NBA: Playoff-Vorschau:Nowitzkis nächster Versuch

Ausgeruht und formstark startet an diesem Wochenende Dirk Nowitzki mit seinen Mavericks in die Playoffs. Doch auf dem Weg zum Titel warten Teams, die noch stärker einzuschätzen sind.

Jonas Beckenkamp

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Cleveland Cavaliers, Saisonbilanz: 61-21, Erstrundengegner: Chicago BullsIn Cleveland regiert nach wie vor der König: Mit diesem Spitznamen beherrscht der 25-jährige LeBron James (29,7 Punkte pro Spiel; im Bild) seit einigen Jahren die Highlight-Videos der NBA und steht als weltbester Basketballer neben Kobe Bryant sinnbildlich dafür, dass aus den einst graumäusigen Cavaliers ein veritabler Meisterschaftskandidat geworden ist. Zu Beginn der laufenden Saison stellte ihm das Management mit Shaquille O'Neal den vielleicht dominantesten Center-Koloss der Geschichte zur Seite, der zwar auf seine alten Tage kein Brecher mit regelmäßigen 30-Punkte-Partien mehr ist (Saisonschnitt: 12 Punkte), aber immer noch ein gewichtiger Faktor unter den Körben der Liga. Nach einer Verletzung Mitte der Saison scheint der mittlerweile 38-jährige Fanliebling pünktlich zu den Playoffs wieder fit zu sein.Mit Maurice Williams verfügen die Cavaliers außerdem über einen offensivstarken Aufbauspieler, der gemeinsam mit dem im Winter verpflichteten Arbeitstier Antawn Jamison die perfekte Ergänzung zu James und O'Neal sein könnte. Für Cleveland, das die 82 Spiele lange Saison als bestes Team abschloss, heißt es dieses Jahr "jetzt oder nie", denn O'Neal wird bald in Rente gehen, und bei James heißt es, er werde wohl spätestens 2011 einen monströsen Vertrag bei den New York Knicks unterschreiben. In Runde eins sollte es gegen die Chicago Bulls für die Cavaliers keine Probleme geben.Foto: afp Texte: Jonas Beckenkamp

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Orlando Magic, Saisonbilanz: 59-23, Erstrundengegner: Charlotte BobcatsIm sonnigen Florida weckte die Verpflichtung des früheren Dunking-Königs Vince Carter zu Saisonbeginn große Erwartungen - und sie wurden nicht enttäuscht. Flügelspieler Carter hat nach einigen Verletzungen an seinem Spiel gefeilt und fliegt jetzt nicht mehr ganz so viel und hoch wie früher, doch ist er immer noch in der Lage, Spiele im Alleingang zu entscheiden. Die ganz große Nummer ist in Orlando aber immer noch Center Dwight Howard (im Bild), der mit seiner Athletik an einen riesigen Schwergewichtsboxer erinnert. In der Offensive ist der 2,11-m-Hüne mit dem bescheidenen Spitznamen "Superman" trotz fehlender Treffsicherheit beim Sprungwurf ein kaum zu stoppender Verteidigeralbtraum, der hauptsächlich von Dunkings lebt. Was die Verteidigung betrifft, gibt es wohl kaum einen NBA-Akteur, der das Attribut "Wand" mehr verdient als Howard - vorbeikommen äußerst schwierig.Komplettiert wird die Allstar-Troika der Magic von Scharfschütze Rashard Lewis, der mit seinem Bilderbuch-Distanzwurf von außen das Spiel auseinanderzieht und Räume schafft. Überhaupt trifft Orlando als Team außerordentlich gut von der Dreierlinie und besitzt mit Ersatzspielern wie JJ Redick, Matt Barnes, Jason Williams oder dem Ex-Bundesligacenter Marcin Gortat den wohl am tiefsten besetzten Kader der Liga. Die Erstrundenbegegnung gegen die Charlotte Bobcats - jüngst von Michael Jordan als Besitzer übernommen - dürfte für die Magic eher eine Aufwärmübung sein.Foto: rtr

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Los Angeles Lakers, Saisonbilanz: 57-25, Erstrundengegner: Oklahoma City ThunderDie Lakers sind mit Abstand das beste Team in der Western Conference und gelten neben den Magic und den Cavaliers als Favorit auf den Titel. Auch wenn sich das Starensemble um Kobe Bryant in den vergangenen Wochen eine Schwächephase gönnte, dürfte das Team von Meistertrainer Phil Jackson (der einst die legendären Chicago Bulls um Michael Jordan trainierte) nur schwer zu stoppen sein - vor allem nicht von den unerfahrenen City Thunder in der ersten Playoff-Runde. Schlüsselspieler Bryant ist nicht mehr der Ego-Zocker früherer Tage, sondern hat sein Spiel auf das passintensive System der Lakers abgestimmt. Mit seinem Siegeswillen und Selbstbewusstsein bringt es Bryant sogar an schlechten Tagen auf 25 Punkte. Seit Jordan gab es in der Liga keinen Spieler mehr, der in den letzten Minuten eines Spiels so präsent ist wie Bryant.An seiner Seite hat der vielleicht beste Basketballer des Planeten eine Reihe von Akteuren, die das Siegergen genauso in sich tragen wie er: Ron Artest, der gut von außen trifft und seit Jahren die besten Spieler des Gegners in der Verteidigung aus dem Spiel nimmt (eine Qualität, die LA auch in einem möglichen Finale gegen die Cavaliers und LeBron James bevorteilen könnte); Pau Gasol, der spanische Center mit großem Spielverständnis und langen Krakenarmen und Lamar Odom, ein selbstloser Teamplayer, der so ziemlich alles kann. Wer die Lakers schlagen will, muss nicht nur Bryant im Griff haben, sondern vor allem ihre Routine, ihre Siegermentalität und die Intensität ihrer Defensive durchbrechen.Foto: dpa

