LeBron James gegen Stephen Curry:Ein Duell wie im Superheldenfilm

LeBron James gegen Stephen Curry: Duell der Ausnahmekönner: Stephen Curry (links) und LeBron James.

Duell der Ausnahmekönner: Stephen Curry (links) und LeBron James.

(Foto: Cary Edmondson/USA Today Network/Imago)

In den vergangenen 15 Jahren haben LeBron James und Stephen Curry die NBA, Basketball und die Popkultur geprägt. Im ersten Duell der Viertelfinal-Playoffs zeigen sie, dass sie auf der Höhe ihres Schaffens sind.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es gibt eine Sache, die LeBron James und Stephen Curry eint, und sie war nicht zu übersehen vor Beginn der Viertelfinal-Serie zwischen den Los Angeles Lakers und den Golden State Warriors. Da standen sie in der Arena in San Francisco am Spielfeldrand, vor dieser ersten Partie in den Playoffs der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA, und plauderten ein bisschen: Curry hatte sich das Warriors-Trikot zur Nase gezogen, James die Hände vor seinem Mund gefaltet. Beide wussten, dass in diesem Moment etliche TV- und Handykameras auf sie gerichtet waren; doch was sie einander mitzuteilen hatten vor der 23. Playoff-Partie gegeneinander, war einzig für den jeweils anderen bestimmt.

Beide haben schon alles erlebt, jeweils vier NBA-Titel gewonnen. Was sie noch mehr eint, ist der größtmögliche gegenseitige Respekt. Sie wissen, was der andere da durchmacht: der Spieler zu sein, auf den sich alle im Team verlassen. Was das bedeutet, war in den 48 Minuten nach der Plauderei zu sehen; im ersten von möglicherweise sieben Akten. Die Lakers gewannen 117:112; James schaffte 22 Punkte und elf Rebounds für das Team aus Los Angeles, Curry war mit 27 Zählern Top-Scorer der Warriors.

Beachtlicher als die Zahlen war eine Szene kurz vor Schluss: Fünf Minuten vor dem Ende hatten die Warriors aufgeholt, die Fans waren bereit zur Eskalation. Dann kam es zum unvermeidlichen Duell zwischen den beiden, wie im Superheldenfilm - zu diesen Moment, über den später alle sprechen. Curry schnappte sich den Ball nach einem Fehlwurf von James und dribbelte über das komplette Spielfeld an drei Lakers-Spielern vorbei. Er wollte den Ball elegant in den Korb legen - da kam James von irgendwoher angeflogen und wischte den Ball weg, wie in der Finalserie 2016. Damals hatte er den Cleveland Cavaliers mit einer solchen Aktion den Titel gegen Currys Warriors gesichert. "The Block" hat seinen eigenen Wikipedia-Eintrag.

"Keine Führung ist sicher, wenn Steph auf dem Spielfeld ist", sagte James nach der Partie. Schon zuvor hatte er mitgeteilt, wie groß der Respekt vor dem Rivalen sei: "Er arbeitet unermüdlich. Wer das tut, bekommt in neun von zehn Fällen die erwünschten Ergebnisse. Steph hat das seine komplette Karriere über getan, auch abseits des Spielfeldes, also könnte mein Respekt vor ihm nicht größer sein."

LeBron James gegen Stephen Curry: Die Aktion des Spiels: LeBron James (Nummer sechs) blockt Steph Curry (Nummer 30).

Die Aktion des Spiels: LeBron James (Nummer sechs) blockt Steph Curry (Nummer 30).

(Foto: Ezra Shaw/Getty Images via AFP)

In den vergangenen 15 Jahren haben die beiden die NBA, den Sport und damit auch die westliche Popkultur (siehe: Wikipedia-Eintrag für eine Aktion in einem Spiel) geprägt. Sie könnten unterschiedlicher kaum sein und symbolisieren genau deshalb die beiden häufigsten Wege zum Profisportlerdasein in den USA: Curry entspringt dem NBA-Adel, sein Vater Dell hat auch in dieser Liga gespielt.

