NBA Playoffs:Golden State gewinnt gegen James Hardens Rockets

NBA: Playoffs-Golden State Warriors at Houston Rockets

NBA Playoffs: Kevin Durant beim Step-Back-Jumper gegen die Houston Rockets in den Western Conference Finals.

(Foto: USA TODAY Sports)
  • Golden State gewinnt das erste Spiel der Best-Of-Seven Serie gegen Houston
  • Dabei finden die Rockets in der Defensive kein Mittel und werden in der Offensive ihres "einzigen" Spielzugs beraubt
  • Die Finalserie im Westen könnte trotzdem noch sehr spannend werden

Von Jürgen Schmieder, Houston/Los Angeles

Es waren noch drei Minuten zu spielen zwischen den Houston Rockets und den Golden State Warriors, doch Steve Kerr lehnte sich zurück, wie Trainer es tun, wenn sie wissen: Diese Partie ist gelaufen. Die Warriors gewannen das erste Spiel dieser Serie in fremder Halle mit 119:106. Kerr breitete also lange vor dem Ende seine Arme über den Rückenlehnen aus, und als ihm Co-Trainer Jarron Collins einen Zettel mit Statistiken gab und auf eine Zahl deutete, lächelte Kerr. Sein Plan hatte funktioniert. Diese Finalserie der Western Conference dürfte ein Leckerbissen für Taktikfreunde dieses Sports werden, weil die Philosophien kaum unterschiedlicher sein könnten. Die Rockets machen ja nicht mal ein Geheimnis daraus, dass sie dauernd den gleichen Spielzug verwenden und ihre Gegner damit nerven. "Ich mag es, wenn man nicht zu viel nachdenken muss - also machen wir das Gleiche, jedes verdammte Mal", sagt Trainer Mike D'Antoni. Dieser Spielzug ist fast so alt wie die Sportart, er funktioniert so: Der Spielmacher - bei den Rockets ist das meistens James Harden und selten Chris Paul - dribbelt den Ball nach vorne, auf Höhe der Drei-Punkte-Linie versperrt ein Mitspieler - entweder Clint Capela oder Trevor Ariza - dem Gegner den Weg und zwingt ihn dazu, einen Umweg zu wählen oder die Deckung zu tauschen. Danach rollt der Mitspieler ab, entweder zum gegnerischen Korb oder zurück zur Drei-Punkte-Linie, der Spielmacher kann nun je nach Entwicklung des Spielzugs wählen, ob er selbst abschließen oder auf einen Kollegen ablegen möchte.

Pick-and-Roll mit ungewöhnlichen Mitteln gestoppt

Pick-and-Roll heißt der Spielzug, die Rockets haben ihn derart perfektioniert, dass D'Antoni bei der Videoanalyse jeden Spieler mit einem roten X über dem Gesicht bestraft, der zum Abschluss des Spielzugs etwas anderes wählt als einen Korbleger oder einen Drei-Punkte-Wurf. Die Gegner verzweifelten bislang, weil sie wussten, was passiert - und es dennoch nicht verhindern konnten. "Bei den Leuten, die wir haben, sind wir mit gewöhnlichen Mitteln nicht zu stoppen", sagt D'Antoni: "Es ist unmöglich, also verwenden wir diesen Spielzug so häufig wie möglich." Statistiken zeigen, dass die Rockets in den Playoffs bei mehr als 90 Prozent aller Angriffe Pick-and-Roll versuchen.

Doch nun wählte Kerr gegen Houston einen Kniff aus dem buddhistischen Lehrbuch seines Lehrmeisters Phil Jackson, unter dem er mit den Chicago Bulls in den 1990er-Jahren dreimal Meister wurde: Nehme als gegeben hin, was du nicht verhindern kannst - und verhindere, was du verhindern kannst! Er verzichtete auf Doppelbewachung von Harden oder Paul und auf Gegenspielertausch beim Pick-and-Roll, weshalb Harden (41) und Paul (23) gemeinsam auf 64 Punkte kamen. Er verhinderte allerdings Zuspiele auf freistehende Scharfschützen an der Drei-Punkte-Linie, die restlichen Rockets trafen nur 38 Prozent ihrer Würfe und schafften gerade 42 Zähler. Sie waren dann doch einfach zu stoppen, diese Rockets, und nach der Partie verriet Collins, dass er Kerr vor dem Ende genau diese Zahl gezeigt hatte: 42.

Die Rockets müssen auch defensiv weiter denken

"Wir waren heute geistig nicht immer auf der Höhe, wir haben uns zu viele Ballverluste erlaubt und einfache Korbleger danebengeworfen", sagte D'Antoni. Die Denkaufgabe für die Rockets-Defensive in dieser Serie ist eine andere, weil die Warriors über derart mannigfaltige Offensivwaffen verfügen, dass sie einen Spielzug so lange entwickeln können, bis sie beim Wurf das gewünschte Duell haben.

Somit passierte es am Montag immer wieder, dass Golden States Top-Spieler Kevin Durant (37 Punkte) von einem viel kleineren Gegner verteidigt wurde oder dass der treffsichere Klay Thompson (28) vor manchem seiner 18 Würfe noch kurz hätte meditieren können. Am Ende hatte jeder Warriors-Spieler mindestens zwei Zähler erzielt.

Noch ist nichts entschieden - Beide Trainer werden neue Strategien entwickeln

Dennoch ist diese Partie nicht richtungsweisend für die weitere Best-of-seven-Serie, auch wenn das Ergebnis deutlich war. "Die werden nicht aufhören, uns zu attackieren - und über die Drei-Punkte-Würfe können sie jederzeit in eine Partie zurückfinden", sagte Durant. Die Serie sei wie eine Mischung aus Boxen und Schach: "Wir müssen taktisch klug spielen und jeweils den ersten und letzten Treffer landen."

Kerr und D'Antoni werden sich nun in ihre Denkerstuben zurückziehen und eine Strategie für die zweite Partie entwickeln, die in der Nacht zum Donnerstag (3 Uhr, Sport 1 US und Dazn) in Houston stattfinden wird. Niemand darf sich zurücklehnen, diese Serie ist noch nicht gelaufen. Sie hat gerade erst begonnen.

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