich werde in dieser Liga bleiben! Ich habe hart an mir gearbeitet und in Bakersfield gute Spiele gemacht. Nun kämpfe ich darum, wieder der erste Ersatzmann für den Aufbauspieler zu sein.

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