James dagegen wuchs in ärmsten Verhältnissen auf, bei einer alleinerziehenden Mutter, die ihn oft zur Oma gab, weil sie so viel arbeiten musste, um Geld für die Familie zu verdienen. Basketball war für ihn der Ausweg in ein neues Leben. Die Fans durften entscheiden, wer ihnen näher am Herzen liegt - und auch das ist mittlerweile interessant: Man muss Curry und James nicht mögen (gerade als Fan der Vereine, die ihretwegen oft leiden mussten); es ist aber wahrscheinlich unmöglich, sie für ihre Leistungen nicht zu respektieren, auf und abseits des Spielfelds übrigens.

Curry und James liefern regelmäßig noch Topleistungen ab

Es ist kein Wunder, dass die beiden - wie so viele der großen Rivalen der Sportgeschichte - am Ende ihrer Karrieren einander schätzen lernen. Sie mögen nicht beste Freunde sein, aber sie haben eingesehen, dass der über Jahre ärgste Konkurrent womöglich am besten verstehen kann, wie es dem anderen geht. Was man durchmacht. Welche Opfer nötig sind. Warum stete Unzufriedenheit nötig ist, um nach ersten Triumphen nicht nachzulassen.

Respekt muss man sich hart erarbeiten. Im Sport geht man dafür an Grenzen. Durch den Ansporn eines ebenbürtigen Konkurrenten auch an solche, die man sonst nicht kennen würde. Man treibt sich an. Am Ende des wunderbaren Films "Rush" sagt Rennfahrlegende Niki Lauda über seinen Rivalen James Hunt: "Er gehörte zu den sehr wenigen Menschen, die ich mochte; zu den noch wenigeren, die ich respektierte. Er war der einzige, den ich je beneidete."

Zwei weitere wunderbare Elemente an diesem aktuellen Treffen: Es hatte kaum jemand damit gerechnet, weil sich die Lakers und Warriors durch die Saison geschleppt und nur mit Mühe überhaupt die Playoffs erreicht hatten - und sich nun nach überraschenden Erfolgen im Viertelfinale begegnen.

LeBron James gegen Stephen Curry: Eine Naturgewalt: Lakers-Center Anthony Davis ist im ersten Spiel gegen die Warriors gut drauf und legt 30 Punkte auf.

Eine Naturgewalt: Lakers-Center Anthony Davis ist im ersten Spiel gegen die Warriors gut drauf und legt 30 Punkte auf.

(Foto: Ezra Shaw/Getty/AFP)

Zum anderen, das zeigten die beiden Erfolge in der ersten Runde: Sie humpeln nicht zu diesem Duell. Curry, 35, schaffte gegen Sacramento als erster Akteur der NBA-Geschichte 50 Punkte in einer entscheidenden siebten Partie. James, 38, überholte zuletzt Kareem-Abdul Jabbar als bester Punktesammler der NBA-Geschichte, er packt seine Kollegen seit ein paar Wochen auf seine noch immer sehr kräftigen Schultern. Es ist ein Duell auf Augenhöhe, in noch immer außergewöhnlichen Sphären.

Es werden sich auch andere Geschichten auftun während der Serie, die am Donnerstag in San Francisco weitergeht, bevor sie für zwei Spiele nach Los Angeles kommt: James' kongenialer Partner Anthony Davis, der in der ersten Partie 30 Punkte und 23 Rebounds schaffte zum Beispiel. Oder die Lakers-Spieler mit deutschen Pässen: Austin Reaves als treuer James-Helfer und Dennis Schröder (19 Punkte, darunter die entscheidenden Freiwürfe am Ende) als Curry-Bewacher. Bei den Warriors: Scharfschütze Klay Thompson und Provokationsprofi Draymond Green, natürlich, aber auch die jungen Aufbauspieler Gary Payton jr. und Jordan Poole.

Die erste Partie aber gehörte James mit der Neuauflage von "The Block"; und damit gibt es auch eine Sache, die James und seinen großen Widersacher Curry trennt: Trotz intensiver Suche findet sich keine Curry-Einzelaktion mit Wikipedia-Eintrag. Noch nicht.

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