NBA-Playoffs: Dirk Nowitzki:Gern gesehener Gegner

Die Dallas Mavericks wollen in den NBA-Playoffs ihr Image als sicherer Erstrunden-Verlierer loswerden - und das ausgerechnet gegen die Portland Trailblazers.

Joachim Mölter

Auf den ersten Blick sieht wieder alles prima aus für die Dallas Mavericks. Am Mittwochabend gewannen sie das letzte Punktspiel vor den Playoffs der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA 121:89 gegen die New Orleans Hornets; es war ihr deutlichster Sieg in dieser Saison, zudem der vierte in Serie nach ebenso vielen Niederlagen, die Zweifel an ihrer Form aufgeworfen hatten, so kurz vor der entscheidenden Phase des Jahres. "Wir haben wieder unseren Rhythmus gefunden", sagt Dirk Nowitzki, der Teamkapitän: "Wir haben die Runde auf einem Hoch abgeschlossen, und ich hoffe, wir können das in die Playoffs mitnehmen."

New Orleans Hornets at Dallas Mavericks Basketball

Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks - gern gesehene Gegner in den Playoffs.

(Foto: dpa)

Dort treffen die Mavericks von Samstag an in einer Best-of-seven-Serie auf die Portland Trail Blazers; sie haben zunächst Heimrecht in den ersten beiden Partien, also einen gewissen Vorteil. Das beunruhigt die Trail Blazers freilich nicht. Dallas? "Ein guter Gegner für uns", fand ihr Flügelspieler Nicolas Batum.

Das wäre wohl aus jeder Mannschaft zu hören gewesen, die sich für die K.o.-Runden qualifiziert hat. "Wir sind das Team, gegen das jeder gern spielen möchte", sagt der altgediente Dallas-Profi Jason Terry, 33. Er weiß auch warum.

In den vier Jahren, die vergangen sind seit die Mavericks das NBA-Finale erreichten (und mit 2:4 Spielen gegen die Miami Heat verloren), schieden sie dreimal in der ersten Playoff-Runde aus, darunter 2008 gegen jene Hornets, die sie am Mittwoch besiegten. Für die lief damals Tyson Chandler als Center auf, kürzlich erinnerte er sich an die Serie: "Die Mavericks waren im Grunde vollkommen überlegen, sie hatten viel mehr Talent als wir. Aber wir wussten: Wenn wir sie hart attackieren, kneifen sie." So war es.

New Orleans setzte sich mit 4:1 Siegen durch. Spätestens mit dieser Niederlage festigten die Mavericks ihren Ruf als weiche Riesen - als Team, das während der Punkterunde groß aufspielt, sich in den Playoffs aber herumschubsen und leicht aus dem Rennen werfen lässt. So ein Gegner ist natürlich überall gern gesehen.

Damit sich das ändert, haben die Mavericks vor dieser Saison den 2,16 Meter großen Chandler verpflichtet. Er sollte ihnen helfen, das zweifelhafte Image loszuwerden. Tatsächlich hat der 28-Jährige der Mannschaft eine Präsenz unter dem Korb und eine Aggressivität in der Defensive verliehen, die sie nie zuvor hatte in den 13 Jahren, in denen der Würzburger Dirk Nowitzki, 32, nun schon in Dallas spielt und in denen er sich zu einem der besten Basketballer der Welt entwickelt hat. In denen auch die Mavericks einen erstaunlichen Wandel vollzogen haben.

Konstant, aber ohne Titel

In den neunziger Jahren war die Mannschaft die erfolgloseste des gesamten amerikanischen Profisports, gemessen am prozentualen Verhältnis von Siegen und Spielen. In der ersten Dekade nach der Jahrtausendwende gehörten sie zu den erfolgreichsten, was die Zahl ihrer Siege angeht. In dieser Saison haben sie zum elften Mal nacheinander die Playoffs erreicht und dabei in jedem Jahr mindestens 50 Siege gefeiert (diesmal waren es 57).

Bei 50 Siegen wird in der NBA die Grenze gezogen zwischen guten und sehr guten Mannschaften, und es gibt in der Geschichte der Liga nur drei andere Klubs, die eine ähnlich lange Serie von 50 Siegen und mehr vorweisen können: die Boston Celtics zwischen 1959 und 1968, die Los Angeles Lakers von 1980 bis 1991 sowie die San Antonio Spurs, die das seit 2000 ununterbrochen geschafft haben. Im Unterschied zu diesen Klubs hat Dallas aber keinen NBA-Titel gewonnen, zum Verdruss der Fans.

Anerkennung für ihre Beständigkeit auf hohem Niveau bekommen Nowitzki und Co. jedenfalls kaum, nur Vorwürfe: So viele Siege und noch immer kein Erfolg! Bereits vor der Saison haderten die Dallas Morning News: "Die Mavericks waren einst die Lachnummer des gesamten Profisports. Jetzt langweilen sie uns mit ihrer Konstanz."

"Wir wissen, dass wir in den Playoffs in jedem Spiel und in jeder Serie etwas zu beweisen haben", sagt Rick Carlisle, der Chefcoach. Nowitzki misst den Misserfolgen in den Playoffs der jüngeren Vergangenheit zwar keine Bedeutung bei. "Ob ich in der ersten Runde ausscheide, in der zweiten oder dritten, macht keinen Unterschied", sagt er: "Du spielst nur etwas länger, hast aber am Ende auch nichts in der Hand."

Aber natürlich will auch er endlich einen NBA-Titel feiern. Er glaubt sein Team gut gerüstet: In der Punkterunde habe sich doch gezeigt, dass die Mavericks auch auf der Bank besser besetzt sind als früher, und leistungsmäßig gebe es zwischen Stamm- und Einwechselspielern keinen großen Unterschied mehr.

Die Portland Trail Blazers dürften jedenfalls ein guter Maßstab sein für die Mavericks, um zu beweisen, dass sie sich nicht länger rumschubsen lassen. Portland gilt als Team, das mit viel Körpereinsatz ans Werk geht.

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