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Dallas Mavericks, Saisonbilanz: 55-27, Erstrundengegner: San Antonio SpursDie Playoffs kommen für Dirk Nowitzki und seine Mavericks genau zum richtigen Zeitpunkt: Mit zuletzt fünf Siegen in Serie sicherten sich die Texaner nach erneut guter Saison Platz zwei im Westen und treffen in der ersten Runde nun auf San Antonio. Nowitzki überzeugte in seiner elften NBA-Spielzeit wieder einmal (25 Punkte und fast acht Rebounds pro Spiel), was die zweitbeste Trefferqoute (48,1%) sowie die beste Dreierquote (42,1%) seiner Karriere nachhaltig unterstreichen.Der 31-jährige Würzburger geht nach seiner Nationalmannschafts-Pause im vergangenen Sommer erstmals körperlich absolut fit in die entscheidende Saisonphase und hofft nach den Playoff-Enttäuschungen vergangener Jahre endlich auf den großen Wurf. Die Chancen stehen gut: Dallas wirkt nach den Halbzeit-Verpflichtungen von Flügelspieler Caron Butler sowie Center Brendan Haywood gefährlicher als in den Jahren zuvor. Das Team scheint sich nach schleppendem Saisonstart und einer taktischen Umbruchsphase (neuer Trainer, verbesserte Defensive) pünktlich zum Saisonfinale gefunden zu haben, was eine bemerkenswerte Siegesserie von 13 Spielen zwischen Januar und Februar beglegt.Sollten es Nowitzki & Co bis ins West-Finale gegen die Lakers schaffen, hätten sie mittlerweile die nötige Mischung aus schlagkräftiger Verteidigung und vielseitiger Offensive, um dem Meister aus LA die Stirn zu bieten. Wackelige Hände scheint zumindest Nowitzki derzeit nicht zu haben: Mit 62 in Serie verwandelten Freiwürfen in den letzten acht Saisonspielen kratzt Deutschlands Ausnahmebasketballer am Rekord von Michael Williams aus dem Jahr 1993 (97 in Serie).Foto: ap

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Denver Nuggets, Saisonbilanz: 53-29, Erstrundengegner: Utah JazzDie Erstrundenserie zwischen den Nuggets und den Utah Jazz dürfte das spannendste von allen acht Playoff-Paarungen werden. Das liegt vor allem an Denvers Mannschaft, die so etwas wie das Werder Bremen der NBA zu sein scheint. In der Offensive kann das hochtalentierte Team von Trainer-Altmeister George Karl an guten Tagen jeden Gegner (ja, sogar die favorisierten Cavaliers) aus der Halle fegen, während die Defensive der Nuggets häufig so wirkt, als fände sie Verteidigen im Basketball überflüssig. Olympiasieger Carmelo Anthony (im Bild) trägt das Team als uneingeschränkter Star, der mit seiner Explosivität und seinem unerschöpflichen Punktesammler-Drang gerade in den Playoffs zur Hochform auflaufen wird. Die Regie führt auf dem Platz Dirigent Chauncey Billups, dessen Erfahrung und Nervenstärke ihm den Namen "Mr. Big Shot" einbrachte. Seine Hauptqualität ist wie gemacht für enge Playoff-Spiele: Er trifft entscheidende Würfe.Daneben versammeln sich im Kader der Nuggets noch Scharfschütze JR Smith, der brasilianische Schwerstarbeiter Nenê sowie die sprunggewaltigen Forwards Kenyon Martin und Chris Andersen. Spaß an der Defensivarbeit hat von den Genannten aber nur Letzterer - gegen die ausgeglichenen Jazz um ihre Anführer Deron Williams und Carlos Boozer sowie die europäischen Spitzenspieler Andrei Kirilenko (Russland) und Mehmet Okur (Türkei) könnte sich das als Stolperstein erweisen.Foto: afp

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Phoenix Suns, Saisonbilanz: 54:28, Erstrundengegner: Portland Trail BlazersNeben Orlando, Dallas und Miami waren die Suns gegen Saisonende das formstärkste Team der Liga. Mit einer Serie von acht Siegen bei zwei Niederlagen überrannten sie in den letzten zehn Spielen die Konkurrenz und dürfen sich nun als Geheimfavorit im Westen fühlen. In Runde eins gegen die ersatzgeschwächten Trail Blazers (deren Anführer Bryan Roy ausfällt) sollte die Mannschaft aus Arizona keine Probleme haben, sich durchzusetzen.Der Motor der furiosen Fastbreak-Flotte von Trainer Mike Alvin Gentry ist immer noch der kanadische Spielmacher Steve Nash (re.). Seine Pässe verwertet - anders in alten Mavericks-Zeiten - nicht mehr Nowitzki, sondern vornehmlich das 27-jährige Sprungwunder Amare Stoudemire (li.). Mit ihrem eingespielten Blocken-und-Abrollen erinnern die beiden Suns-Garanten an Utahs legendäres Duo John Stockton und Karl Malone - mit dem Unterschied, dass Stoudemire gefühlt mehr Zeit in der Luft hängend verbringt als auf dem Boden.Ob das Tempospiel der Suns in den traditionell intensiven und defensiv geprägten Playoffs allerdings zum Erfolg führen wird, ist fraglich, denn: weder Nash noch Stoudemire gelten als ausgemachte Defensiv-Bulldoggen. Gefährlich ist Phoenix dennoch. Läuft ihre gefürchtete Offensive um die erfahrenen Flügelspieler Jason Richardson und Grant Hill sowie die aufstrebenden Talente Goran Dragic, Jared Dudley und Channing Frye heiß, könnten die Suns in den Playoffs mehr erleben als nur Runde eins.Foto: afp

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Boston Celtics, Saisonbilanz: 50:32, Erstrundengegner: Miami HeatImmer noch spielen die großen Drei in Boston die Hauptrolle: Kevin Garnett (im Bild), Paul Pierce und Ray Allen gewannen mit den Celtics 2008 die Meisterschaft und schicken sich auch in diesem Jahr wieder an, eine weite Playoffreise hinzulegen. Garnett ist trotz sinkender Statistikwerte und Verletzungsanfälligkeit immer noch der Dreh -und Angelpunkt, da er mit seiner Vielseitigkeit fast alle Positionen besetzen kann. Pierce (geschickt im Eins-gegen Eins) und Allen (bester Dreierschütze der vergangenen zehn NBA-Jahre) sorgen von den Flügeln für Punkte, während Aufbauspieler Rajon Rondo sich zum heimlichen Anführer gemausert hat.Rondos Schnelligkeit und eine gute Defensive machen aus den Celtics zwar einen Kandidaten für das Finale im Osten, aber gegen die Topteams aus Orlando oder Cleveland müsste es schon mit dem Basketballteufel zugehen, sollten die Celtics eine Chance haben. Ähnlich wie Orlando verfügt auch Boston über eine starke Bank, wo Veteran Rasheed Wallace, Kraftpaket Glen Davis oder der 1,75 Meter kleine Slam-Dunk-Champion Nate Robinson schlagkräftigen Ersatz bieten, wenn die alternden Stars eine Pause brauchen. Ob es nach einem hart umkämpften Duell mit den Miami Heat um Superstar Dwyane Wade in der ersten Runde möglicherweise für mehr reicht, hängt auch davon ab, wie viel Kraft die Celtics gelassen haben.Foto: afp

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San Antonio Spurs, Saisonbilanz: 50:32, Erstrundengegner: Dallas MavericksBei den Spurs hatten sie sich von der Verpflichtung von Richard Jefferson vor der Saison eigentlich mehr versprochen. Der 29-jährige Flügelspieler sollte neben dem wohl komplettesten NBA-Center Tim Duncan (im Bild gegen Nowitzki) und den beiden Aufbau-Allstars Manu Ginobili und Tony Parker die vierte Säule im Team sein, doch der 2,01 Meter große Allrounder kam nie so richtig in Tritt. 12,3 Punkte pro Spiel bedeuten für den Bronze-Gewinner von Athen die zweitschlechteste Ausbeute seiner Karriere. Dass auch Parker, voriges Jahr noch einer der besten Aufbauspieler der Liga, wegen einer Knöchelverletzung eine eher durchwachsene Saison spielte, hatte zur Folge, dass San Antonio im starken NBA-Westen ungewohnt lange um die Playoff-Teilnahme kämpfen musste.Am Ende hatten es die Texaner Duncan und Ginobili (ein neuer Vertrag garantiert dem Argentinier in den kommenden drei Jahren 38,9 Millionen Dollar) und den Einbrüchen der Houston Rockets und Memphis Grizzlies zu verdanken, dass sie sich dennoch in den sicheren Playoff-Hafen manövrieren konnten. In der ersten Runde müssen sich die Spurs anstrengen, um nicht wie im Vorjahr gegen die Mavericks auszuscheiden. Für ein mögliches Weiterkommen brauchen sie neben dem ewig konstanten Duncan und den Geistesblitzen von "Gaucho" Ginobili vor allem eine Leistungssteigerung von Jefferson und Parker.Foto: ap

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