NBA-Playoffs: Dallas Mavericks:"Wir sind zurück"

Die Dallas Mavericks holen auch im fünften Spiel gegen Oklahoma in der Endphase einen Rückstand auf und stehen nach fünf Jahren wieder im Finale der NBA. Dirk Nowitzki wendet mit einem Dreipunktewurf die Partie.

Jürgen Schmieder

Dirk Nowitzki riss beide Arme nach oben und streckte jeweils drei Finger aus, damit auch jeder Mensch in der Arena in Dallas mitbekam: Das waren drei Punkte, zum ersten Mal in diesem letzten Viertel führen die Mavericks. "Ich habe mir gedacht: Jetzt oder nie", sagte Nowitzki nach der Partie über den Dreipunktewurf 90 Sekunden vor dem Ende des Spiels.

Weil Nowitzki wenig später noch zwei Freiwürfe verwandelte, gewannen die Dallas Mavericks das fünfte Spiel gegen Oklahoma City Thunder mit 100:96 und stehen damit zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte im Finale der NBA-Playoffs. "Wir sind zurück", rief Nowitzki nach der Partie, setzte sich eine Mütze auf und umarmte jeden, der da noch auf dem Feld herumstand.

26 Punkte erzielte Nowitzki in diesem Spiel, acht davon im letzten Viertel. Wieder hatten die Mavericks zurückgelegen, diesmal mit acht Punkten etwa sechs Minuten vor dem Ende - und wieder war es Nowitzki, der in den entscheidenden Momenten dieser Partie die prägenden Aktionen hatte.

Er selbst hatte nach der Aufholjagd der Mavericks im vierten Spiel noch davor gewarnt, die Serie trotz der 3:1-Führung als gewonnen anzusehen: "Es ist nicht vorbei, in dieser Liga wird einem nichts geschenkt, schon gar nicht in den Playoffs. Die werden uns verzweifelt angreifen."

Nowitzki sollte zunächst recht behalten, vor allem die jungen Spieler Kevin Durant (22 Jahre), Russell Westbrook (22) und James Harden (21) agierten, als wäre bei einer Niederlage nicht nur die Saison, sondern die komplette Karriere vorbei. Mit schönen Aktionen und teils spektakulären Abschlüssen führten die Thunder in der ersten Halbzeit bereits mit bis zu acht Punkten, Durant, Westbrook und Harden erzielten 42 der 55 Thunder-Punkte.

Es war vor allem Nowitzki, der dafür sorgte, dass die Führung der Thunder zur Pause nur drei Punkte betrug. Vier seiner fünf Würfe aus dem Spiel heraus landeten im Korb, dazu alle fünf seiner Freiwürfe. Drei verschiedene Thunder-Verteidiger versuchten in der ersten Halbzeit, gegen Nowitzki zu verteidigen - keinem gelang es wirklich.

Schon vor dem ersten Spiel gegen die Thunder hatte ein Kolumnist auf nba.com provokant gefragt: "Wer im Staate Texas kann Nowitzki verteidigen?", um während der Serie hinzuzufügen: "Wer im Universum kann Nowitzki verteidigen?"

Dallas holt zunächst ohne Nowitzki auf

Thunder-Forward Thabo Sefelosha hatte es in der entscheidenden Situation des vierten Spiels - Nowitzki musste wenige Sekunden vor dem Ende beide Freiwürfe verwandeln, um die Verlängerung zu erzwingen - mit einem ungewöhnlichen Ansatz versucht und Nowitzki wiederholt in die Wurfhand gezwickt. Dessen Reaktion: gar keine. Nowitzki stellte sich an die Linie und warf beide Freiwürfe in den Korb.

Mavericks' Nowitzki celebrates against the Thunder during Game 5 of the NBA Western Conference Final basketball playoff in Dallas

Drei Punkte - erste Führung: Dirk Nowitzki hat getroffen und die Arena in Dallas wankte beim Jubel der Fans. 

(Foto: REUTERS)

Auch in der ersten Halbzeit des fünften Spiels zupften, zerrten und zogen die Gegenspieler an Nowitzki, doch hat der in der gesamten Serie bewiesen, dass er nicht nur ein formidabler Schütze ist, sondern dass er zu einem vielseitigen Spieler herangewachsen ist - und dem wohl wertvollsten Spieler dieser Playoffs. Gemeinsam mit Shawn Marion, José Barea und Tyson Chandler wehrte er sich gegen die wütenden Angriffe der Thunder, zur Pause stand es 55:52 für Oklahoma City.

"Ihr müsst weiter verteidigen, ihr müsst sie aufhalten, dann haben wir noch eine Chance", sagte Thunder-Trainer Scott Brooks seinen Spielern in der Kabine - und machte ihnen noch einmal klar: "Noch 24 Minuten, in denen ihr hart spielen und dafür kämpfen müsst, dass die Saison weitergeht."

Zu Beginn des dritten Viertels geschah Unwahrscheinliches: Die Partie schien sich zu Gunsten der Mavericks zu wenden - und Nowitzki saß dabei auf der Ersatzbank. Zuerst warf Westbrook einen einfachen Ball daneben, dann versenkte Dallas-Ersatzspieler Peja Stojakovic einen Dreipunktewurf, Sekunden später schubste Westbrook seinen Gegenspieler Jason Terry in die Zuschauerränge und wurde mit einem technischen Foul bestraft.

Doch es hätte nicht zu dieser Serie gepasst, wenn eine Partie ohne die Beteiligung von Nowitzki entschieden worden wäre. Oklahoma City erholte sich schnell von den schockierenden Momenten und spielte sich eine Sieben-Punkte-Führung heraus, um Sekunden vor dem Ende des dritten Viertels eine Aktion von Nowitzki zu bestaunen, die an Michael Jordan und Larry Bird erinnerte. Nowitzki drehte sich elegant um seinen Gegenspieler, sprang dann unter dem Korb hindurch und versenkte den Ball rückwärts.

Im letzten Viertel dann führte Oklahoma City mit acht Punkten, um wie schon im Spiel zuvor von den erfahrenen Akteuren der Mavericks noch eingeholt - und durch Nowitzkis Dreipunktewurf schließlich überholt zu werden.

"Auch wenn er nicht seinen besten Abend hat, wollen wir, dass Dirk in wichtigen Momenten den Ball bekommt", sagte Jason Kidd schon nach dem zweiten Spiel. Wahrscheinlich passte er deshalb kurz vor Schluss erneut zu Nowitzki, obwohl der wenige Sekunden zuvor einen Wurf nicht getroffen hatte.

Zum zweiten Mal nach 2006 stehen die Mavericks im NBA-Finale - derzeit sieht es danach aus, als könnte es zu einer Revanche mit den Miami Heat kommen, die gegen die Chicago Bulls mit 3:1 in Führung liegen.

"Sie haben damals eine großartige Serie gespielt und verdient gewonnen", sagte Nowitzki nach der Partie gegen Oklahoma City. Damals hatten die Mavericks bereits mit 2:0 geführt, um danach vier Spiele in Folge zu verlieren - Nowitzki war in diesen vier Spielen auf eine miserable Trefferquote von 37 Prozent gekommen. Er weiß, dass er diese Erinnerung nun aus seinem Gedächtnis löschen kann, deshalb sagte er gleich noch einmal: "Wir sind zurück!"

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: