Los Angeles Lakers in der NBA:Der Harlekin des Königs

Los Angeles Lakers in der NBA: Dennis Schröder spielte richtig stark gegen Minnesota - damit verhalf er den Lakers zur Playoff-Qualifikation.

Dennis Schröder spielte richtig stark gegen Minnesota - damit verhalf er den Lakers zur Playoff-Qualifikation.

(Foto: Gary A. Vasquez/Usa Today Sports via Reuters)

Dennis Schröder liefert beim Comeback-Sieg der Lakers und der Qualifikation für die Playoffs eine grandiose Basketball-Partie - weil LeBron James ihm in wichtigen Momenten vertraut und der Geschichte der beiden ein neues Kapitel hinzufügt.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Der Blick von LeBron James war bitterernst, als er Mitte des dritten Viertels zur Anzeigetafel, zu den Erste-Reihe-Edelfans seiner Los Angeles Lakers und dann zu Kollege Anthony Davis sah. Zwischenstand und Zuschauerblicke vermittelten die gleiche Botschaft: Es sah nicht gut aus für die Lakers, sie lagen mit 15 Punkten zurück gegen die Minnesota Timberwolves, und die Lage war von vornherein bekannt: Der Sieger erreicht die Playoffs und spielt von Sonntag an in der ersten Runde gegen die Memphis Grizzlies - der Verlierer spielt am Donnerstag gegen den Sieger der Partie New Orleans gegen Oklahoma City um den letzten verbliebenen Playoffplatz.

Der Blick von James zu Davis sagte: Jetzt wird es Zeit, dass wir beide die Kontrolle übernehmen über diese Partie und gerade diesen Gegner. Die Timberwolves hatten sich ja bekanntermaßen selbst dezimiert beim letzten Spiel der regulären Saison. In der Halbzeit hatte Jaden McDaniels auf dem Weg in die Kabine frustriert gegen eine Wand geprügelt und sich an der Hand verletzt. Kurz davor hatte Rudy Gobert seinem Kollegen Kyle Anderson während einer Auszeit einen Schwinger gegen die Brust verpasst, weil der ihn wegen lustloser Defensive "bitch" geschimpft hatte; frei übersetzt: Weichei. Ja, es war wirklich so tölpelhaft: Nach 82 Saisonspielen und drei Siegen in Folge für die Play-in-Quali fehlten die beiden besten Verteidiger der Timberwolves wegen einer grotesken Selbstdemontage.

Die Lakers waren also der klare Favorit, doch es wurde eine packende Partie, die schlussendlich in der Verlängerung entschieden werden musste - weil Minnesotas Mike Conley den Führungs-Dreier des deutschen Lakers-Aufbauspielers Dennis Schröder (1,4 Sekunden vor dem Ende) mit drei erfolgreichen Freiwürfen 0,1 Sekunden vor Schluss ausgeglichen hatte.

Die Lakers gewannen 108:102, weil James sie nach dem Blick zu Davis ganz einfach auf seine Schultern packte und in die Playoffs schleppte. Er ackerte und rackerte in der Defensive, holte neun Rebounds unterm eigenen Korb, stibitzte zwei Bälle von den Gegnern und blockte drei Würfe. Natürlich, das wird selbst in der 20. Profisaison quasi von ihm erwartet, schaffte er mal wieder 30 Punkte, doch das war längst nicht alles: Er wühlte und wuselte, und er suchte nach Mitspielern, die sich mitreißen ließen an diesem Abend. Das war Davis, klar, mit 24 Punkten und 15 Rebounds; deshalb auch der Blick im dritten Viertel. Später aber, da sah James immer wieder zu Schröder, und das ist bekanntlich noch mal eine ganz andere Geschichte.

Schröders ganz persönliche Geschichte mit den Lakers und LeBron

2021 hatte Schröder die Lakers nach einer eher schwachen Saison verlassen, beide Seiten schoben sich die Schuld für eine geplatzte Verlagsverlängerung zu (Gerüchten zufolge hatten die Lakers 84 Millionen Dollar für vier Jahre geboten; Schröder sagte später, dass es nie ein Angebot gegeben hatte). Lakers-Legende Magic Johnson rief Schröder hinterher, dass der kein echter Laker sei, weil er Einstellung und Gewinner-Gen vermissen lasse. Vor der aktuellen Spielzeit kehrte Schröder, 29, nach LA zurück, bei einem verhältnismäßig spärlichen Verdienst von 2,6 Millionen für ein Jahr. Er war oft nur Nebendarsteller bei diesen Lakers, die sich extrem schwertaten in dieser Saison - was auch an den Teamleadern gelegen hatte. Davis verpasste ein Viertel der Spiele, James kann mit 38 nicht mehr jede Partie alleine entscheiden.

Was er kann: solche Duelle wie jenes gegen die Wolves prägen und dabei nicht nur selbst glänzen, sondern auch die Mitspieler besser machen. Schröder lieferte eine grandiose Partie: Er schaffte nicht nur 21 Punkte, sondern war wirklich überall zu finden, vor allem in der Defensive, was ohnehin seine Stärke ist - wenn er denn will. "Mein Selbstvertrauen ist da - auch weil ich sehe, dass LeBron mir vertraut", sagte Schröder, nachdem ihn James nach der Partie zu den Reportern in den Katakomben gezogen hatte: "Ich habe keine Angst vor dem Moment; ich bin da, wenn ich gebraucht werde."

Das letzte Wort des Abends gehörte aber James: "Das sind die Abende, für die man trainiert." Und auf Schröder angesprochen, den ein Reporter in Anspielung auf James' Spitzname (King) liebevoll den "Harlekin" nannte: "Das mache ich, seit ich ein Teenager bin: Ich suche meine Mitspieler, ich vertraue ihnen. Leider hat Anthony mit seinem Hirnfurz-Foul verhindert, dass der Dreier von Dennis der Siegtreffer war." Er sah hinüber zu Davis, lachend, aber doch so ernst, dass Davis sofort sagte: "Sorry! Mein Fehler!"

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